Auf dem Weg zum automatisierten Fahren verfolgt der Autobauer Toyota zwei Richtungen. Während eine sogenannte Chauffeursfunktion auf vollständige Autonomie setzt, bei der ein menschlicher Eingriff – zeitweise oder dauerhaft – nicht mehr nötig ist, geht es beim Toyota Guardian darum, den Fahrer bestmöglich zu unterstützen. Der Autofahrer behält jederzeit die volle Kontrolle.
Diese Mischfunktion, wie die Forschungsabteilung das Toyota Research Institute (TRI) diese jüngste Fahrerassistenzentwicklung nennt, zähle zu den wichtigsten Durchbrüchen im vergangenen Jahr. Grundgedanke ist es, die Fähigkeiten und Stärken von Mensch und Maschine zu kombinieren und zu koordinieren. Inspiration holten sich die Entwickler dabei aus der Luftfahrt, genauer gesagt von modernen Kampfjets, in denen Piloten zwar den Steuerknüppel bedienen, aber das Flugzeug nicht direkt fliegen. Ein Flugsteuerungssystem setze stattdessen die gewünschten Manöver um, rund tausend Mal pro Sekunde, um das Flugzeug zu stabilisieren und die nötige Sicherheit zu gewährleisten.
Vorhersagen im Straßenverkehr sind schwierig
Im Automobil sei eine solche Mischsteuerung jedoch schwieriger umzusetzen als in einem Jet. Denn zusätzlich zur Fahrdynamik fließe die Wahrnehmung und Vorhersage aller Dinge in der unmittelbaren Fahrzeugumgebung in den Kontrollbereich ein. Toyota hat das System den Angaben zufolge so konzipiert, dass es „Mensch und Technik nahtlos miteinander verbindet und so das Beste beider Welten verknüpft“.
Anstelle eines Entweder-oder setzt der Hersteller damit auf die Zusammenarbeit „unter Teamkollegen“. Der Toyota Guardian soll deshalb als automatisiertes Sicherheitssystem entwickelt werden, das sowohl mit einem menschlichen Fahrer als auch mit einem autonomen Antriebssystem betrieben werden kann. Wie der Hersteller ankündigt, soll das System bei der Toyota-E-Palette und bei „Mobility as a Service“ zum Einsatz kommen.
Der Fahrspaß soll bleiben
Allerdings müsse der Guardian noch intelligenter werden: Dazu wollen die Entwickler die Assistenztechnik „weiterhin schwierigen und anspruchsvollen Fahrsituationen aussetzen, um zusätzliche Fähigkeiten zu erlernen – vorwiegend auf abgesperrtem Terrain, weil solche Tests auf öffentlichen Straßen zu gefährlich sind“. Ein weiterer Schlüsselfaktor sei der Fahrspaß, der neben dem Sicherheitsgewinn im Mittelpunkt stehe.
„Wir Menschen haben ein inneres Bedürfnis nach Autonomie, das viel stärker ist als unser Wunsch nach autonomen Autos“, sagt Dr. Gill Pratt, CEO des TRI und Fellow der Toyota Motor Corporation. „Es geht um die pure Freude an der Mobilität, wenn ein Kind zum ersten Mal lernt, ohne die Hilfe aufzustehen und seinen Weg durch einen Raum zu gehen. Und es ist Freude, einfach nur eine Fahrt hinter dem Steuer eines Autos zu absolvieren, das beschleunigen, bremsen und wenden kann, als ob es eine Verlängerung des Körpers wäre.“