Veröffentlicht am | von Rudolf Guranti und Florian Zink Lesezeit: 2 Min. | Ausgabe: 7/2019 Kommentieren
Schnelle Autos, jede Menge PS und viele Premieren. Das ist der Autosalon in Genf, wie man ihn kennt. Auch in diesem Jahr war das wieder der Fall. Nur eine Sache ist anders gewesen: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor standen bei den Autobauern weniger im Vordergrund als letztes Jahr. Auf den folgenden Seiten liefert KRAFTHAND eine kleine Messeübersicht.
Der Autosalon in Genf hat seine Anziehungskraft auch 114 Jahre nach seinem Debüt nicht verloren. Die Ausstellung zeigte auf 102.000 Quadratmetern mehr als 900 Marken. Erwartet wurden rund 660.000 Besucher und 150 Weltpremieren. Nicht zu übersehen war diesmal, dass es mehr Verpflegungsmöglichkeiten, breitere Gänge, zahlreichere Kaffeebars und Oldtimerpräsentationen gab als bisher – möglicherweise müssen wir uns auf künftigen Automessen daran gewöhnen.
Marken wie Volvo, Ford, Opel, Hyundai oder Jaguar stellten erst gar nicht aus. Aufgrund der Absagen hatten Exoten und gewagte Fahrzeugstudien ihren großen Auftritt. Der Autosalon bot in diesem Jahr aber auch Ausstellern mit Ladesäulenkonzepten, Motorrädern und sogar Fahrrädern das entsprechende Ambiente. Vermutlich wären sonst die Standflächen leer geblieben.
Natürlich aber ist Genf vor allem der Gradmesser der Branche. Die großen Autobauer zeigen deshalb in erster Linie Modelle, die demnächst in Serie gehen sollen oder in Kürze beim Händler stehen – vom Kleinwagen bis zum SUV. Welche Fahrzeugmodelle zum Verkaufsschlager werden, ist zwar schwer vorauszusagen, aber eines lässt sich zumindest feststellen: Deutlich mehr als in den letzten Jahren dominierte in Genf das Thema Elektromobilität. Und zwar weniger mit Konzepten, deren Realisierung in weiter Ferne liegt, sondern vermehrt mit seriennahen Modellen, die ihren Verkaufsstart teilweise noch in diesem Jahr haben sollen.
Der neue BMW 7 erhält wieder eine Zwölfzylinder-Variante für die Langversion. Mit 585 PS und 850 Nm beschleunigt der 6.6-l-V12-Biturbo den knapp 2,3 t wiegenden Luxusliner von 0 auf 100 km/h in 3,8 s bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 305 km/h. BMW treibt aber auch die Elektrifizierung seines Antriebsportfolios voran und präsentiert auf dem Internationalen Automobil-Salon 2019 in Genf seine jüngsten Plug-in-Hybrid-Modelle, darunter auch den 7er. Weitere auf der Messe ausgestellte Plug-in-Hybrid-Modelle waren der 225xe, 330e, 530e, X3 xDrive30e, und der X5 xDrive45e.
Bis zu 1,6 km weit und maximal 40 km/h schnell soll der Subaru XV rein elektrisch fahren können, bevor der Benziner alleinig für Vortrieb sorgt. Dieser ist in dem Mild-Hybridmodell an das Siebengang-CVT-Getriebe namens Lineartronic gekoppelt. Für den Einsatz mit dem Hybridantrieb wurde es entsprechend adaptiert und beinhaltet einen rund 12,5 kW starken Elektromotor. Das Active-Torque-Vectoring verteilt das Drehmoment gezielt zwischen Vorder- und Hinterachse, sodass immer ausreichend Kraft am Boden ankommt. Verbaut ist das neue Allrad-Managementsystem X-Mode, das Bremskraft, Allradantrieb, Motormanagement und andere Funktionen zielgerecht aufeinander abstimmt.
Der neue Piëch Mark Zero könnte auf den ersten Blick auch ein Grantourismo aus den 1960er Jahren sein. Das ist durchaus gewollt. Laut Unternehmen soll das Auto den Fahrspaß eines puristischen Sportwagens ins Elektrozeitalter transportieren. Fahrhilfen und andere Technikspielereien sind auf das Nötigste reduziert. In Genf stand ein rein elektrischer Prototyp mit einem E-Motor an der Vorder- und zwei an der Hinterachse. Jeder Motor soll eine Leistung von 150 kW liefern; die Systemleistung entspricht somit 450 kW. Die Gesamtkapazität des Akkupakets soll für 500 km nach WLTP-Messzyklus reichen. Der Verkaufsstart ist allerdings erst für 2022 geplant.
