Bosch hat mit der Videokamera im Automobil neue Anwendungsfelder für Fahrerassistenzsysteme. Das Auto lerne sehen, und zwar Schritt für Schritt mit jeder neuen Funktionsstufe, erklärte Dr. Bernd-Josef Schäfer, Produktbereichsleiter Fahrerassistenzsysteme bei Bosch, die Entwicklungsarbeiten.
Den Grundstein legte Bosch mit dem Nachtsichtsystem Night Vision für die S-Klasse von Mercedes-Benz. Der Autohersteller bietet das Bosch-System seit Ende 2005 als Sonderausstattung an, und zwar mit hohem Kundenzuspruch. Zwischenzeitlich wird auch die CL-Klasse mit dem Nachtsichtsystem ausgestattet.
Die Bosch-Ingenieure ordnen dem Nachtsichtsystem die erste Funktionsstufe ‚Sehen‘ zu. Infrarot-Fernscheinwerfer leuchten das Blickfeld bis über 150 Meter vor dem Fahrzeug aus ohne den Gegenverkehr zu blenden. Die Videokamera kann das Infrarotbild aufnehmen, ihre Elektronik wandelt die Signale in ein für den Menschen sichtbares Bild um. Der Fahrer kann so gefährliche Situationen auf einem Display im zentralen Blickfeld früher erkennen.
Die nächste Stufe bezeichnen die Bosch-Experten mit ‚Wiedererkennen‘ und realisieren damit Funktionen, die den Fahrer noch besser informieren. Was beim Menschen als Autofahrer intuitiv abläuft, muss mit viel Ingenieurswissen auf die Technik übertragen werden.
Mit einer weiteren Ausprägung videogestützter Fahrerassistenzsysteme erlangt die Technik räumliche Informationen. Dazu nutzen die Bosch-Experten die Sensordatenfusion: Sie verknüpfen entweder die Signale von Videokamera und Radarsensor oder zweier Videokameras. Das räumliche Abbild ist für die hochkomplexe Elektronik die Basis, um bekannte kritische Situationen nicht nur wieder zu erkennen, sondern sogar selbsttätig analysieren zu können. Damit erkennt sie auch kritische Situationen, die ihr vorab nicht von den Entwicklern mitgegeben wurde.
Videobasierte Funktionen sind Teil einer ganzen Palette von Fahrerassistenzsystemen, die Bosch auf den Markt gebracht hat oder in den nächsten Jahren zur Serienreife entwickeln wird. Sie sind auch ein wichtiger Baustein zur Erfüllung des ‚eSafety‘-Programms der EU-Kommission, die bis 2010 die Zahl Verkehrstoter gegenüber dem Stand von 2000 halbieren will.