Auf der IAA gab es nicht nur interessante Fahrzeuge zu sehen. Auch Reifenhersteller präsentierten ihre Visionen, wie das Beispiel Hankook zeigt.
Der Reifenhersteller Hankook beschäftigt weltweit rund 22.000 Mitarbeiter und liefert seine Produkte in über 180 Länder. Das südkoreanische Unternehmen gehört zu den fünf größten Unternehmen im Markt. Krafthand hat sich auf der IAA in Frankfurt am Stand von Hankook umgesehen und nach Reifen für Elektrofahrzeuge erkundigt.
„Future Now“ – unter diesem Motto präsentierte sich der Reifenhersteller Hankook auf der diesjährigen IAA in Frankfurt am Main. So waren drei futuristische Studien, nebst erweiterten Reifensortiment, zu sehen. Mit ‚Flexup‘ demonstriert Hankook einen Demoreifen, der Treppensteigen und kleine Hindernisse im Stadtverkehr überwinden kann. Die Studie ‚Shiftrac‘ basiert auf gegeneinander verschiebbaren Laufflächen. Die Aufstandsfläche kann variiert und die Kurveneigenschaften können angepasst werden. Zukunftsmusik steckt auch hinter ‚Autobine‘. Es handelt sich um Räder mit eigener Stromversorgung, die sich in Abhängigkeit vom Fahrzeuggewicht automatisch anbringen und lösen.
Konzeptreifen für VW-Studie
Für die E-Fahrzeug-Studie I.D. Crozz II von Volkswagen hat Hankook einen Konzeptreifen entwickelt. Eine Besonderheit ist laut Hankook, dass der Konzeptreifen wie beim herkömmlichen Straßenreifen durch eine Heizform sein spezielles Profil erhielt und seine Herstellung somit größtenteils automatisiert ablaufen kann. Üblicherweise wurde das Profil bei Studien bisher per Hand nach dem Vulkanisieren in einen Slick-ähnlichen Rohling geschnitten. Lediglich das Inlay an der Seitenwand wurde beim Reifen für den I.D. Crozz II per Hand angebracht.
Die Abmessungen des Konzeptreifens entsprechen der Größe 245/45-R21. Der im Vergleich zur Reifenbreite sehr große Durchmesser von 21 Zoll sorgt für eine schmale, hohe Silhouette. Dadurch ergibt sich laut Hankook im Verhältnis zur Aufstandsfläche ein niedrigerer Luftwiderstandsbeiwert gegenüber herkömmlichen Reifendimensionen, der in Verbindung mit einem niedrigeren Rollwiderstand die Energieeffizienz fördern soll. Ein größerer Reifenumfang lässt also eine geringere Reifenbreite zu. Der Rollwiderstand lässt sich so weiter verringern. Zudem resultiert der große Durchmesser aus einer geringeren Verformung und Rückverformung des Reifens, was sich beim Rollen laut Hankook ebenfalls positiv auf den Rollwiderstand auswirkt. Die für Bremsleistung, Traktion und Seitenführung wichtige Größe der Aufstandsfläche ist trotz der geringen Reifenbreite relativ groß, sodass in Verbindung mit einer griffigen Laufflächenmischung den Angaben zufolge keine Abstriche bei der Reifen-Performance gemacht werden müssen.
Reifen für Elektrofahrzeuge
Die Frage nach dem konstruktiven Unterschied zwischen herkömmlichen Pneus und Reifen für Elektrofahrzeuge beantwortete uns in Frankfurt zusätzlich Andreas Puerschel, Manager EU Development bei Hankook. „Wenn wir von der gleichen Fahrzeugplattform sprechen wie beispielsweise beim Volkswagen e-Golf, unterscheiden sich die Pneus beispielsweise im Tragfähigkeitsindex – regelfällig sind E-Fahrzeuge durch das Batterypack schwerer. Ansonsten handelt es sich um Niederquerschnittsreifen in klassischen Größen mit entsprechender Performance.“
Eigenständige E-Fahrzeuge, die über Radnabenmotoren verfügen, benötigen per se größere Reifen. Hinzu kommen die bereits genannten Anstrengungen, den Rollwiderstand zu minimieren. „Die Zollgröße zu maximieren reicht jedoch nicht aus. Es gilt, wie bei herkömmlichen Pneus, eine optimale Mischung aus Gripniveau, Seitenführung, Rollwiderstand, Bremsperformance, Rollwiderstand, Abrollgeräusch und Haltbarkeit zu finden.“
Die Drehmomente bei Elektrofahrzeugen liegen sofort an. Die Werte sind gleichsam höher, was zusätzlich auf die Lebensdauer geht. „Diese Faktoren müssen konstruktiv und bei der Reifenmischung berücksichtigt werden.“ Die gesetzlichen und sicherheitsrelevanten Bestimmungen beider Reifenvarianten sind indessen gleich. „Wir sind vorbereitet für die Elektromobilität und entwickeln unsere Technologien in transfunktionalen Teams ständig weiter“, erklärt Puerschel abschließend.