Krafthand-Online hat mit Christian Hille, Geschäftsführer der United Vehicles GmbH, über den Kfz-Service-Marktplatz ‚Fair-Garage’, die Unterschiede zum Werkstattportal von Autoscout24.de sowie über die möglichen Auswirkungen von Preisvergleichsportalen für die Kfz-Servicebranche gesprochen.
Kürzlich startete die United Vehicles GmbH mit dem Kfz-Service-Marktplatz ‚Fair-Garage’ (www.fairgarage.de). Ähnlich wie Autoscout24.de mit dem ‚Werkstattportal’ kann sich der Verbraucher auf FairGarage über verschiedene Werkstattangebote informieren. Allerdings macht FairGarage im Unterschied zu Autoscout24 (bisher nur in puncto Fahrzeug-Inspektionen unterwegs) zahlreiche Werkstattdienstleistungen vergleichbar. So ist es dem Verbraucher beispielsweise möglich, über Baugruppen wie zum Beispiel Beleuchtung, Elektrik, Karosserie und Motor nach einem Angebot zu suchen.
Autohäuser und Kfz-Werkstätten können United Vehicles zufolge mit wenigen Klicks ihr Angebot einstellen. Dabei wird eine Gebühr von maximal 69 Euro im Monat fällig. Jedem Werkstattverantwortlichen ist es dabei freigestellt, für welchen Umfang, das heisst für welche Fahrzeuge er welche Services anbietet. Auf Basis von DAT-Daten und der individuell hinterlegten Stundensätze und Teileaufschläge werden automatisch entsprechende Festpreisangebote kalkuliert. Diese werden dann dem Verbraucher unmittelbar angezeigt.
Die Betaversion des Kfz-Service-Marktplatzes Fair-Garage beschränkt sich momentan auf den Großraum München und auf gut 60 Werkstätten und Autohäuser. Hille möchte jedoch zusammen mit seinem Geschäftspartner Christian Dietrich zügig expandieren. Geplant ist der ‚Deutschland-Roll-Out’ im Frühjahr 2012.
Georg Blenk: Herr Hille, Sie starteten vor rund zwei Wochen mit ‚Fair-Garage’. Warum ein Preisvergleichsportal für Werkstattdienstleistungen?
Christian Hille: Transparenz schafft Vertrauen. Neben dem Preis machen wir das Leistungsangebot, die Art der Werkstatt, die Entfernung, die Zusatzleistungen, die Verfügbarkeit und zukünftig auch die Kundenbewertung vergleichbar. Damit können Autohäuser und Werkstätten ihren Absatz ab sofort gezielt steuern und sich im Wettbewerb klar differenzieren. Für die Verbraucher ist das Internet ohnehin bereits die zentrale Informationsplattform für alle Arten von Waren und Dienstleistungen.
Blenk: Sie haben ursprünglich das Werkstattportal bei Autoscout24.de vorbereitet, welches ein ähnliches Geschäftsmodell vertritt. Aus welchem Grund haben Sie im Frühjahr ein eigenes Unternehmen gegründet und was unterscheidet Fair-Garage vom Modell von Autoscout24.de?
Hille: Weshalb gründet man ein Unternehmen? Man ist von dem Konzept überzeugt, hat ein exzellentes Team um sich und freut sich auf einen gesunden Wettbewerb. So ist es auch bei uns. Aber was macht den Unterschied zu AutoScout24? Wenn Sie die beiden Angebote vergleichen, werden Sie sehen, dass Fair-Garage nicht auf das überschaubare und sensible Thema Inspektion beschränkt ist. Außerdem kalkuliert FairGarage präzise, das heisst mit SilverDAT® von DAT, auf Basis der eindeutigen FIN und ausschließlich nach originalen Herstellervorgaben.
Blenk: Was muss ein Betreiber eines Autohauses oder einer Kfz-Werkstatt unternehmen, um die Dienstleistungen von Fair-Garage zu nutzen?
Hille: Ganz einfach: online registrieren, Umfang (für welche Fahrzeuge welche Services) und Parameter (Stundensätze und Teileaufschläge) festlegen, fertig. Anschließend wird der Betrieb durch uns freigeschaltet und das Angebot ist sofort dort präsent, wo es jetzt schon gesucht wird. Bei Nachfragen stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung.
