Alfa Romeo hatte schon oft in seiner mittlerweile über hundertjährigen Firmengeschichte ein Modell namens Giulietta, zu Deutsch Julchen, im Programm. Fast ausnahmslos waren es sportliche Autos mit Genen aus dem Rennsport. Das neueste Modell mit dem bekannten Namen ist seit gut einem Jahr auf dem Markt und knüpft an diese Tradition an: ein sehr dynamisch aussehendes Fahrzeug mit einigen technischen Highlights.
Die Giulietta lehnt sich stilistisch an den 8C Competizione an, betont sportlich ist daher auch die Linienführung. Gut ins Bild passen ebenfalls die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit integriertem Kurvenlicht und LED-Tagfahrleuchten. Neben der modernen Optik liefert diese gegen Aufpreis erhältliche Lichtanlage auch eine sehr gute Ausleuchtung der Straße.
Wie schon früher bei Alfa Romeo praktiziert sind die hinteren Türgriffe ganz dezent in der Nähe des Fensters im Türrahmen versteckt und verhelfen dem familientauglichen Fünftürer zu einer coupéhaften Silhouette. Die hübsche Italienerin ist 4,35 m lang, 1,80 m breit und 1,47 m hoch, womit sie gut in die kompakte Mittelklasse einzuordnen ist. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist die Giulietta effizienter in der Raumausnutzung, und hier vor allem im Gepäckabteil: Dank der neuen ‚Compact’-Plattform und der platzsparend konstruierten Hinterradaufhängung übertrifft es mit 350 l das Raumangebot des Vorgängermodells um 58 l.
Kultivierter Diesel
Unser Testwagen war mit dem Turbodiesel 2.0 JTDM 16V ausgerüstet. Nur beim Start und niedrigeren Drehzahlen gab sich der 103 kW starke Selbstzünder akustisch noch als solcher zu erkennen, bei mittleren und höheren Drehzahlen kam der Sound einem Benziner angenehm nahe. Zwei obenliegende, über Zahnriemen angetriebene Nockenwellen steuern die Ventile. Der mit Start-Stopp-System kombinierte Motor gab sich recht sparsam im Umgang mit dem immer teurer werdenden Dieselsprit: Den Durchschnittsverbrauch von 4,5 l/100 km (Herstellerangabe) konnten wir zwar nicht erreichen, dennoch blieb der Common-Rail-Motor vor allem bei moderaten Geschwindigkeiten recht genügsam.
Das frontgetriebene Kompaktmodell verfügt auch über die für die Marke stehende Sportlichkeit: Der ab 1.750/min bis zu 350 Nm starke Multijet-Direkteinspritzer beschleunigt die Giulietta in exakt 9 s auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 205 km/h. Dazu passt die sportlich direkte elektromechanische Servolenkung. Die Besonderheit daran ist, dass die Zahnstange des Lenkgehäuses zwei Zahnräder besitzt. Dabei ist das Steuerritzel direkt mit der Lenksäule verbunden und gibt somit dem Fahrer direkte und präzise Rückmeldungen. Im Gegensatz dazu überträgt das Antriebsritzel das Drehmoment des elektrischen Stellmotors der Servounterstützung.
Neue Plattform
Die aktuelle Alfa Romeo Giulietta ist das erste Modell des Fiat-Konzerns, das die neu konzipierte C-Segment-Plattform nutzt. Sie basiert auf einer ebenso steifen wie leichten Struktur der Bodengruppe, die unter Verwendung von Aluminium und hochfesten Stählen entsteht. Hier kommen neben dem Lenksystem neuester Generation die neu konstruierten Radaufhängungen zum Einsatz.
Die gesamte Rahmenstruktur ist verwindungssteifer, was sich positiv auf das Fahrverhalten auswirkt, ohne gegenüber der Vorgängergeneration an Gewicht zuzulegen. Hoch- und höchstfeste Stähle machen mehr als 90 Prozent der gesamten Masse aus. Die Komponenten in crashgefährdeten Regionen bestehen aus warmgeformtem, oberflächenvergütetem Stahl.
Die Entwicklungsingenieure haben die vordere McPherson-Achskonstruktion im Hinblick auf maximale Abstützung gegen Seitenkräfte weiterentwickelt und optimiert. Dank des Einsatzes von Aluminium als Werkstoff sank gleichzeitig ihr Gewicht gegenüber den zuvor eingesetzten Gussstahl-Komponenten um 4 kg.
Eine Neuentwicklung stellt die Multilenker-Hinterachse der Giulietta dar. Ihre flache und raumsparende Bauweise schafft Platz für zusätzliches Gepäckvolumen. Leichte Quer- und Längslenker aus Aluminium reduzieren die ungefederten Massen im Vergleich zu konventionellen Mehrlenker-Konstruktionen um rund 10 kg.
Was die Wartung angeht, gibt sich die Giulietta recht bescheiden: alle 35.000 km ist ein Service eingeplant, was einerseits die Kunden freut, andererseits den Werkstätten die Kundenbindung nicht unbedingt erleichtert. Dank ihrer außergewöhnlich gelungenen Optik und des modernen Gesamtkonzepts hat die Giulietta gute Chancen, sich in dem hart umkämpften C-Segment eine Fangemeinde zu erobern.