Wenn Autofahrer die Datenhoheit bei vernetzten Autos aufgeben
Bei PCs und Smartphones haben die meisten Nutzer die Kontrolle über ihren digitalen Fußabdruck aufgegeben. Bei Autos wird dieser Kontrollverlust weniger akzeptiert – noch. Weil dieser früher oder später fallen wird, muss der Gesetzgeber in Hinblick auf vernetzte Fahrzeuge dringend Leitplanken ziehen, um fairen Wettbewerb zu erhalten. Ein Kommentar.
Jeder, der digital per Smartphone oder -watch, Sprachservices wie Alexa, Apps oder mit was auch immer unterwegs ist, hinterlässt eine breite Datenspur im Netz. Das dürfte mittlerweile bekannt sein. Was die einen stört, ist vielen egal, solange eine Anwendung Bequemlichkeit und persönliche Vorteile verspricht.
Da erscheint das Ergebnis der Studie „Big Data in der Mobilität“ des Goslar Instituts für verbrauchergerechtes Versichern (eine Initiative der HUK-Coburg) fast paradox: Bezüglich der Zustimmung zur Weitergabe von Infos aus vernetzten Fahrzeugen herrsche „nach wie vor eine verbreitete skeptische Grundhaltung“. Augenscheinlich besteht Angst davor, dass mit den Daten Schindluder getrieben werden könnte, und vor Kontrollverlust – an den wir uns bezüglich der Datenweitergabe per Computer oder Smartphone doch längst gewöhnt haben.
Nun ist es angesichts der Tatsache, dass Autobauer mit teils fragwürdigen Mitteln den freien Wettbewerb ausbremsen, für den freien Reparaturmarkt nicht die schlechteste Nachricht, wenn beim Auto (das noch nicht als Computer auf vier Rädern wahrgenommen wird) das Bedürfnis nach der Datenhoheit stärker ausgeprägt ist. Nur glaube ich, dass viele Fahrzeughalter ihre Kontrollüberzeugungen sukzessive abgeben werden, ja sogar müssen.
Denn die optionalen Digitalangebote der Autohersteller, für die im Gegenzug eine Datenfreigabe erforderlich ist, werden immer verlockender. So begrüßen viele der Befragten etwa eine verkehrsabhängige Navigation in Echtzeit oder automatische Hinweise auf Wartungstermine und notwendige Reparaturen. Überdies fördern „softwaredefinierte Autos“ den Datentransfer. So nennen OEMs Fahrzeuge, bei denen Ausstattungsmerkmale oder Funktionen (z. B. Assistenzsysteme) per Klick geordert/abonniert werden können – nicht nur gegen Bezahlung, sondern sicher auch gegen die Weitergabe bestimmter Daten.
Umso wichtiger ist es, dass sich eine große Allianz aus Versicherern, Automobilclubs und Verbänden (wie GVA und ZDK) bei der Politik dafür einsetzt, dass auch der freie Markt uneingeschränkt Zugang zu den vernetzten Fahrzeugen bekommt. Zum Glück gibt es diese Bestrebungen. Und angesichts der im Vergleich zu früheren Jahren nicht mehr ganz so starken Autolobby ist zumindest ein gewisser Optimismus auf (Teil-)Erfolge angebracht. Wobei der ZDK sich gerne wieder lautstärker für den freien Datenzugang einsetzen könnte.
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