Die Stuttgarter zeigten erstmals der Öffentlichkeit eine seriennahe Großraumlimousine im Premiumsegment mit rein batterieelektrischem Antrieb. Der Frontelektromotor des Concepts EQV leistet 150 kW (204 PS) und die Batterie hat eine Kapazität von 100 kWh. Die Reichweite beträgt 400 km. Darüber hinaus bietet das Fahrzeug vielfältige Sitzkonfigurationen: Durch den Einbau von Einzelsitzen oder Sitzbänken lässt sich das mit sechs Plätzen ausgestattete Konzeptauto auch zum Sieben- oder Achtsitzer umfunktionieren.
Der e.GO Life S ist laut Unternehmen als kompaktes und sportliches Elektroauto entwickelt worden. Mit mehr Leistung, einem geänderten Fahrwerk und sportlichem Interieur will e.GO die Marktchancen für eine noch dynamischere Version testen. Die Basisversion Life ging nach erfolgreicher Homologation Mitte März 2019 im neuen Werk in Aachen in Serie. Ab Anfang Mai 2019 wird er dann an die ersten Kunden ausgeliefert.
Audi setzt seine E-Offensive systematisch fort. Neben dem SUV e-tron und dem 2019 folgenden e-tron Sportback war auf dem Stand die Studie des viertürigen e-tron GT concept zu sehen. Das Elektro-Coupé soll 2020 in Serie gehen. Die flache Bodenarchitektur bietet niedrigen Schwerpunkt und sportliche Fahrdynamik. 434 kW Systemleistung sollen für entsprechende Fahrleistungen sorgen. Je eine E-Maschine arbeitet an der Vorder- und Hinterachse. Das Drehmoment gelangt über alle vier angetriebenen Räder auf die Straße. Die Lithium-Ionen-Batterie mit 90 kWh sorgt für über 400 km Reichweite (WLTP).
Der elektrische Stadtlieferwagen Kangoo Z.E. soll in Zeiten drohender Fahrverbote die Vorteile der lokal emissionsfreien Elektrofahrzeuge ausspielen. Dank des neuen 33-kWh-Akkus hat sich die Reichweite auf 270 km bei optimalen Bedingungen erhöht. Für den Mobilitätsbedarf im Citybereich reicht diese Distanz für den Tagesbedarf aus. Der fremderregte Elektro-Synchronmotor hat eine Leistung von 44 kW, das Drehmoment beträgt 226 Nm bei 400/min. Interieur, Ausstattung und Bedienelemente sind schlicht und funktional gehalten. Der Kangoo ist in zwei verschiedenen Ausführungen lieferbar.
Die rein elektrische Konzeptstudie VISION iV gibt laut koda einen Ausblick auf die elektrische Zukunft des Unternehmens. Das erste Fahrzeug des Automobilherstellers auf Basis des modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) des Volkswagen-Konzerns soll der nächste Schritt der tschechischen Marke in Richtung Elektromobilität sein. Den Vortrieb ermöglicht ein Allradantrieb mit zwei Elektromotoren, die eine Systemleistung von 225 kW haben. Das Zeitalter der Elektromobilität beginnt bei koda aber schon dieses Jahr. Den Anfang macht die batterieelektrische Version des CITIGO sowie der SUPERB mit Plug-in-Hybridantrieb.
Mit dem Mazda CX-30 präsentiert der japanische Automobilhersteller einen neuen Kompakt-SUV. Mit neuem Design und den Skyactiv-Technologien setzt das zwischen dem CX-3 und dem CX-5 angesiedelte Modell die Entwicklung fort, welche die Ende 2018 vorgestellte neue Generation des Mazda 3 angestoßen hat. Weiteres Highlight in Genf war die Europapremiere des Mazda MX-5 in der Sonderedition zum 30-jährigen Jubiläum. Das Sondermodell ist auf 3.000 Exemplare limitiert.
VW präsentierte die erste vollelektrische Version eines neuen ID. Buggys. Angelehnt an die US-Strandbuggys der 60er- und 70er-Jahre basiert die Studie auf dem modularen E-Antriebsbaukasten (MEB). Damit demonstriert der Konzern, dass die neue Plattform genauso variabel ist, wie damals der Käfer. Die Hochvoltbatterie ist in den Fahrzeugboden integriert. Dieser Lithium-Ionen-Akku bietet einen Energiegehalt von 62 kWh, um den 150 kW starken Elektromotor über Distanzen von rund 250 WLTP-Kilometern mit Strom zu versorgen. Der Innenraum ist mit wasserfesten Materialien ausgestattet, da keine Türen und kein Dach vorhanden sind.
Der Toyota Mirai versteht sich als ein visionäres Fahrzeug. Es fährt zu 100 Prozent elektrisch und braucht nie aufgeladen zu werden. Stattdessen generiert ein neuartiges Brennstoffzellen-Stack Strom für den Elektromotor mit null Emissionen. Die Leistung (Brennstoffzelle/Elektromotor) wird mit 113 kW angegeben, Treibstoff ist Wasserstoff (H2). Das Batteriesystem gewinnt beim Verzögern und Bremsen Energie zurück, was die Effizienz weiter steigert. Eine Tankfüllung reicht laut Hersteller bis zu 500 km. Der Mirai wird in fünf Lackierungen angeboten und ist mit zahlreichen Fahrersicherheitssystemen ausgestattet.
