Mercedes E-Klasse Facelift mit Hybridantrieb
Fahrbericht

E-Klasse mit Diesel-Hybrid-Technik

Die Mercedes-Benz E-Klasse hat mit dem Facelift ein dynamischeres Design, die nächste Generation von Fahrerassistenzsystemen, mehr Komfort und die Elektrifizierung des Antriebsstrangs erhalten. Bilder: Zink

Die neue Baureihe von Mercedes-Benz wirkt aufgefrischter denn je. Krafthand testete den E 300 de mit 2,0-l-Dieselmotorisierung (143 kW) plus E-Motor mit 90 Kilowatt Leistung.

Mercedes-Benz hat die E-Klasse nach vier Jahren Bauzeit 2020 auf den neuesten Stand gebracht. Die Kombination aus Dieselmotor und E-Maschine zielt auf eine wichtige Zielgruppe des Stuttgarter Autobauers: Vielfahrer, die Wert auf Langstreckenkomfort legen, gelegentlich von der hohen Anhängelast Gebrauch machen und emissionsfrei in Innenstädte fahren müssen. Krafthand testete den E 300 de mit 2,0-l-Dieselmotorisierung (143 kW) plus E-Motor mit 90 Kilowatt Leistung.

Äußerlich beschränkt sich die Modellpflege auf überarbeitete Front- und Heckpartien. Beispielsweise hat das Basismodell der E-Klasse nun erstmals den Zentralstern an der Front und nicht mehr stehend auf der Motorhaube. Der unten breitere Kühlergrill wurde mit zwei Chromlamellen und senkrechten Streben in Hochglanzschwarz neugestaltet. Zudem sollen Zierelemente in Chrom und Hochglanzschwarz im vorderen Stoßfänger den sportlich-eleganten Auftritt betonen. Umgestaltet wurden an der E-Klasse ebenfalls der hintere Stoßfänger sowie der Heckdeckel bei Fahrzeugen mit Stufenheck.

Interieur Mercedes-Benz E 300 de
Im Innenraum dominieren zwei digitale Bildschirme, gehobene Ausstattung und ein Multifunktionslenkrad mit 18 (!) Bedienflächen.

Motor und E-Antrieb

Der 2,0-l-Dieselmotor wird unterstützt von einem E-Motor mit 90 Kilowatt, der in das Gehäuse des Neunstufen-Automatikgetriebes integriert ist. Zudem sind die Leistungselektronik und der Getriebekühler in beziehungsweise an das Getriebe gerückt. So konnten bisher notwendige Leitungen entfallen. Durch diese Maßnahmen lässt sich laut Mercedes-Benz das Getriebe leicht mit den unterschiedlichen Verbrennungsmotoren kombinieren. Der E-Motor stellt aus dem Stand 440 Nm Drehmoment bereit. Arbeiten Dieselvierzylinder und E-Maschine gemeinsam, leitet das 9G-Tronic-Automatikgetriebe elektronisch begrenzt maximal 700 Nm an die Hinterachse weiter.

Die E-Maschine pusht die Systemleistung und soll gleichzeitig CO2-Ausstoß sowie Spritverbrauch reduzieren. Denn mit der Energie aus der 13,5 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie soll die Hybridlimousine den Angaben zufolge rein elektrisch rund 50 Kilometer weit kommen. Wir verbrauchten im reinen E-Modus zwischen 27,5 und 28,7 kWh und fuhren den Wagen elektrisch zwischen 39 und 45 Kilometer weit. Für den Ladevorgang lässt sich die HV-Batterie aufgrund des wassergekühlten Onboard-Laders mit 7,4 kW Leistung an einer Wallbox in circa 1,5 Stunden von 10 auf 100 Prozent laden. An einer üblichen Haushaltssteckdose dauerte dies rund fünf Stunden.

