Der Wandel im Autohandel und seine Auswirkungen – auch auf Freie
Ob die Digitalstrategien der OEMs hinsichtlich Autoverkauf aufgehen, wird sich zeigen.Wenn ja, dann werden Autohäuser ihren klassischen Charakter verlieren und mehr Servicestützpunkt als Autohaus sein. Dabei zu hoffen, digitale Services bringen schon neue Geschäfte, sind Luftschlösser, meint Chefredakteur Torsten Schmidt.
Inhaber von Autohäusern und die im Autoverkauf tätigen Angestellten sind nicht zu beneiden. Die Coronabeschränkungen haben sie quasi zum Nichtstun verurteilt. Womöglich ist das aber nur ein Vorgeschmack auf das, was da noch kommt und viel tiefere, weil dauerhafte Spuren hinterlassen wird: der digitale Direktvertrieb, den die Autobauer selbst in die Hand nehmen.
Volvo etwa verkauft seine E-Autos nur online. Und da die Schweden ab 2030 kein Auto mit Verbrenner mehr bauen wollen, ist dann also für deren Partner Schluss mit dem stationären Handel. Ihnen bleibt die Beratung, Probefahrten organisieren und der Service. Auch bei vielen anderen OEMs gehen die Überlegungen in diese Richtung. Ob das funktioniert, wird man sehen. Wenn ja, stellt sich die Frage: Ist das wirklich so schlecht für Autohäuser, wie es sich im (ersten) Moment darstellt? Oder sieht es mancher Inhaber weniger negativ, weil mit dem wegbrechenden Verkauf auch die finanziellen Belastungen für auf dem Hof stehende Neuwagen entfallen würden?
Klar ist jedenfalls, dass Markenbetriebe in dem Fall noch mehr zureinen Servicestützpunkten werden, bei denen der Löwenanteil der Wertschöpfung über die Werkstatt kommt. Für freie Werkstätten nimmt damit automatisch der Wettbewerb zu. Denn viele Autohäuser dürften dann im Service nicht mehr nur auf ihre Marke setzen und zudem ihre Bemühungen weiter forcieren, Halter älterer Autos als Kunden zu gewinnen.
Jetzt kann man zwar einwenden, dass es in Zukunft andere Mobilitäts-Geschäftsfelder und digitale Services geben wird, an denen Autohäuser nennenswert teilhaben können. Doch bin ich da nicht so optimistisch. Denn es gibt viel größere Player, wie Autobauer und Finanzinvestoren oder Start-ups mit mehr Digitalkompetenz, die hier Milliardenumsätze wittern und Autohäuser höchstens als Erfüllungsgehilfen sehen – sowie bislang beim Autoverkauf.
Für mich liegt die Zukunft des Kfz-Handwerks deshalb nach wie vor in der Wartung und Reparatur von Autos. Denn das kann niemand besser als die Kfz-Profis in den Werkstätten. Und vor allem sind das Tätigkeiten, die es nach wie vor braucht und brauchen wird. In diesem Punkt bin ich dann wiederum überhaupt nicht pessimistisch für unsere Branche.
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