Volkswagen Amarok, Baujahr 2018, 3,0-l-V6-TDI-Motor, 150 kW

Geräuschvolle ABS-Regelung

Zu Ende denken, ZED
Bild: Krafthand

Krafthand-Ausgabe 6/2020

Neulich kam ein Kunde mit seinem erst vier Wochen alten Volkswagen Amarok mit 3,0-l-V6-TDI-Motor (150 kW) und Erstzulassung November 2018 in unsere Werkstatt. Er bemängelte ein sporadisches Ratter-Geräusch im Bereich der Vorderachse. Dies war überwiegend bei langsamer Fahrt und beim Rangieren zu hören. Aber auch auf einer längeren gemeinsamen Probefahrt konnte der Fahrer uns das Geräusch einige Male vorführen. Uns war schnell klar, dass die Suche nach der Ursache aufwendiger werden könnte.

Elektronische Geräuschsuche

Wieder in der Werkstatt, inspizierte unser Mechatroniker auf der Hebebühne den Pick-up auf mögliche Beschädigungen und Auffälligkeiten im Unterbodenbereich, jedoch ohne den erhofften Erfolg. Um die Geräuschquelle weiter einzugrenzen, verkabelte unser Techniker verschiedene Bauteile und Komponenten mit den Klemmen des elektronischen Stethoskops. Nach zahlreichen Probefahrten konnten wir das Geräusch am lautesten in der Nähe des ABS-Hydroag­gregats wahrnehmen. Versuchsweise zog unser Mann den Stecker vom ABS-Block ab und bei der erneuten Fahrt trat das Geräusch nicht mehr auf.

Fehlerursache ABS-Hydroaggregat?

Offensichtlich trat die Beanstandung des Kunden also während einer ABS-Regelung auf. Sollte etwa der Hydraulikblock die Fehlerursache sein? Da das Kundenfahrzeug fast neu war und auch keine Fehlerspeichereinträge vorhanden waren, vermutete unser Mechatroniker eine fehlerhafte Werkscodierung des ABS-Steuergeräts. Doch die Codierung war in Ordnung.

 

ABS-Probleme: Ein Fremdkörper auf dem Polrad verursachte die ­geräuschvollen Fahrten. Bild: Virnich

Unser Mann checkte außerdem die Spannungsversorgung und Masseanbindung des Steuergeräts, führte eine Grundeinstellung der Beschleunigungssensoren sowie des Lenkwinkelsensors durch – doch ohne Erfolg. Ebenso der Tausch der Räder mit einem Vergleichsfahrzeug sowie die Kontrolle des vorgegebenen Anzugsdrehmoments der Raddrehzahlsensoren und deren richtiger Abstand zum Geberrad brachte ihn bei der Fehleranalyse nicht weiter.
Nach Studium der Reparaturunterlagen und reiflicher Überlegung kam unser Kfz-Techniker letztendlich auf die Idee, die vier Geberräder auf mögliche Beschädigungen und Unregelmäßigkeiten genauer zu prüfen. Hierfür demontierte er die ABS-Sensoren und konnte nun den Grund für die mysteriösen ABS-Regelungen mit Ratter-Geräuschen erkennen.
Beim Drehen des hinteren rechten Polrads sah unser Mann jetzt einen Fremdkörper. Dieser sorgte für die Un­regelmäßigkeiten in der Drehzahlerfassung. Nach der ­Schadensmeldung an den Fahrzeughersteller und dessen Rückmeldung entfernte der Mechatroniker den Fremdkörper aus der Steckachse. Eine abschließende Probefahrt verlief ohne Beanstandung und wir übergaben dem Kunden seinen Pick-up.
Jörg Virnich, Nideggen-Schmidt

 

Dieses Kapitel ist in folgendem Fachbuch erschienen:

Zu Ende denken… Band 9 – Neue knifflige Fälle aus dem Werkstattalltag

1. Auflage 2021, von Georg Blenk, 104 Seiten, 44 Abbildungen/Grafiken/Tabellen, Farbe (4c), Softcover 18,64 € Netto, zzgl. MwSt. und Versandkosten

Rubriken:

• Elektrik/Elektronik
• Motor/Antrieb/Abgasanlage
• Bremse/Räder/Reifen
• Klimaanlage

 

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