Blenk: Mit welchen finanziellen Aufwendungen ist dies verbunden?
Hille: Die monatliche Gebühr je Betriebsstätte liegt zwischen 49 und 69 EUR, abhängig von der Anzahl der Betriebe und der Vertragslaufzeit – ein einfaches und faires Preismodell.
Blenk: Kommen wir zum potenziellen Werkstattkunden: Dieser sucht sich im Zweifel eine örtlich nahe, aber im Regelfall immer günstigere Werkstatt aus. Treten Sie damit nicht automatisch einen ruinösen Preiskampf in Gang?
Hille: Nochmals, nur Transparenz schafft Vertrauen. Ein attraktives Angebot ist immer ein Mix aus Leistung, Entfernung, Zusatzleistung, Bewertung, Preis und Verfügbarkeit. Ein Beispiel: Über wen haben Sie zuletzt Ihr Hotelzimmer gebucht? Und haben Sie das billigste Zimmer genommen? Sie sehen, FairGarage ist nicht mehr und nicht weniger als ein modernes Instrument, um gezielt die richtigen Kunden zu erreichen und freie Kapazitäten der Autohäuser und Werkstätten auszulasten.
Blenk: Mir fällt dazu auch das Handwerksportal ‚My-Hammer‘ ein, über das angeblich solide Facharbeit zu entsprechenden Dumpingpreisen feil geboten wird. Doch oftmals geht es nur darum, Aufträge zu ergattern. Leidet unter dieser Zielsetzung nicht auch die Reparaturqualität – schließlich sind moderne Pkw immer komplexer aufgebaut?
Hille: My-Hammer ist eine Ausschreibungsplattform. Im Gegensatz zu uns, definiert der Verbraucher dort eine Dienstleistung, schreibt sie aus und bekommt nach einigen Tagen händisch kalkulierte Angebote präsentiert. Ein für alle Seiten aufwändiger und fehleranfälliger Prozess. Auf FairGarage erfolgt die Kalkulation von Festpreisangeboten dagegen automatisiert, das heisst sofort und präzise. Daneben sprechen Sie das Problem der steigenden Fahrzeugkomplexität an. Die Lösung ist bekannt: Werkstätten müssen sich spezialisieren. Bisher ist die Voraussetzung dafür – gezielt Kunden zu gewinnen die der Spezialisierung entsprechen – nicht gegeben. Genau das bietet ab sofort Fair-Garage.
Blenk: Sie geben auf Ihren Internetseiten als Hauptvorteil für die Werkstattpartner eine höhere Werkstattauslastung an. Was nützen jedoch belegte Arbeitsplätze, wenn aufgrund des lokalen Wettbewerbsdrucks keine vernünftigen Erlöse mehr zu erzielen sind?
Hille: Die zusätzliche Werkstattauslastung ist nur ein Vorteil. Aber zu Ihrem Punkt. Ich halte es für gewagt zu behaupten, dass im Wettbewerb keine vernünftigen Erlöse erzielt werden können. Vielmehr liegt die Herausforderung für eine Werkstatt zunehmend darin, sich klar zu positionieren und diese Positionierung effizient zu kommunizieren.
Blenk: Auch von Seiten des Kfz-Gewerbes hörte man kritische Worte. Was entgegnen sie etwaigen Kritikern aus der Branche?
Hille: Ich weise darauf hin, dass FairGarage den Autohäusern und Werkstätten klare Vorteile bietet. Fair-Garage schafft Vertrauen und bietet die Möglichkeit einer zeitgemäßen Absatzsteuerung und Wettbewerbsdifferenzierung. Andere Branchen sind da schon weiter.
Blenk: Sie planen nächstes Jahr in Deutschland zu expandieren. Möchten Sie schon Zahlen nennen?
Hille: Das möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Aber wenn die positive Entwicklung anhält, werden wir im Laufe des kommenden Jahres ein flächendeckendes Angebot in der gesamten Bundesrepublik haben.
Blenk: Sehr geehrter Herr Hille, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Beachten Sie zu diesem Interview bitte auch die Umfrage ‚Gesunder Wettbewerb oder Ausverkauf‘!