Das Kompaktmodell Polestar 2 der Volvo- und Geely-Gruppe verfügt über je zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse und eine Batterie mit einer Kapazität von 78 kWh, die eine WLTP-Reichweite von 500 km ermöglicht. Der alle vier Räder antreibende elektrische Antrieb leistet 300 kW (408 PS) und 660 Nm. Die Sportlichkeit des serienmäßigen Dynamikfahrwerks lässt sich mit dem optionalen Performance-Pack weiter erhöhen. Es umfasst Stoßdämpfer von Öhlins, Brembo-Bremsen und geschmiedete Räder im 20-Zoll-Format. Optische Akzente setzen die markentypischen goldenen Sitzgurte, Bremssättel und Ventilkappen.
Der neue Mitsubishi L200 mit 2,2-l-Dieselmotor und wahlweise 6-Gang-Getriebe oder Automatikantrieb wurde als sogenannter Ultimate Sport Utility Truck entwickelt. Markante Kennzeichen sind das robuste Erscheinungsbild mit der aktuellen Entwicklungsstufe des Mitsubishi Dynamic-Shield-Frontdesigns und der Einsatz neuer Aktiv-Sicherheitstechnologien. Das optimierte 4WD-System verspricht ein besseres Offroad-Verhalten. Es ist mit zwei Offroad-Modi ausgestattet, bei denen sich zwischen Super-Select-4WD und Easy-Select-4WD wählen lässt.
Nissan hat sein vollelektrisches Modell LEAF überarbeitet. Die Reichweite steigt mit einem leistungsfähigeren Akku auf 385 km. Bestellbar sind die neuen Varianten ab sofort. Ihren Einstand feierte die größere Batterie in Verbindung mit einem auf 160 kW erstarkten Elektromotor in der im Januar vorgestellten LEAF e+ 3.ZERO Limited Edition. Aufgrund des Verkaufserfolgs des Sondermodells erweitert der Autobauer nun diese Antriebskonfiguration auf weitere Ausstattungsvarianten. Als Einstiegvariante in die E-Mobilität fungiert aber weiterhin der Nissan LEAF ZE1 MY19 40 kWh mit 110 kW/150 PS-Motor und einer Reichweite von 270 km zu Preisen ab 36.800 Euro.
Honda hat in Genf angekündigt, bis zum Jahr 2025 in Europa 100 Prozent seiner Neufahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb auszustatten. Der sogenannte e-Prototyp gibt einen konkreten Ausblick auf Hondas erstes Elektrofahrzeug für den europäischen Markt. Das Fahrzeug besitzt eine Reichweite von über 200 km und lässt sich innerhalb von 30 min zu 80 Prozent aufladen. Die Serienversion des e-Prototyps wird im Lauf des Jahres vorgestellt. Ab Sommer 2019 können in ausgewählten europäischen Märkten Fahrzeuge reserviert werden.
Zehn Jahre nach Modelleinführung feierte die dritte Generation des Kia Soul auf dem Genfer Autosalon ihre Europapremiere. Nachdem Kia 2014 die Elektroversion Soul EV eingeführt hat, wird die neue Generation des Crossovers in Europa nun nur noch mit Elektroantrieb angeboten und trägt künftig den Namen e-Soul. Es ist bereits das dritte weltweit vermarktete E-Mobil der Marke und schafft wie der E-Niro eine Reichweite von bis zu 452 km. Das in Gwangju in Korea produzierte Modell wird ab April 2019 in Deutschland eingeführt.
Lexus präsentierte auf seinem Stand, wie eine offene Version des Flaggschiff-Coupés aussehen kann. Die Front dominiert der sogenannte Diabolo-Kühlergrill, der von schmalen LED-Scheinwerfern flankiert wird. Mit den kurzen Überhängen an Front und Heck, der schräg angestellten Windschutzscheibe sowie den 22 Zoll großen Scheibenrädern will das Coupé seinen sportlichen Auftritt untermauern. Das Interieur des Lexus LC Cabrio stammt aus dem geschlossenen 2+2-Sitzer.
Der Messeauftritt von Peugeot stand ganz im Zeichen der E-Mobilität. Die Franzosen enthüllten erstmals den neuen Peugeot 208 als vollelektrische Variante: den sogenannten e-208. Neben dem neuen Kleinwagen feierte auch das seriennahe 508-Konzept seine Weltpremiere. Die Studie soll einen Ausblick auf die künftige Ausrichtung der E-Strategie des Autobauers geben. Ebenso zeigte Peugeot das vollelektrische und autonom fahrende e-Legend-Concept sowie die Plug-in-Hybridversionen des 3008, 508 und 508 SW.