GVA-Jahresversammlung: Kein stabiler Trend im freien Kfz-Teilehandel erkennbar
Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung 2012 des Gesamtverbands Autoteile-Handel e.V. (GVA) in Hannover nutzten zahlreiche Entscheider aus dem Kfz-Teilehandel und der Kfz-Teileindustrie die Möglichkeit, sich über verbandspolitische Themen zu informieren und sich über die aktuelle wirtschaftliche Lage im Kfz-Aftermarket auszutauschen.
Nach zwei starken Wachstumsjahren 2010 und 2011 sehen Branchenvertreter den Kfz-Teile- und Servicemarkt derzeit auf verhaltenem Niveau. GVA-Präsident Hartmut Röhl: ‚Das zweite Quartal war durch eine Abkühlung der Branchenkonjunktur geprägt, die Lage stabilisierte sich aber im Sommer wieder. Über das gesamte Jahr 2012 betrachtet, lässt sich kein stabiler Trend erkennen. Die Erwartungen unterscheiden sich deutlich.‘ Einer aktuellen GVA-Mitgliederbefragung zufolge rechnen rund 44 Prozent der Unternehmen aus dem Kfz-Teilehandel und der Kfz-Teileindustrie für das Gesamtjahr 2012 mit steigenden Umsätzen.
Ein wesentliches Thema des GVA ist der Zugang des Kfz-Aftermarktes zu den technischen Informationen der Fahrzeughersteller. GVA-Präsident Hartmut Röhl: ‚Gemäß Euro 5/6-Verordnung für Pkw (bzw. Euro VI für Nkw) sind die Fahrzeughersteller verpflichtet, die Basisdaten zur Teileidentifikation und -zuordnung in geeigneter Form an den IAM weiterzugeben.‘ Der GVA hat exemplarische Beschwerden gegen zwei Fahrzeughersteller eingereicht und die zuständigen Typgenehmigungsbehörden um Prüfung gebeten, ob diese Pflichten in hinreichender Form erfüllt werden. Aktueller Stand: Die zuständigen Behörden haben noch nicht entschieden.
Software wird darüber hinaus zunehmend selbst zum Ersatzteil. Des Weiteren ist zu beobachten, dass immer mehr Komponenten untereinander oder mit Systemen der Fahrzeughersteller vernetzt sind. Daraus entsteht die Gefahr, dass die Unternehmen des IAM, etwa durch abgeschottete, individuelle Lösungen der Fahrzeughersteller, aus dem Markt gedrängt werden. Das gilt besonders für Anwendungen im Bereich Telematik. GVA-Präsident Röhl fordert: ‚Telematiksysteme müssen über standardisierte Schnittstellen verfügen und auch für die Unternehmen des Independent Aftermarket zugänglich sein.‘ Durch die geplante EU-weite verpflichtende Einführung des elektronischen Notrufsystems eCall in Neuwagen wird die für Telematiklösungen notwendige technische Infrastruktur im Pkw-Fuhrpark über alle Fahrzeugklassen hinweg eine rasante Verbreitung finden und kann zu einer echten Bedrohung für den Wettbewerb im Kfz-Aftermarket werden.
Wesentliche Fortschritte kann der GVA bezüglich der so genannten Herstellergarantie vermelden. Die Verunsicherung besonders bei Werkstätten und Verbrauchern konnte durch einen von der EU-Kommission kürzlich veröffentlichten Katalog häufig gestellter Fragen (‚FAQ‘) zur ‚Aftermarket-GVO‘ gemindert werden.
Dr. Helmut Becker vom Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation beschäftigte sich mit der Zukunft der Mobilität und referierte über Auswirkungen auf das Aftersales-Geschäft. Der zunehmenden Vernetzung des Automobils und deren Folgen für den Aftermarket widmete Prof. Dr. Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen sein Referat. Arnd Franz, Geschäftsführer der Mahle Aftermarket GmbH, beleuchtete die Bedeutung des deutschen Inlandsmarktes für die Fahrzeugteileindustrie. Eine neue Reparaturkultur forderte Elmar Wenzel von der Trainmobil Trainings für Praktiker GmbH zum Abschluss des GVA-Kongresses ein.
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