Die 30er – Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit
In diesem Jahrzehnt beginnt mit der Machtergreifung der Nazis 1933 das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Um ihren Führungsanspruch zu untermauern und ihre politischen Absichten zu kaschieren, blenden die Nationalsozialisten das Volk mit Großevents wie den Olympischen Spielen und diversen Aufmärschen. Aber auch die damals große Begeisterung für Automobiltechnik und Motorsport wird ausgenutzt – etwa indem man Rennfahrer wie Bernd Rosemeyer zu Helden hochstilisiert. Und die Silberpfeile von Mercedes-Benz erlangen Kultstatus.
Nicht zuletzt aufgrund der stetig wachsenden Zahl an Fahrzeugen auf den Straßen, deren Formensprache keinerlei Parallelen mehr zu Pferdekutschen aufweist wie noch in den 20ern, gewinnt das Kfz-Handwerk an Bedeutung. Entsprechend steigt die Begeisterung für den Beruf des Mechanikers und das Schrauben an Autos – und das nicht nur bei Männern. 1934 stellt KRAFTHAND seinen Lesern Luise Kaske vor, die wohl als erste Frau den Titel eines Kfz-Meisters erlangte.
Auch wenn das Jahrzehnt schon über 80 Jahre zurückliegt, haben viele der damaligen Beiträge und Anzeigenmotive nichts an Aktualität verloren. Beispielsweise wusste man schon, dass die komplexer werdenden Autos zunehmend Spezialwerkzeug erfordern, um effizient und sicher reparieren zu können. Wie weit die Automobiltechnik war, zeigt sich an den Rennwagen. Dort kamen bereits Kompressormotoren mit 12 und sogar 16 Zylindern sowie Leichtmetallgehäuse zum Einsatz. Bei Geschwindigkeitsrekordfahrten wurden über 400 km/h erreicht.
In die „normalen“ Fahrzeuge ziehen vermehrt Radios ein. Nicht zuletzt deshalb müssen sich Schrauber mit Fahrzeugelektrik und im Speziellen mit der Entstörung für einen einwandfreien Empfang auseinandersetzen – wie der Beitrag „Kampf den Störfehlern“ von 1938 zeigt.
Geburtsstunde der Hauptuntersuchung
Gut 50 Jahre nach der Erfindung des Fahrzeugs (Karl Benz meldete sein Patent 1868 an) ist die Zeit reif für eine Fahrzeugüberwachung. Diese führt das Kfz-Gewerbe 1938 zur „Hebung der Verkehrssicherheit“ ein. Damit sollen die Kfz-Meister alle in die Werkstatt „zur Instandhaltung oder Instandsetzung kommenden Fahrzeuge genau überprüfen und feststellen, ob außer der in Auftrag gegebenen Reparatur andere Mängel am Kraftfahrzeug vorhanden sind“. Zwar ist diese Pkw-Überwachung nicht direkt mit der ab 1961 zur Pflicht gewordenen HU vergleichbar, trotzdem übernehmen Werkstätten im Grunde schon das, was TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS heute machen.
Natürlich müssen sich Kfz-Betriebe auch damals mit Ersatzteilpreisen, Rechnungstellung oder Mehrwertsteuer rumschlagen. So kommen diese Themen in der KRAFTHAND genauso zur Sprache wie der richtige Umgang mit Kunden.
Was war los in den 30ern?
1930 initiiert Mahatma Gandhi mit dem Salzmarsch die spektakulärste Kampagne während seines Kampfes um Indiens Unabhängigkeit. In New York eröffnet im Jahr darauf am 1. Mai das Empire State Building. Ein Jahr später kommt in Deutschland der „Volksempfänger” – ein Kurzwellenradio für jedermann – auf den Markt und im Sommer wird die erste öffentliche Autobahn zwischen Köln und Bonn dem Verkehr übergeben. 1933 gründet Hitler die NSDAP. 1936 finden in Berlin die Olympischen Spiele statt und der erste Serien-Diesel-Pkw Mercedes-Benz W138 geht in Produktion. Im Mai 1937 wird die Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH gegründet. 1938 tritt das Rechtsfahrgebot in Kraft und Otto Hahn entdeckt die Kernspaltung des Uran-Atoms. Ein Jahr darauf beginnt im September der Zweite Weltkrieg.
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