Steckbrief Mercedes-Benz E 300 de

  • Hubraum: 1.950 cm³
  • Leistung: 143 kW bei 3.800/min
  • Drehmoment: 400 Nm bei 1.600 bis 2.800/min
  • Nennleistung: E-Motor: 90 kW
  • Systemdrehmoment: 700 Nm
  • Geschwindigkeit: 240 km/h
  • WLTP Verbrauch/100 km: 1,6 l (kombiniert)
  • Stromverbrauch: 19,7 bis 18,7 kWh/km (kombiniert)
  • Reichweite E-Fahrt: 54 km
  • Grundpreis: 57.132 €

 

Im Hintergrund wachen einige Assistenten über die Fahrt und setzen aufs Spritsparen. So leitet das System aus dem Abstand zum Vordermann und dem Streckenprofil Tipps für den Fahrer ab, um Strom oder Kraftstoff zu sparen. Und ein Druckpunkt am Gaspedal signalisiert, wenn der Dieselmotor zugeschaltet wird. Spürte man am Gasfuß einen Gegendruck, will der E-Motor wieder übernehmen. Ist der Akku leer, meldet sich der Selbstzünder wieder deutlich zu Wort.

Ein Auto – drei Meinungen

Rudolf Guranti

Die E-Klasse als meistverkaufte Modellreihe in der Geschichte von Mercedes-Benz hinterließ bei mir einen soliden und vernünftigen Eindruck, was Leistung, Ausstattung und Verbrauch sowie Verarbeitung betrifft. Trotzdem gibt es für mich einige Kritikpunkte bezüglich eines überfrachteten Lenkrads. Die zahlreichen Tasten sind einfach zu viel. Außerdem nervt ein extrem vibrierendes Lenkrad, wenn ich ohne zu blinken zügig einen vorausfahrenden Wagen überholte oder auch nur leicht die Mittellinie berührte. Auch beim geringsten Überschreiten der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit mahnte mich ein wild blinkendes Head-up-Display. Das machen andere Hersteller auch, aber etwas dezenter.

Krafthand Technikredakteur Rudolf Guranti
Krafthand Technikredakteur Rudolf Guranti

 

Florian Zink

Bei der E-Klasse als Diesel-Hybrid funktioniert das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor harmonischer als ich es vermutet hätte. Der kultiviert laufende Selbstzünder begnügte sich bei meiner Testfahrt auf den ersten 100 Kilometern mit unter 2 l Diesel. Klar ist natürlich, dass nach dem Aufbrauchen des E-Akkus so um die 6 bis 8 l auf 100 Kilometer anliegen – bei zügiger Fahrweise trotzdem ein passabler Wert. Mit vollem Akku und 50-l-Tank sollen 1.039 Kilometer möglich sein. Je nach eingestelltem Modus lässt sich auch rein elektrisch fahren. Hier braucht der Wagen 27,5 kWh/100 km und schafft mit vollem Akku etwa 39 Kilometer. Also genug, um die wichtigsten Besorgungen in der Umgebung elektrisch zu erledigen.

Krafthand Technikredakteur Florian Zink
Krafthand Technikredakteur Florian Zink

 

Sebastian Schuster

Beeindruckend an der E-Klasse war für mich der Spurhalteassistent, den ich auf einer 200 Kilometer langen Autobahnfahrt abschnittsweise testen konnte. Nach Aktivieren des Assistenten und der Aufforderung, das Lenkrad loszulassen, übernahm er die Fahraufgabe sehr gut. Das System passte die Lenkung sanft an und folgte dem Streckenverlauf ohne ruckartige Manöver – auch bei 150 km/h. Es zeigte sich aber auch: Autonomes Fahren ist das noch lange nicht. Denn bei vier Situationen war dann doch ein Eingriff nötig, um nicht an der Leitplanke zu enden. Deshalb: Zum aktuellen Zeitpunkt sind diese Assistenten nicht mehr als eine nette Spielerei für mich.

Krafthand Technikredakteur Sebastian Schuster
Krafthand Technikredakteur Sebastian Schuster