Ein akutes kniffeliges Werkstattproblem posten, nach häufigen Fehlern und Lösungen suchen oder selbst mit einem kurzen Handyvideo Kollegen wertvolle Tipps geben – das ist das Prinzip der neuen App FabuCar. Die Plattform ist ausgewiesenen Kfz-Profis vor behalten und die Macher versprechen für die Zukunft weitere nützliche Features. KRAFTHAND hat es ausprobiert.
Stichwort: Ford Transit DPF. Dazu schreibt Marcel A.: „Alle circa 300 km steht das Fahrzeug bei uns mit leuchtender MKL. Fehlercode 2463: Ascheansammlung im Rußpartikelfilter. Mehrfach versucht den Filter statisch zu reinigen, Filter ausgebaut, zum Reinigen geschickt, AGR- Ventil erneuert. Immer wieder der genannte Fehler. Hat noch jemand eine Idee?“ Dazu hat der Ratsuchende ein sechssekündiges Video gepostet.
Nachricht per Pushmeldung
Marcel A. bleibt mit seinem Problem nicht lange allein. Die Community meldet sich zurück. Wer möchte, bekommt ein Zeichen per Pushmeldung. 23 Kommentare anderer Werkstattprofis versprechen im Fall des Dieselpartikelfilters Hilfestellung. Damian W. etwa rät per Textkommentar, den Differenzdrucksensor zu prüfen . Michael M. spricht seine Lösung lieber schnell ins Handy und sendet eine Videobotschaft. In 54 Sekunden erklärt er darin seinen Vorschlag, zunächst den Differenzdrucksensor und Leitungen zu prüfen und das Augenmerk auch auf die Schläuche zu legen. Dass derweil ein weiterer Beitrag auf FabuCar eingegangen ist, zeigt wiederum eine Pushnachricht auf dem Handy an. Thema dieses Mal: Probleme mit dem Airbag an einem Renault Megane.
Die ersten Reaktionen von Werkstattkollegen gehen schon nach wenigen Minuten ein.
Die hohe Geschwindigkeit, in der Kfz-Profis sich auf FabuCar austauschen und sich gegenseitig helfen können, ist ein wesentliches Grundprinzip der App. Erfinder Lars Faust, Filmproduzent unter anderem des Formats Die Autodoktoren, erklärt im Gespräch mit KRAFTHAND: „Häufig dauert es nicht länger als ein paar Minuten, bis die ersten Reaktionen eingehen. Im Durchschnitt sind es mehr als acht Antworten.“ Damit bieten die Macher um Faust bewusst eine Alternative zu gängigen und häufig überlasteten Hotlines diverser Teile- und Werkzeughersteller: „Wir haben gemerkt, dass es einen Bedarf gibt, sich über sämtliche Medien Hilfe zu holen, anstatt seitenlange Bedienungsanleitungen zu lesen.“ So ist die erste audiovisuelle Plattform für Kfz-Profis entstanden. Inhaltlich stehen reale Probleme aus dem Werkstattalltag im Mittelpunkt – von der Fehlerdiagnose bis zu Schwierigkeiten beim Einbau von Teilen und Systemen sämtlicher Autofabrikate.
Mit Autodata verknüpft
Zusätzlichen Nutzwert verspricht außerdem die Anbindung der App an die Profidatenbank Autodata. User haben die Möglichkeit, zielgerichtet nach speziellen Problemen und Lösungen zu suchen. Auch die Fahrzeugidentifikationsnummer eines Autos ist per Suchbegriff filterbar. Außerdem generiert die App eine Rang liste mit den besten Problemlösern. Ziel führende Textkommentare oder Videos können und sollen dafür mit einem Schraubenschlüsselsymbol versehen werden. „Kfz-Profis soll das Ansporn sein, sich rege zu beteiligen“, sagt Lars Faust.
Statt seitenlange Bedienungsanleitungen lesen zu müssen, bekommt der Kfz-Profi schnelle audiovisuelle Hilfestellung.
Großen Wert legt das Team des Anfang September 2018 gestarteten digitalen Forums darauf, dass sich die User ausnahmslos in freundlichem, kollegialem Ton be- und entgegnen. Respekt und Sachverstand stehen im Mittelpunkt dieser Philosophie. Um Letzteres zu gewährleisten, müssen Kfz-Profis sich verifizieren. Das klingt nach der Registrierung bei FabuCar wie folgt: „Bitte überprüfe, ob du die Werkstatt, in der du arbeitest, in deinem Profil ergänzt hast und dein Foto in Arbeitskleidung in deiner Arbeits- und Werkstattumgebung hinzugefügt hast.“
Kompetenz nachweisen
Interessierte sollten außerdem ihren Gesellen-, Meisterbrief oder einen Ausbildungsnachweis parat haben, um sich dauerhaft als ausgewiesene Kfz-Experten über das Forum austauschen zu können. Und vielleicht hat dann ja noch jemand eine weitere Idee zum Partikelfilterproblem am Ford Transit.
„Wir bringen geballte Kfz-Erfahrung zusammen“
Herr Faust, wieso setzen Sie auf eine geschlossene Gesellschaft?
Weil bei uns ein kollegialer Austausch über Sachthemen auf professionellem Niveau stattfinden soll. Bei FabuCar soll der Profi seine Kollegen um Rat und Meinung bitten können, ohne zwischen technisch fundierten und völlig absurden Kommentaren filtern zu müssen. Darum läuft die Verifizierung der Accounts mittlerweile auch nur noch über entsprechende Dokumente, wie etwa den Gesellen- oder Meisterbrief. Azubis wollen wir aber auch nicht ausschließen.
Was ist an Ihrer App besser als an einem Blog für Kfz-Profis?
Wir bringen quasi die geballte Kfz-Erfahrung der Profis im Land an einem Ort zusammen. Das bedeutet: riesengroßes Fachwissen und schnelle Hilfe innerhalb der Community. Wir nutzen dafür diverse Medien, wie Fotos, Text – vor allem aber Video. Weil man über Video Geräusche übermitteln oder Vorgänge zeigen kann. Und: FabuCar ist interaktiv. Oft entstehen so Dialoge zwischen Themenstarter und Kommentierenden, sodass mit Frage und Nachfrage schnell Probleme gelöst werden können.
Welche Updates sind in Planung?
Grundsätzlich hören wir vor allem auf unsere User und darauf, was Mechatronikern und Werkstätten wichtig ist. Neben Optimierungen kommt ein Videokanal für Einbauanleitungen, der von Teileherstellern mit Filmen befüllt und von uns mit einer entsprechenden Suchfunktion ausgestattet werden soll. Perspektivisch folgen in den nächsten Monaten leicht abgewandelte Plattformen für Young- und Oldtimer, Landmaschinen und Motorräder. Wir glauben, dass in diesem Bereich noch viel möglich ist.
Vielen Dank, Herr Faust. Das Gespräch führte Kerstin Thiele.