Kurt Treml, Teamchef beim Liqui-Moly-Team-Engstler spricht im Krafthand-Interview über die Planungen einer ’neuen‘ ETCC (European-Touringcar-Championship), die Erfolge in der WTCC, der ADAC-GT-Masters und der ADAC-Procar. Er verriet uns zudem wie man in acht Minuten eine komplette Kühlereinheit wechselt, um danach in der WTCC Platz 1 im Gesamtclassement zu belegen.
Georg Blenk: Kurt, die ETCC (European-Touringcar-Championship) soll 2012 neben der sehr erfolgreichen WTCC (World-Touringcar-Championship), bei der Ihr jüngst große Erfolge gefeiert habt, aufgewertet werden. Was ist geplant?
Kurt Treml: Im Rahmen der WTCC möchten wir auf Europaebene, also in Monza, Zolder, Oschersleben, am Red-Bull-Ring und in Skandinavien, fünf ETCC Rennen austragen. Der Hintergrund ist die leichtere Finanzierbarkeit einer ETCC-Saison für junge Nachwuchsfahrer. Aktuell habe ich rund 10 Anfragen für die WTCC 2012, die aber aktuell pro Saison unter 600tsd Euro nicht zu stemmen ist. Mit rund 250tsd können wir jedoch ein Komplettpaket schnüren für 5 ETCC- und 8-Procar-Läufe, natürlich inklusive Fahrzeug. Damit sparen sich die Fahrer im Grunde auch die Testtage, wobei einer bereits mit rund 10tsd Euro anzusetzen ist. Im Übrigen suchen wir internationale Talente, sowohl für eine aufgewertete ETCC als auch für die ADAC-Procar. Mehr Challenge beziehungsweise spannende Rennen sind damit garantiert.
Georg Blenk: Wird in der geplanten ETCC mit Turbo- oder Saugmotoren gefahren und vor alllem: Ziehen alle Beteiligten mit?
Kurt Treml: Im Grunde ist es besser mit Saugmotoren zu fahren. Die Fahrzeuge liegen dann rund 150tsd Euro unter den mit Turbomotor ausgerüsteten. Es ist ja nicht so, dass die Sauger 5 Sekunden langsamer sind – die Rennen sind und bleiben hochspannend. Wir haben die Zusage von Marcello Lotti, den Promoter der WTCC und wir haben die Zusage von Eurosport. Darüber hinaus haben wir jetzt bereits die Garantie für 12 Starter, 16 benötigen wir – das sollte kein Problem sein. Das wäre eine wunderbare Basis für eine Einstiegsformel in die WTCC.
Georg Blenk: Und die ADAC-Procar wäre zusätzlich aufgewertet, diese steht ja durchaus in Konkurrenz zur GT-Masters?
Kurt Treml: Das Ganze steht und fällt mit einem attraktiven Starterfeld. Leider macht sich nach wie vor die Wirtschaftskrise auch in der Procar bemerkbar. Unser Package zusammen mit der ETCC ist also hochinteressant für Partner, Sponsoren, Medien und Fahrer. In der Tat wanderten einige Fahrer in die GT-Masters ab. Der Vorteil dort: Die Runningkosten teilen sich zwei Fahrer, die zusammen eine Stunde Rennsport bieten können. 40 Fahrzeuge im Feld machen das Ganze zusätzlich interessant. Leider sind auch weniger talentierte Pay-Driver dabei, die eben einen ‚Lambo‘ sehr attraktiv finden, obwohl sie gnadenlos hinterher fahren.
Georg Blenk: Wie sehen die Ziele noch für diese Saison aus?
Kurt Treml: Ich setze generell meine Ziele hoch an. In der Procar sollten wir mit Johannes Leidinger die Meisterschaft heimfahren. In der GT-Masters möchten wir ebenfalls mit den beiden Profis Alexandros Margaritis und Dino Lunardi den Titel holen. In der Teamwertung möchten wir unter die ersten drei kommen. Des Weiteren streben wir in der WTCC den Sieg in der Privatfahrerwertung an. Christian Poulsen führt im Moment, aber Franz (Engstler) rechnet sich berechtigterweise auch noch Chancen aus.
Georg Blenk: Abschließende Frage: Wie habt Ihr es in Oschersleben geschafft in acht Minuten bei Franz Engstlers BMW eine komplette Kühlereinheit zu wechseln? (Und danach den Sieg heimzufahren?)
Kurt Treml: Wir haben gewusst, dass der Kühler nach dem Unfall defekt ist und den kompletten Vorderbau, also Kühler, Crashbox und Stoßstange bereits vormontiert. Dann konnten wir in kürzester Zeit die komplette Einheit montieren, was natürlich auch nicht so einfach ist. Es gehören alle Stecker, Schlauchschellen und Halter korrekt montiert – schließlich müssen diese im Rennbetrieb halten. Ich mus schon sagen, das war schon eine tolle Leistung der ganzen Mechaniker-Truppe. Das Franz jederzeit auch siegfähig ist haben wir gewusst.
Georg Blenk: Kurt, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche noch sehr viel Erfolg für diese Saison. Im Übrigen freue ich mich auf das Masters-Weekend auf dem Hockenheimring, wo wir Euch einen ‚Gastmechaniker‘ vorbei schicken dürfen.