Die Kalibrierung und Diagnose von Fahrerassistenzsystemen
Für einen professionellen Service rund um das Thema Fahrerassistenzsysteme sind neben einem modernen Diagnosetester inklusive aktueller Software, entsprechende Kalibriertafeln sowie ein geeigneter Kalibrierplatz unerlässlich.
Idealerweise wäre eine statische sowie eine dynamische Kalibrierung möglich, denn eine Kalibrierfahrt ist aufgrund der Witterungsbedingungen oder der Verkehrssituation nicht immer durchführbar. Doch mit Ausnahme einiger weniger Hersteller haben Werkstätten keine Wahl.
Je nach System ist ausschließlich eine dynamische oder eine statische Kalibrierung vorgesehen. Auch kombinierte Verfahren, etwa bei der Stereokamera junger Mercedes-Modelle sind möglich.
Erforderliche Prüfeinrichtungen und Investitionen
Die statische Kalibrierung, beispielsweise von Radarsensoren oder Kamerasystemen, erfolgt auf einem möglichst ebenen Kalibrierplatz. Hierzu werden spezielle, herstellerspezifische Kalibriertafeln und Reflektoren sowie Einrichtungen zur genauen Positionierung benötigt. Die Ablaufroutinen der Hersteller sind auf jeden Fall zu beachten. Hochwertige Diagnosetester führen den Anwender komplett durch den Initialisierungsablauf und liefern entsprechende Zusatzinformationen.
Bei der weniger aufwändigen, dynamischen Kalibrierung, müssen die Radarsensoren und Kamerasysteme mittels Diagnosetester initialisiert sowie eine Kalibrierfahrt durchgeführt werden. Hierzu sind ebenfalls die Herstellervorgaben zu beachten.
Beschäftigt man sich näher mit den Kalibriermaßnahmen, stellt man fest, dass jeder Fahrzeughersteller seine eigene Methodik entwickelt hat. Dies betrifft sowohl die Vorgehensweise bei der Kalibrierung als auch die dafür eingesetzten Hilfsmittel. Letztendlich müsste die Kfz-Werkstatt in mehrere OE-Tools investieren, um markenübergreifend reparieren zu können.
Diese Problematik haben, neben anderen, die Diagnosespezialisten von Hella Gutmann Solutions (HGS) erkannt. So wurde das markenübergreifende CSC-Tool (Camera & Sensor Calibration Tool) entwickelt, mit dem Ziel, dem Werkstattprofi Multi-Marken-Werkzeuge an die Hand zu geben, um Kalibriervorgänge an verschiedenen Fahrzeugen durchzuführen zu können.
Es handelt sich um eine universelle Vorrichtung für das genaue Ausrichten der Bildtafeln, beziehungsweise der Radarreflektoren in Bezug auf die geometrische Fahrachse. Das Tool besteht je nach Fahrzeugmarke aus der Kalibriertafel inklusive Standvorrichtung und den Radaufnehmern inklusive Laserpointer für die Hinterachse. Das CSC-Tool ist kombinierbar mit dem Mega Macs PC, 56, 66 und 77 sowie dem Handheld Mega Macs 42 SE.
Diagnose mit dem Tester
Für die Überprüfung und Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen ist ein Diagnosetester unumgänglich. Er bildet die Grundlage für den gesamten Kalibrier- beziehungsweise Justageprozess und dient ferner als Kommunikationsschnittstelle zum FAS-Steuergerät.
Komfortable Diagnosetester informieren den Kfz-Profi zudem über die nötigen Voraussetzungen und begleiten ihn über den gesamten Kalibrier- beziehungsweise Justagevorgang. Tatsächlich offen ist jedoch, inwieweit verschiedene Diagnosetester fehlerhaft arbeitende Assistenzsysteme erkennen. Dies hängt im Wesentlichen vom Anbieter und dessen Leistungsfähigkeit hinsichtlich der herstellerspezifischen Diagnosetiefe ab.
Verstellte Sensoren, deren Einbauposition durch einen mechanischen Einfluss von außen oder durch Reparaturarbeiten verändert wurden, werden nicht zwangsläufig von einem Diagnosetester (als Fehlfunktion) erkannt.
Ein typisches Beispiel ist ein verstellter Radarsensor, der auch in einem dejustierten Zustand plausible Informationen liefert. Bei einem Messabstand von mehreren hundert Metern kann dies aber fatale Folgen haben, wenn vorausfahrende Fahrzeuge auf einer benachbarten Fahrspur fehlerhaft erkannt werden.
Umfeldorientierte Fahrerassistenzsysteme
1. Auflage 2018, von Manfred Rudhart, 48 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 24,95 Euro
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