Allradsystem Audi Q3 quattro
Quere Quattros

Der Quattro-Antrieb bei quer verbauten Motoren

Das im Q3 verbaute Allradsystem hat seine Ursprünge im Jahr 1998 im Audi TT und Audi A3. Bilder: Schuster (2), Audi (1)

Der Allradantrieb von Audi ist allseits bekannt. Doch wie funktioniert er bei quer verbauten Motoren? Krafthand erklärt es anhand eines Audi Q3 quattro.

In der Redaktion gab es neulich Diskussionsbedarf zum Allradantrieb von Audi. Kommt bei quer und längs verbauten Motoren dieselbe Quattrotechnik zum Einsatz?

Bei längs verbauten Motoren kommt bekanntermaßen ein Torsen-Differenzial zum Einsatz. Bei queren Varianten greift der Autobauer hingegen auf eine elektrohydraulische Lamellenkupplung zurück, besser bekannt als Haldex-Kupplung.

So auch beim von Krafthand probegefahrenen Audi Q3 Sportsback S-line 45 TFSI quattro 180 kW S-tronic von 2022. Verwendet wird das System bereits seit 1998 im TT und A3 quattro. Inzwischen ist es in der fünften Generation. Daher soll darauf hier der Fokus liegen.

Im von Krafthand getesteten Audi Q3 Sportsback quattro S-line ist die fünfte Generation der Haldex-Kupplung verbaut.

Funktionsweise und Aufbau

Bei der elektrohydraulischen Lamellenkupplung erfolgt die Steuerung elektrisch, die Betätigung hingegen hydraulisch über ein im Ölbad laufendes Lamellenpaket. Das Lamellenpaket besteht aus mehreren metallenen Reibringen. Diese Ringe liegen paarweise hintereinander. Dabei ist abwechselnd je ein Ring mit dem Kupplungskorb verzahnt, der jeweils andere mit der Abtriebswelle des Hinterachsdifferenzials. Und der Kupplungskorb (und somit auch der verzahnte Reibring) rotiert mit der Kardanwelle.

Verbaut ist die Haldex-Kupplung am Ende der Kardanwelle und vor dem Hinterachsdifferenzial. Differenzial und Haldex teilen sich dabei dasselbe Gehäuse. Die Einbaulage soll nicht zuletzt zu einer besser verteilten Achslast beitragen.

Die elektrohydraulische Lamellenkupplung ist am Ende der Kardanwelle, aber vor dem Hinterachsdifferenzial im selben Gehäuse verbaut.

Die benötigte Ölzufuhr stellt eine Axialkolbenpumpe sicher, die eine stufenlose Verstellung des Drucks ermöglicht. (Welche Probleme es bei der Pumpe geben kann.) Je nach Modell ist zusätzlich ein Speicher verbaut. Dadurch gelingt das Verstellen schneller – Audi spricht hier von wenigen Millisekunden für die Neuverteilung der Kräfte.

Es gilt: Je größer der Öldruck ist, desto stärker werden die Reiblamellen zusammengedrückt und desto mehr Kraft liegt an der Hinterachse an.

Welche Achse wie stark angetrieben wird, hängt dabei von einer Vielzahl von Daten ab, die durch das Steuergerät verarbeitet werden. Unter anderem berücksichtigt es den Status des Fahrdynamiksystems Audi drive select und der elektronischen Stabilitätskontrolle ESC.

Der Fahrer kann den Allradantrieb zwar nicht händisch ausschalten. Doch bei einer ruhigen Fahrweise und passenden Straßenverhältnissen ist eine temporäre und automatisierte Öffnung der Kupplung möglich. Dadurch hat der eigentliche Quattro kurzzeitig „nur“ einen Frontantrieb. Mehr zu diesem und zu anderen Allradantrieben gibt es im Krafthand-Technik Buch „Moderne Allradsysteme“.

Video: Quattro-Antrieb des Audi TT

 

Ein Auto – drei Meinungen

Maike Wiedemann

Ich bin von Haus aus weder Audi-Fan noch -Gegner. Die Ingolstädter haben durchaus Modelle, die ein Herz höherschlagen lassen – aber der Q3 gehört nicht dazu. Die Bauform ist „typisch Q“ und kommt mit wenig Pepp daher. Die Spiegel sitzen niedriger als der Scheibenrahmen, daher muss der Fahrer den Sitz weit nach oben stellen, bis er auch die untere Spiegelkante sieht, die gerade beim Einparken wichtig wäre. Ich möchte mir eigentlich nicht von meinem Auto vorschreiben lassen, wie ich zu sitzen habe.

Ebenfalls ohne Elan scheint mir der Motor. Kurz mal überholen? Fehlanzeige. Im ersten Moment habe ich an einen fehlerbedingten Leistungsverlust gedacht, doch scheinbar geht bei dem Ringträger nicht mehr. Schade.

Christine Waldmann

Der Audi Q3 kommt mit 180 kW/245 PS starkem 2.0 TFSI-Triebwerk auffällig träge daher. Auch sonst empfand ich ihn als recht langweilig: vom Fahrgefühl über die Außenoptik bis zum konventionell gestalteten Cockpit. Hinzu kommt ein katastrophal schlechter Wendekreis – dabei bin ich von meinem Golf 5 wahrlich nicht verwöhnt.

Erfreulich fand ich den großzügigen Kofferraum und auch das Innenleben ist einigermaßen komfortabel, aber unspektakulär. Mein Beifahrer war ziemlich enttäuscht, dass er seinen Sitz händisch einstellen musste. In dieser Preisklasse (rund 68.000 € in der Ausstattungsvariante) sollte das selbstverständlich elektrisch möglich sein. Doch laut Preisliste ist das selbst für den Fahrersitz eine kostspielige Option. Kein großer Wurf von Audi.

Torsten Schmidt

Weshalb meine Kolleginnen den Q3 als träge empfunden haben? Keine Ahnung. Für mich beschleunigt er ordentlich. Man muss dafür allerdings das Gaspedal ganz durchdrücken. Was die Laufkultur des Motors und die Straßenlage angeht, ist der Q3 ein typischer Audi: laufruhig, straff, sportlich. Damit bleibt er selbst bei schneller Gangart stets souverän, sodass bei hohen Geschwindigkeiten nur denen der Schweiß ausbricht, die sowieso nie schneller als 130 fahren wollen.

Beim Spritverbrauch aber hört die Freundschaft auf. So leuchtete bei der Abfrage des Langzeitverbrauchs am Bordcomputer ein Schnitt von über 9 Liter auf. Bei schneller Autobahnfahrt schluckt der TFSI durchschnittlich sogar an die 12 Liter. Too much für so einen kleinen SUV.