Die Geschichte des Porsche 356
Die Wiege eines der berühmtesten Sportwagen der Wirtschaftswunderära steht im österreichischen Gmünd. Ferdinand Porsche war 1944 mit seinem Konstruktionsbüro kriegsbedingt in die kleine Kärntener Stadt umgezogen. Sein Sohn Ferry Porsche entwickelte in dem ehemaligen Sägewerk gemeinsam mit seinem Team auf Plänen des "Berlin-Rom-Stromlinienwagens" seinen ersten Porsche. Intern versah man die Baureihe mit der Nummer 356 – entsprechend der firmeneigenen Typologie.
Die Karosserie stammte aus der Feder von Erwin Komenda, der gemeinsam mit Ferdinand Porsche bereits vor dem Berlin-Rom-Wagen den KdF-Volkswagen konstruiert hatte. Das tiefliegende und damit sportlich wirkende rundliche Coupé erinnerte ein wenig an den später als Käfer“ bekannt geworden Volkswagen. Jedoch sollte man die Interpretation der Familienähnlichkeit nicht überstrapazieren, schließlich waren dem 356 und dem Volkswagen nur die Achsen und die spätere Anordnung des Motors im Heck gemein. Und auch der unverkennbare Klang des luftgekühlten Volkswagen-Boxers drang ab 1948 aus den ersten Sportwagen der Marke Porsche und sollte zu ihrem baldigen Weltruhm beitragen.
Schon das zweite Exemplar verbesserten Porsche und Komenda, indem sie den von 24 auf 35 PS gesteigerten Vierzylinder-Boxer-Motor ins Heck verpflanzten. Nach den ersten 52 noch in Handarbeit und mit Alukarosserie gefertigten Gmünder Exemplaren ging der 356 im Jahr 1950 in Serie. Gleichzeitig bereitete man sich auf den Umzug zurück an Ferdinand Porsches ursprünglichen Unternehmensstandort Stuttgart-Zuffenhausen vor. Dort übernahm die Karosseriefirma Reutter die Produktion der Blechkleider – jedes einzelne wurde von Hand verzinnt.
Ferry Porsche optimierte ständig weiter. Einige Merkmale behielt er jedoch bei: die vordere Kurbellenkerachse und die hintere Pendelachse mit Drehstabfedern. Vier Motorversionen, zwischen 1.100 und 1.500 cm³ Hubraum und 40 bis 70 PS, sowie zwei Karosserievarianten – Coupé und Cabriolet – bot Porsche in der ersten Serie an. Die Frontscheibe war noch bis 1952 geteilt, dann kam die einteilige Knickscheibe. An Bug und Heck trug der Wagen den Schriftzug Porsche. Die ersten Exemplare hatten ein weißes Dreispeichenlenkrad aus Bakelit. Das Zündschloss saß links neben dem Lenkrad und war gekoppelt an einen Startknopf. Eine Benzinuhr gab es nicht, der Stand musste mit einem Holzstab gemessen werden. Dennoch rangierte der neue Sportwagen in einem preislich hohen Segment: 10.200 DM kostete das erste Coupé mit dem 1.100-cm³-Motor, ebenso die nächststärkere Variante mit 1.300 cm³.
Der umtriebige US-Importeur Max Hoffmann initiierte die Produktion eines günstigen Einstiegsmodells für den US-amerikanischen Markt und dessen Hipster-Generation. Porsche entwickelte daraufhin den Speedster und machte 1954 mit ihm den nächsten Sprung zum legendären Sportwagenbauer. Mit einer besonders niedrigen Frontscheibe maß der Roadster nur noch 122 cm an Höhe. Zur spartanischen Ausstattung gehörten Steckscheiben in den Türen. Die Motoren leisteten 60 und 75 PS. Aber auch die neuen Carrera-Motoren mit 110 PS, die bis zu 200 km/h schafften, konnten auf Wunsch geliefert werden. Diesen Motor hatte Ernst Fuhrmann als neuen 1,5-l-Königswellen-Motor mit vier obenliegenden Nockenwellen für den Rennsport konstruiert. 1955 setzte man ihn im Porsche 356 Carrera mit zunächst 100 PS ein. Die USA waren insbesondere für Speedster und Carrera inzwischen ein wichtiger Absatzmarkt geworden.
Mit fünf Motorentypen
Der von 1955 bis 1959 gebaute Porsche 356 A verkaufte sich über 21.000 Mal. Zu den drei Karosserievarianten Coupé, Cabrio und Speedster/Convertible D kam 1958 das Hardtop-Cabriolet. Fünf Motortypen waren erhältlich. Neu waren die einteilige gebogene Frontscheibe sowie das an der Oberseite gepolsterte Armaturenbrett. Der Porsche 356 B, der dann folgte, wurde noch umfassender überarbeitet. Seine Karosserie erhielt ein neues Design und erschien so moderner und eleganter. Die Scheinwerfer und die Stoßstangen saßen höher. Das Lenkrad erhielt eine versenkte Nabe, Drehfenster ermöglichten eine Luftzirkulation an der vergrößerten Frontscheibe und die Heckscheibe beheizte eine Luftdüse. Den 1.300er Motor bot man nicht mehr an, jedoch gab es den 1.600er auch als Super-90-Variante.
Der 1963 vorgestellte 356 C ähnelte weitgehend dem 356 B. Äußerlich unterschied er sich nur durch seine Lochscheibenräder mit neuen Radkappen ohne Porsche-Wappen. Darunter verbargen sich an allen vier Rädern moderne Scheibenbremsen. Ein Zweilitertriebwerk im 356 C 2000 GS Carrera 2 mit zweimal zwei obenliegenden, über Königswellen angetriebene Nockenwellen, stellte mit 130 PS 1962 einen Höhepunkt in der Motorbaureihe dar. Noch mehr Verbesserungen und Modifizierungen des 356 wären kaum noch möglich gewesen. Daher werkelte man parallel bereits an einem neuen Modell. Der erste Porsche 911 debütierte mit einem Sechszylinderboxer aus Leichtmetall. Nach mehr als 76.000 produzierten Modellen löste der Porsche 912, als Einsteigermodell noch mit 4-Zylinder-Motor und 90 PS, die Baureihe 356 im Jahr 1965 ab. Noch heute hält Porsche an dem erfolgreichen Antriebskonzept Boxer-Motor fest.
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