Obwohl sich unter anderen der ZDK vehement für den Fortbestand des Verbrenners eingesetzt hat und Ende März auch ein Kompromiss gefunden wurde, wird sich laut Chefredakteur Torsten Schmidt für die Kfz-Branche nichts ändern: Sie wird schrumpfen und absehbar in weniger Werkstätten weniger Menschen ihr Auskommen bescheren.
Eine schrumpfende Werkstattlandschaft ist vielleicht weniger bitter, als es sich zuerst anhört. Bevor ich diese These erkläre, zum Hintergrund: Verkehrsminister Wissing hat sich mit verschiedenen Lobbygruppen für E-Fuels stark gemacht und dafür, dass Benziner oder Diesel auch nach 2035 in neue Pkw eingebaut werden dürfen. Sofern sie zu 100 Prozent synthetischen Sprit verbrennen. Ob es großflächig dazu kommt, ist Stand heute eher unwahrscheinlich.
Jedenfalls winken viele Autobauer beim Thema E-Fuels ab, weil es für sie keins ist – darunter Mercedes und Audi an vorderster Front. Selbst Verfechter wie BMW und Porsche sehen den erdölfreien Kraftstoff nur für Nischenanwendungen – im 911er oder in Rettungsfahrzeugen oder für Regionen, in denen eine E-Infrastruktur schwer aufzubauen ist. Mit anderen Worten: In Mitteleuropa wird die „Elektromobilität im Pkw-Bereich die Zieltechnologie Nummer eins bleiben“, so Hildegard Müller, ihres Zeichens Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie. Da stellt sich mir schon die Frage, warum der ZDK sich so stark für E-Fuels gemacht hat. Aber das nur am Rande.
Zurück zur schrumpfenden Kfz-Branche und warum dies vielleicht schlimmer klingt, als es wird. Es handelt sich um einen zwar sehr traurigen, aber eben auch logischen Prozess, der schon mindestens vor 20 Jahren begann. Damals gab es rund 50.000 Kfz-Betriebe, heute sind es nur noch rund 36.000. Und das obwohl der Fahrzeugbestand zugenommen hat. Immer weniger wartungsintensive Motoren und Systeme waren und sind Gründe für diese Entwicklung, die E-Autos eher noch befeuern.
Das Gute, wenn man so will: Für die Kfz-Branche ist es ein vergleichsweise schleichender Prozess, der ausreichend Zeit für Anpassungen zur Existenzsicherung gibt. Und genau dafür ist das E-Auto wiederum wichtiger als E-Fuels: Denn wenn der für unsere Branche existenziell wichtige Fahrzeugbestand für die individuelle Mobilität ähnlich hoch bleiben soll, wird die dafür gesellschaftlich notwendige Akzeptanz nur mit E-Autos möglich sein. Wahrscheinlich setzen viele Autobauer nicht zuletzt deshalb voll auf die Steckdose, während andere noch der Zapfsäule nachtrauern.