Die Reform der AU war überfällig und Richtig. Doch man muss aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen, sonst wird die Abgasuntersuchung für Werkstätten und Autofahrer ein teurer Spaß.
Jetzt ist es endlich raus! Ab nächstem Jahr soll – wenn nichts dazwischen kommt – im Rahmen der AU wieder grundsätzlich hinten am Auspuff gemessen werden. Damit sind die Zeiten passé, in denen man der OBD vorbehaltlos vertraut hat.
Werkstätten, die in der AU ein Geschäft oder zumindest ein nutzvolles Kundenbindungsinstrument sehen, kann das nur recht sein. Genauso wie die ab 2019 avisierten strengeren Grenzwerte. Denn damit ist die Zukunft der AU gesichert und ein Ziel erreicht, auf das der ZDK mit den Innungen und in Allianz mit Sachverständigenorganisationen sowie dem Verband der Werkstattausrüster (ASA) lange hingearbeitet hat.
In diesem Zusammenhang muss man auch wissen: Bevor der Abgasskandal ans Tageslicht kam, war hinter verschlossenen Türen nicht selten die Rede davon, dass man doch gar keine Abgasuntersuchung mehr brauche. Die OBD sei viel zuverlässiger. So argumentierten etwa Fachleute von Autoherstellern und vom ADAC. Doch mit dem Abgasbetrug von VW gerieten nicht nur die Autobauer, sondern auch die Politik unter Druck. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nutzt jetzt die Gelegenheit, um tatkräftiges Handeln zu demonstrieren, indem er an der AU schraubt. In Wirklichkeit gibt es beim Abgasskandal natürlich viel größere Baustellen – etwa die Autobauer als Schadensverursacher zur Verantwortung zu ziehen.
Doch wie auch immer die angedachte AU-Reform zustande kam, für die Umwelt ist sie gut. Und das Kfz-Gewerbe und die AU-Gerätehersteller nehmen keinen Schaden dadurch. Nur muss man aufpassen, dass die Reform der AU nicht zum Pyrrhussieg wird. Das droht nämlich dann, wenn man die Schraube zu weit dreht. Schon für die ab 2021 geplante Partikelmessung braucht es neue Abgastester – was Werkstätten zu Investitionen zwingt.
Erst recht wird es an den Geldbeutel gehen, wenn irgendwann die immer wieder geforderte Stickoxidprüfung bei der AU käme. Findet sich nämlich hier kein alternatives Verfahren, werden Rollenprüfstände und damit Investitionen von rund 20.000 Euro fällig, wie mein Kollege Ralf Lanzinger schon letztes Jahr in der KRAFTHAND 21/2016 darlegte.
Kommt es dazu, werden sich viele Kfz-Betriebe von der AU abwenden. Außerdem würden AU-Gegner Wind in ihre Segel bekommen, da sich dann wirklich die Kosten-Nutzen-Frage stellt, vielleicht sogar wieder die Existenzfrage der AU.