Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, soll die Euro-7-Norm kraftstoff- und technologieneutral sein und somit für alle Automobile unabhängig von der Antriebsart gelten. Damit rücken auch Staubemissionen aus Bremsvorgängen und Reifenabrieb in den Fokus. Für Krafthand-Redakteur Florian Zink ist das auch höchste Zeit und hätte nach seiner Ansicht schon viel früher kommen müssen!
Laut Umweltbundesamt stammt zwar der größte Anteil gesundheitsschädlicher Feinstäube aus Verbrennungsprozessen, aber auch durch die mechanische Reibung aus Bremsvorgängen entsteht eine erhebliche Menge feiner Metallpartikel, die nur 2,5 Mikrometer betragen können und damit ebenfalls stark lungengängig sind. Der Reifen- und Straßenabrieb hingegen enthält relativ grobe Körner und ist deshalb eher ungefährlich. Oder etwa doch nicht?
Fakt ist: Schwere und leistungsstarke Autos verursachen einen stärkeren Gummiabrieb als leichtere und schwächer motorisierte Fahrzeuge.
Zwar ist Reifenabrieb weniger schädlich für die Lunge, doch geraten die Partikel als Mikroplastik in die Umwelt. Laut ADAC sind dies im Durchschnitt 120 Gramm auf 1.000 Kilometer. Das hört sich nach nicht besonders viel an. Doch legt man die vom KBA für 2020 veröffentlichte jährliche Pkw-Fahrleistung von 626 Milliarden Kilometer zu Grunde, ergibt das rund 75.100 Tonnen Gummiabrieb – nur für Deutschland, nur für Pkw und nur innerhalb eines Jahres.
Fakt ist auch: Schwere und leistungsstarke Autos verursachen einen stärkeren Gummiabrieb als leichtere und schwächer motorisierte Fahrzeuge. Zudem soll laut einer Studie des amerikanischen Verkehrsministeriums der Reifenabrieb bei steigender Geschwindigkeit nicht linear, sondern annähernd exponentiell zunehmen.
Ich weiß nicht, wohin das alles noch führen soll, vor allem da es ebenfalls kein Geheimnis ist, dass gerade Elektrofahrzeuge in puncto Gewicht deutlich schlechter abschneiden. So wiegen Elektroautos im Schnitt 24 Prozent mehr als vergleichbare Verbrenner.
Klar könnten aufwendige und damit teure technische Lösungen das Problem entschärfen und die zu erwartenden Euro-7-Anforderungen erfüllen, allerdings bin ich der Meinung, dass es konsequenterweise noch weiterer Maßnahmen für die Umweltverträglichkeit bedürfte: zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen, eine Besteuerung besonders schwerer Pkw und – weniger Auto fahren! Leider aber ist oft das, was gut für die Umwelt wäre, nicht immer wünschenswert für unsere Branche. Dies nennt man wohl ein klassisches Dilemma.