Es fehlt an Neuwagen, das Alter des Fahrzeugparks steigt folglich mit der möglichen Konsequenz, dass Reparaturen zunehmen. Dass freie Werkstätten ganz bestimmt, Autohäuser aber nur eventuell davon profitieren, begründet Torsten Schmidt mit einer bestimmten Schwäche vieler Markenbetriebe.
Unterbrochene Lieferketten. Explodierende Materialpreise. Fehlende Bauteile. Schlagwörter, die zur Zeit jeder kennt und die auf viele Branchen zutreffen. Natürlich auch auf die Automobilwirtschaft. Hier ist es bekanntlich der Chipmangel, der Produktionen teilweise lahmlegt(e) und damit den OEMs und Autohändlern gleichermaßen das Geschäft vermasselt. Nun kommt der Ukrainekrieg hinzu, der zumindest bei VW und Audi wegen Kabelbaummangels die Bänder ruckeln lässt.
Das trägt zu immer längeren Wartezeiten für die ohnehin schon knappe Ware Neuwagen bei und heizt die Preise für Gebrauchte zusätzlich an. Im Endeffekt führen die Lieferengpässe dazu, dass Autos länger halten und fahren müssen. Die logische Konsequenz: Autoreparaturen werden mehr – sofern die Fahrleistungen wegen utopischer Spritpreise nicht signifikant sinken.
„Von dem Mehr an Reparaturen könnten Autohäuser mit Markenbindung profitieren. Ganz bestimmt aber werden es freie Werkstätten.“
Von dem Mehr an Reparaturen könnten Autohäuser mit Markenbindung profitieren. Ganz bestimmt aber werden es freie Werkstätten. Warum die Unterscheidung? Weil es viele Markenhändler trotz intensiver Bemühungen bislang nicht hinbekommen haben, den Anteil an Werkstattkunden mit Fahrzeugen des Alterssegments 3 nennenswert zu erhöhen. Wie auch, wenn doch schon viele Besitzer von Fahrzeugen des Segments 2 (vier bis acht Jahre) zu den freien Werkstätten abbiegen.
Wird das so bleiben? Nicht unbedingt. Die sogenannten Agenturmodelle der Autobauer setzen Vertragshändler unter Druck. Dadurch werden sie mehr und mehr zur Auslieferungsstation für Neuwagen, zum „bloßen Erfüllungsgehilfen“, wie Michael Ziegler, Präsident des Verbands des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg, sagt. Folgt man dieser Logik, müssen Autohäuser ihre Umsätze und Gewinne zwangsläufig noch mehr aus dem Werkstattgeschäft generieren.
Wird ihnen das gelingen? Nicht automatisch. Dafür fehlt es in vielen Autohäusern (noch) an der Einstellung – auch, weil man es dort nie wirklich gelernt hat –, zeitwertgerecht zu reparieren und flexible Reparaturlösungen anzubieten. Oder zugespitzt gefragt: Wie oft schweißen Mechaniker mit einem Markenlogo auf der Latzhose überhaupt noch einen vergammelten Auspuff?