GVA-Kongress: Leichtes Umsatzplus, neuer Wettbewerb, Wertewandel im IAM
Der GVA-Kongress 2013, der am gestrigen Mittwoch traditionell im Maritim Airport Hotel in Hannover stattfand, brachte durchaus Überraschendes hervor. Gemeint ist weniger die Kernbotschaft von GVA-Präsident Hartmut Röhl, dass sich die Branchenkonjunktur nach einer leichten Delle im ersten Quartal 2013 positiv erholt hat. Vielmehr war es die durchgängig spürbare Tatsache, dass nun Themen wie der Onlinevertrieb beziehungsweise die Onlinevermarktung von Fahrzeugteilen und Services im IAM angekommen sind. Die Potenziale dahingehend wurden in den letzten Jahren nicht nur sagenhaft unterschätzt, die Themen selbst wurden mitunter belächelt. Die Notwendigkeit einer integrierten Vorgehensweise was zukünftige Vertriebs- und Vermarktungswege im IAM angeht wurden scheinbar erkannt. Jetzt müssen Taten folgen.
Die Stimmung ist keine schlechte im deutschen Teilehandel so Hartmut Röhl im Rahmen des Pressefrühstücks im Vorfeld des GVA-Kongresses: 70,4 % der GVA-Mitgliedsunternehmen verzeichneten laut Röhl nach dem dritten Quartal 2013 und im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus. So habe beispielsweise der Absatz von Lenkungs- und Fahrwerksteilen deutlich angezogen. Auch das Geschäft mit Werkstattausrüstung im Allgemeinen und Reifen im Speziellen hat sich positiv entwickelt – was immer auch ein Indikator für ein gesundes Teilegeschäft ist. Negativ zu werten waren laut Röhl hingegen die Irritationen rund um die neuen Klimaservicegeräte beziehungsweise das neue Kältemittel R1234yf. Zahlreiche Werkstattbetriebe hatten in ein Zweitgerät investiert und fühlten sich mitunter verschaukelt.
Was den anschließenden GVA-Kongress selbst betraf, so durften sich die rund 300 Teilnehmer auf spannenden Vorträge freuen. Den Einstieg lieferte Stefan Becker, Leiter Finanz und Rechnungswesen bei der Schmitz Cargobull AG. In aller Offenheit referierte Becker über die Krisenzeit des Unternehmens 2007/2008 und nannte konkrete Zahlen. Becker beschrieb die Mittel und Wege, die Schmitz Cargobull aus der Krise halfen. Aktuell ist der Hersteller von Nutzfahrzeug-Aufliegern nach zahlreichen Umstrukturierungsmaßnahmen und der Neuausrichtung der Unternehmensstrategie wieder bestens aufgestellt.
Die abschließende Klammer des GVA-Kongresses bildete der Vortrag des Unternehmensberaters und Buchautors Prof. Dr.Guido Quelle zum Thema profitables Wachstum. Um beispielsweise die Erkenntnisse aus den Vorträgen der Vorredner in die Tat umzusetzen sei es zuerst einmal notwendig interne Bremsen zu lösen und dem Unternehmen neuen Schub zu geben. Dies gelte im Übrigen für alle unternehmerische Belange, branchenübergreifend. So stellte Quelle einige Thesen auf, die er in seinem kurzweiligen Vortrag mit Beispielen prominenter Mandate seiner gleichnamigen Unternehmensberatung untermauerte. So entstehe Wachstum nicht durch Addition sondern durch Innovation. Diese muss aber auch gewollt sein im Unternehmen. Auch sei der Blick in den Rückspiegel beziehungsweise die Betrachtung der letzten Geschäftszahlen selten ein Innovationstreiber. Vielmehr müssen das Management nach vorne durch die Windschutzscheibe schauen um den richtigen Weg zu erkennen. Interessant war auch Quelles Bericht über eine Aufsichtsratssitzung eines bekannten Unternehmens: Die schlechten Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres gründeten auf die schlechte Konjunktur, den aufstrebenden Wettbewerb und so weiter. „Kein selbstkritisches Wort“, so Quelle. „Kein Wort über die eigene Produktqualität, das bessere Personal des Wettbewerbs, die besseren Produkte sowie die augenscheinlich bessere Strategie“.
Es fällt am Ende relativ leicht mit einem Satz von Prof. Dr. Guido Quelle diesen Bericht vom GVA-Kongress 2013 abzuschließen: „Vertriebsstrategie ? Wir verkaufen da wo Licht brennt – wir haben keine Vertriebsstrategie“, so ein Vertreter eines namhaften Großhandelsunternehmens. Einige Player im IAM sind jedoch bereits passabel aufgestellt was die Cross-Channel-Vermarktung (nutzen auch b2c-Kanäle) Ihrer Produkte angeht, viele arbeiten daran, einige diskutieren noch. Denkbar wäre durchaus eine gemeinsame b2b-Plattform des Teilehandels – wer weiß..?!
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