Unter der Überschrift „Servicemarkt 2040: Perspektiven und Strategien für Freie Kfz-Werkstätten“ hat die Landesagentur e-mobil aus Baden-Württemberg eine Studie vorgestellt. Sie zeigt einerseits Szenarien zum Marktvolumen und zur Beschäftigung im freien Aftersales zum genannten Zeitpunkt auf und beleuchtet andererseits zukünftige Herausforderungen und Chancen insbesondere für freie Kfz-Betriebe.
Ausgangspunkt des Marktreports sind demnach die schon jetzt rückläufigen Wartungs- und Reparaturintensitäten je Fahrzeug, die langfristig noch stärker das Auftragsvolumen im freien Servicemarkt senken werden, so dass laut den Experten „die Geschäftsmodelle im Kfz-Gewerbe grundsätzlich angepasst – vielmehr sogar neu gedacht – werden müssen“.
Mehr ältere Fahrzeuge kommen Freien zugute
Laut Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur e-mobil BW, hängt ein erfolgreiches Werkstattgeschäft in Zukunft mehr denn je davon ab, ob ein Betrieb freien Zugang zu Fahrzeug- und Kundendaten hat. Nur dann könne die weiter zunehmende Digitalisierung dazu genutzt werden, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und den Kundenservice zu verbessern. So biete beispielsweise Predictive Maintainance (zu Deutsch: vorausschauende Instandhaltung) die Möglichkeit, Fahrzeughaltern frühzeitig konkrete Reparatur- und Serviceangebote zu unterbreiten, bevor ein Schaden am Fahrzeug eintritt. Loogen: „Dazu müssen sich freie Werkstätten neue Kompetenzen aneignen und Unternehmensstrategien anpassen.“
Zuträglich für den freien Aftersales ist laut Studie der Umstand, dass die Zahl älterer Fahrzeuge im Gesamtfahrzeugbestand steige und solche Pkw in der Regel häufiger von freien Werkstätten durchgeführt werden. Zudem wirke sich die steigende Anzal von verbauten Fahrerassistenzsystemen in den Fahrzeugen positiv auf das Servicemarktvolumen aus.
Vier Zukunftsstrategien
Negativ wiederum bewerten die Analysten protektionistische Maßnahmen der Fahrzeughersteller im Bereich Datenzugang sowie Fahrzeug- und Kundenbindung, da dieses Phänomen den freien Betrieben den Marktzugang erschwere und für sie ein Wettbewerbsnachteil sein könne.
Grundsätzlich benennen die Macher vier Strategieoptionen, um das freie Servicegeschäft abzusichern. Dazu gehören: organisches Wachstum, externes Wachstum, Wachstum anhand Spezialisierung oder Marktaustritt. Um die Betriebe bei der Erschließung ihres Strategiepfads zu unterstützen, gibt die Studie den Angaben zufolge sogenannte Toolboxen an die Hand. „Trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen in den freien Kfz-Betrieben kann so ein individueller und langfristig angelegter Strategieprozess angestoßen werden“, heißt es.
Interessierte Kfz-Betriebe sollen in Zukunft einen sogenannten Transformations-Check zur strategischen Orientierung und Ausrichtung mit professioneller Betreuung durchlaufen können. Die Landesagentur e-mobil BW, die Landeslotsenstelle Transformationswissen BW, die IG Metall Baden-Württemberg, der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes BW sowie die Zukunftswerkstatt 4.0 haben angekündigt, ein solches kostenfreies Angebot zu erarbeiten und zur Verfügung zu stellen.
Der aktuelle Report mit Prognosen zum Servicemarkt 2040 insbesondere für freie Betriebe schließt übrigens an die Anfang des Jahres 2023 erschienene Studie „Beschäftigungseffekte im Kfz-Gewerbe 2030/2040“ an (Krafthand berichtete), die
deutschland von einer Abnahme der Beschäftigtenzahlen im Kfz-Gewerbe von heute etwa 435.000 Mitarbeitern auf 356.000 im Jahr 2030 ausgeht. Bis 2040 werden demnach sogar rund 28 Prozent weniger Personen im Kfz-Gewerbe tätig sein (312.000). Die aktuelle Studie geht deshalb der Frage nach: Wie gelingt es, auf die multiplen Veränderungstreiber in freien Werkstätten zu reagieren und die erforderlichen Anpassungen vorzunehmen?