Ein ganzer Betrieb unter Strom
Während die Absatzzahlen von Elektroautos den von der Politik gesteckten Zielen um ein Vielfaches hinterherhinken, schlägt der Kfz-Betrieb von Frank Achenbach im Ruhrgebiet mehr und mehr Profit aus dem Reparaturgeschäft mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen. Eine Erfolgsgeschichte, die ohne Pioniergeist nicht möglich wäre.
„Möchten Sie als Ersatzfahrzeug ein Elektroauto, bis Ihr Wagen repariert ist?“ Was bis vor vier Jahren im Betrieb von Frank Achenbach noch für Gelächter unter der verwunderten Kundschaft sorgte und sogar unter den Angestellten auf Skepsis stieß, gehört mittlerweile ganz selbstverständlich zum Alltag. Gestartet mit dem Stadtflitzer Renault Twizy, verfügt ad Auto Dienst Frank Achenbach mittlerweile über einen stattlichen alternativen Fuhrpark. „Seit wir einen Renault Zoe im Angebot haben, ist die Nachfrage regelrecht explodiert“, berichtet der Firmenchef. Immer häufiger interessieren sich Kunden für die elektrisch angetriebenen Kundenersatzfahrzeuge (siehe auch Kommentar zum Thema E-Mobilität).
Und auch immer mehr Unternehmen denken und handeln alternativ. So profitiert der Bochumer Zehn-Mann-Betrieb von einem Stützpunkt des Transportunternehmens DHL direkt um die Ecke. Dessen Street-Scooter-Flotte, aber auch 60 E-Fahrzeuge der GLS Bank gehören zum festen Kundenstamm. „Die GLS Bank ist ökologisch eingestellt und bringt die Fahrzeuge mindestens zweimal im Jahr zu uns“, erzählt Achenbach, der nicht nur in der nordrhein-westfälischen Kfz-Innung für seinen Pioniergeist bekannt ist.
Mut und das Quäntchen Glück
Doch der Erfolg als Werkstatt mit fundiertem Know-how in alternativer Fahrzeugtechnik ist nicht vom Himmel gefallen. Sowohl Mut, aber auch das Quäntchen Glück waren nötig. Der Firmenchef brauchte nicht nur bei seinen Kunden einen langen Atem, sondern musste auch die eigenen Leute erst von seiner Vision überzeugen: „Meine Mitarbeiter waren anfangs alles andere als begeistert, aber nachdem ich sie alle zur Hochvoltschulung angemeldet hatte, ist das Interesse und das Verständnis für das Thema immer mehr gewachsen.“
Wir reparieren am Tag drei bis vier E-Autos. Über die Menge rechnet es sich.
Heute sei das ganze Team hoch motiviert bei der Sache. Alt wie Jung. Achenbachs 24 Jahre alter Sohn Maximilian und zwei weitere Mitarbeiter besitzen den großen Hochvoltschein, alle anderen haben mindestens Basiswissen (Stufe 1 und 2) in Sachen Elektromobilität. Im Büro kümmert sich Werkstattleiter Jürgen Reitz (62) ausschließlich um das Geschäft mit E-Autos. In der Werkstatt selbst ist die Hebebühne mittlerweile mit integrierten Ladesteckern für E-Fahrzeuge ausgestattet.
Es läuft also mit den Stromern. Und dennoch ist der Visionär auch Realist geblieben. Im Gespräch mit KRAFTHAND stellt er klar: „Kaufmännisch Spaß macht es nur, wenn man sich um eine Flotte kümmert. Wir reparieren am Tag drei bis vier E-Autos. Über die Menge rechnet es sich.“ Am Anfang müsse man in Vorleistung gehen. Und nicht nur finanziell. Sondern auch in Sachen Know-how, denn so etwas wie eine Reparaturanleitung für E-Fahrzeuge gebe es nicht. „Da steckt ganz klar sehr viel Pionierarbeit drin“, betont Achenbach.
Stadt vs. Land
Außerdem ist dem Betriebsinhaber bewusst, dass auch die geografische Lage eine entscheidende Rolle spielt. In seinem Fall sei es großes Glück, im städtisch geprägten Nordrhein-Westfalen angesiedelt zu sein. Da, wo E-Fahrzeuge auf der Kurzstrecke Sinn machten. „Werkstätten auf dem Land sind in einer anderen Lage.“
Und wie stellt er sich die Zukunft vor? „Richtig gut wären Solarkollektoren auf dem Firmendach, um die Stromkosten auf null zu senken. Erst dann stimme die Ökobilanz tatsächlich.“ Mit Blick auf die Reichweite von E-Autos ist er sich sicher, dass es nicht bei den 150 Kilometern Laufleistung bleiben wird.
Wartung und Reparatur von Elektroautos bedeutet für mich, zusätzliche Werkstattkapazität schaffen und neue Mitarbeiter gewinnen zu müssen.
Der 52-Jährige glaubt daran, dass die Fahrzeuge in Zukunft auch Langstrecken bewältigen werden, erst recht, wenn die Infrastruktur dafür gegeben sei: „Das muss natürlich kommen. Aber es wird langfristig keiner mehr zur Tankstelle fahren, sondern die Leute tanken ihre E-Autos dann nebenbei, während sie einkaufen beispielsweise.“ Vieles hänge davon ab, wie sich die Batterietechnologie weiter entwickle. Denkbar scheint für ihn auch, dass sowohl die Brennstoffzelle als auch Hybridfahrzeuge an Bedeutung gewinnen werden.
Schreiben Sie den ersten Kommentar