Eine kurze Geschichte der Hebebühne
Die Entwicklung der Kfz-Hebetechnik hinkte am Ende des 19. Jahrhunderts einige Jahre der Automobilentwicklung hinterher. Um damals ein Fahrzeug anzuheben, wurden vieler Orts noch lange Hebel unter das Fahrzeug gesetzt, um mit Körpergewicht und Hebelkraft Unterstellböcke unter den Fahrzeugrahmen zu stellen. Diese Technik hatte sich seit Jahrhunderten bewährt und kam zuvor beim Radwechsel an Kutschen zum Einsatz. Kein Wunder, ähnelten die ersten motorisierten Fahrzeuge tatsächlich auch den von Pferden gezogenen Wagen.
Da dieser Hebetechnik durch die hohen Gewichte der Fahrzeuge schnell Grenzen gesetzt wurden, fanden Hebezeuge um 1900 schnell eine weite Verbreitung in den frühen „Kfz-Werkstätten”. Neben Handflaschenzügen wurden auch Laufkatzen und Krananlagen eingesetzt, um Fahrzeuge anzuheben. Die ersten „Automobilwerkstätten” ähnelten daher mehr den verbreiteten Schmieden. Die Reifen- beziehungsweise Radpanne war damals schon Pannenursache Nummer 1 und somit wurden auch Hebewerkzeuge benötigt. Dies lag an den schlechten Straßen und der noch sehr anfälligen Reifentechnik.
Sehr früh, vermutlich um 1910, kam man auf die Idee, Gruben für die Reparatur an Kraftfahrzeugen zu verwenden, um neben der obligatorischen Reifenreparatur, auch Reparaturen am Unterboden vornehmen zu können. Es liegt übrigens nahe, dass die Grube vom Lokomotivenbau abgekupfert war. Hier war sie bereits seit Jahrzehnten Standard.
In den 1920er-Jahren fand die Grube zusammen mit Flaschenzügen, Unterstellböcken und Auffahrrampen dann beinahe in jeder Kfz-Werkstatt Verwendung. Parallel hierzu wurden auch Auffahrrampen ohne Grube verwendet, um unter den Fahrzeugen (meist) auf dem Boden liegend arbeiten zu können.
Mit Beginn der 1930er-Jahre entwickelte dann die Firma Klemm eine Fahrbahnhebebühne für Pkw mit vier Säulen, die elektrisch von zwei E-Motoren über Spindeltriebe angerieben wurde und in der Fachwelt sehr viel Aufsehen erregte. Bis dahin waren Hebebühnen meist nur schweren Nutzfahrzeugen und Omnibussen vorbehalten. Dies lag wohl an ihren hohen Preisen, die nur von großen Fuhrparkunternehmen oder öffentlichen Trägern bezahlt werden konnten.
Mit der ersten Viersäulen-Fahrbahn-Hebebühne für Pkw entwickelte sich die Hebetechnik beinahe explosionsartig. Nur wenige Jahre nach der Vorstellung avancierte sie zum Standard in der Kfz-Werkstatt. Die schrecklichen Ereignisse des 2. Weltkriegs bremsten den Siegeszug aus.
Anfang der 1950er-Jahre, mit Einsetzen des deutschen Wirtschaftswunders und der Massenmotorisierung kamen weitere Hebebühnentypen auf den Markt, die der mittlerweile sehr großen Bandbreite an Fahrzeugtypen gerecht wurde. Es setzten sich zudem immer mehr selbsttragende Karosseriekonstruktionen durch. Hebewerkzeuge mussten entwickelt werden, die diesem Trend Rechnung trugen und das Fahrzeug auch an der Karosserie aufnehmen konnten.
Moderne Zweisäulen-Hebebühnen kamen in den 60er-Jahren auf. Sie wurde über einen Spindeltrieb elektrisch angetrieben. Die Herausforderung war, die beiden Spindeln in den Säulen exakt zu synchronisieren und die Last im angehobenen Zustand durch Arretier-Vorrichtungen abzusichern. Der Vorteil der Zweisäulenbühnen ist die vergleichsweise einfache Installation. Ein Nachteil sind die störenden Säulen, beispielsweise beim Öffnen der Türen und der größere Platzbedarf.
Heute werden in modernen Kfz-Betrieben immer mehr Ein- oder Zweistempel-Unterflur-Hebebühnen eingesetzt. Zu den Vorteilen gehören neben der „aufgeräumten” Optik, die Überfahrbarkeit und die geringen baulichen Ausmaße. Es lassen sich prinzipiell mehr Unterflurbühnen auf gleichem Werkstattraum installieren im Vergleich zum Einsatz von Säulenhebebühnen. Jedoch ist der Installationsaufwand deutlich größer.
Ein Augenmerk liegt auf der Umweltverträglichkeit. Die Fundamentwannen und das hydraulische System müssen absolut dicht sein. Bei Unterflurbühnen der ersten Generationen war dies oftmals nicht der Fall.
Moderne Hebetechnik – Anlagen, Einsatzbereiche, praktische Anwendung
1. Auflage 2017 von Dr. Marcel Schoch, 56 Seiten, 97 Abbildungen, 24,95 Euro
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