Geschäft mit Perspektive?
Wer sich bisher wenig Gedanken über das Thema Oldtimerreparaturen gemacht hat, fängt damit am besten bei der kommenden Automechanika an, die im September ihre Pforten öffnet. Das ist zumindest die Meinung von Olaf Mußhoff, dem Direktor der Automechanika in Frankfurt. KRAFTHAND fragte ihn nach Chancen und Risiken in diesem Bereich – und erhielt zum Teil erstaunlich klare Antworten.
Oldtimer erleben seit einiger Zeit einen wahren Boom. Egal ob Anleger oder Liebhaber, um den Wert zu erhalten oder sogar zu steigern, muss sich jemand um die Wartung und die Instandhaltung der Fahrzeuge kümmern.
Bislang hat sich laut ZDK nur ein kleiner Teil als Fachbetrieb für historische Fahrzeuge zertifiziert.
An diesem Punkt kommt die Fachwerkstatt ins Spiel. Glaubt man den Experten aus Verbänden und Automobilclubs, dann lässt sich mit dem nötigen Sachverstand gutes Geld auf diesem Gebiet verdienen. Aber ist es für eine Werkstatt wirklich so einfach von diesem Geschäft zu profitieren?
Wie so oft lässt sich hier keine allgemeingültige Antwort für alle Fachbetriebe geben. Eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage kann jedoch die diesjährige Automechanika geben.
In Halle 12.1 widmet sich die Fachmesse dem Thema Old- und Youngtimer aus dem Werkstattblickwinkel. Vorab fragten wir Olaf Mußhoff wie er die Spezialisierung auf Old- und Youngtimer als Geschäftsmodell für Werkstätten sieht.
Herr Mußhoff, was kann die Old- und Youngtimer-Halle auf der Automechanika leisten, was Auftritte auf reinen Oldtimermessen nicht bieten können?
Die Automechanika Frankfurt ist eine reine Fachmesse und legt auch bei Classic Cars den Fokus auf den Aftermarket. So eine Plattform fehlte bisher gänzlich, obwohl sie dringend benötigt wird. Wir bieten gemeinsam mit unseren Partnern und Verbänden hochkarätige Workshops und Demonstrationen an, bei denen Kfz-Profis einen tieferen Einblick in das Thema bekommen. Auf einer zentral gelegenen Veranstaltungsbühne gibt es spannende Insidergespräche mit Branchenexperten und innovative Start-ups stellen ihre Geschäftsideen vor.
Und was erwartet Kfz-Profis, die sich bisher wenig Gedanken über das Thema Oldtimer gemacht haben?
Wer sich bisher wenig Gedanken über das Thema gemacht hat, ist bei der kommenden Automechanika genau richtig, denn wir bilden als einzige Messe das Thema aus der B2B-Perspektive entlang der gesamten Wertschöpfungskette ab. Hinzu kommt, dass wir Kfz-Profis eine neue Plattform bieten, um sich persönlich mit den Experten aus der Szene zu vernetzen.
Von welchen Experten reden wir da?
Mit an Bord sind Fahrzeug- und Teilehersteller, Lackhersteller, Versicherer, Anbieter von Finanzierungslösungen, Verbände und Prüfungsorganisationen.
Wie sollte eine Werkstatt vorgehen, wenn sie sich für Oldtimerreparatur und -restauration interessiert?
Wir empfehlen im ersten Schritt, sich auf der Automechanika umfassend von den Experten der Branche beraten zu lassen, um die Chancen und die Herausforderungen für sich zu identifizieren. Denn ob sich der Einstieg in das Classic-Car-Business lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei geht es nicht nur um Know-how und Teilebeschaffung, sondern beispielsweise auch um Themen wie die richtige Versicherungslösung.
Denn bei klassischen Fahrzeugen bewegen sich kleinere Betriebe schnell in einem Rahmen, der finanzielle Risiken mit sich bringen kann. Da ist die richtige Versicherung oft existenziell.
Kann es sein, dass deshalb die Berührungsängste vor diesem Geschäftsmodell zu hoch sind?
Die Komplexität des Themas wird oftmals falsch eingeschätzt: Während manche Werkstätten sich nicht so richtig an das Thema heran trauen, reparieren andere einfach drauf los. Die Experten des ZDK und des ZKF beraten Werkstätten auf der Automechanika gerne und zeigen in praktischen Produktvorführungen, wie es richtig geht. Für die Reparatur von Old- und Youngtimern bedarf es natürlich fundierten Fachwissens, aber das sollte Kfz-Profis keinesfalls abschrecken. Wichtig ist, sich vorher über die Chancen und Herausforderungen zu informieren und sich das Fachwissen anzueignen.
Also doch nur ein Geschäftsmodell für Betriebe, die sich spezialisieren wollen?
Nicht unbedingt. Es lohnt sich, das Thema nicht vorschnell für sich abzutun. Old- und Youngtimer stehen für ein Marktvolumen in Milliardenhöhe. Und ja es stimmt: Jede angebotene Werkstattleistung setzt fundierte Fachkenntnisse voraus, aber das trifft auf jede Leistung einer Fachwerkstatt zu – egal ob bei Oldtimern oder Neufahrzeugen. Mit der richtigen technischen und rechtlichen Vorbereitung ist das Classic-Car-Business kein Wagnis, sondern eine Chance. Deshalb nochmal: Wir laden interessierte Kfz-Profis herzlich dazu ein, sich über die vorhandenen Möglichkeiten zu informieren.
Herr Mußhoff, herzlichen Dank.
Die Fragen stellte Florian Zink
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