Der Renault 5 fand zu seiner Zeit den Weg in die Herzen von Millionen Autofahrern. Bemerkenswert: Die Leistungsvarianten des Kleinwagens unterschieden sich um mehr als 370 PS.
Der R5 wurde nach seinem Debüt 1972 schnell zum Publikumsliebling. Besonders seine zierliche, kindlich anmutende Karosse mit den großen Scheinwerfer-Kulleraugen und den knalligen Farben machten den „petit ami“ fast schon lebendig. Doch der süße Kleinwagen konnte auch anders: Versionen mit über 400 PS lassen – angesichts heutiger Sicherheitsstandards – ein mulmiges Gefühl aufkommen.
Doch der Pkw war nicht als Rennsemmel geboren. Das erste Modell Renault 5L hatte nur 34 PS (in Deutschland kam er direkt als moderner 36-PS-ler auf den Markt) und einen 0.8-Liter-Motor. Ausgestattet war er mit Torsionsstäben an beiden Achsen und Einzelradaufhängung. Und obwohl viele Teile baugleich zum Renault 4 und Renault 6 waren und damit auch einen Preisvorteil für den Käufer herausschlugen, hatte der Fünfer eine Neuerung: Er verfügte über Kunststoffstoßfänger, laut Renault als erster Serien-Pkw überhaupt. Sie waren nicht nur leichter als die metallenen Pendants, sondern auch unempfindlicher und günstiger. Mit seinen ungefähr 700 Kilo Gewicht und einem Ladevolumen von 900 Litern (mit umgeklappter Rückbank) entpuppte sich der Wagen zudem als wahres Raumwunder.
Vom Schaf zum Wolf
Ab 1975 gewinnt der Kleinwagen rasant an Leistung: Der Renault 5 Alpine bietet 93 PS. Sein Motor kam unter anderem in der Rallye-Dakar zum Einsatz, im Renault 5 6 × 6. Der Kleinwagen wurde als Dreiachser also im wahrsten Sinne in die Wüste geschickt, doch große Erfolge erzielte er dabei nicht.
Für Rennzwecke wurde der Alpine mit einem Turbolader aufgepimpt und trug passenderweise den Namen Alpine Turbo. Der erreichte schon Spitzengeschwindigkeiten von 191 Stundenkilometern. 1980 entstand eine Version, die manchen Traum wahr werden ließ: Als Renault 5 Turbo wurde der 160 PS starke 1.4-Liter mit Ladeluftkühler angeboten. Zusätzlich trägt der um 20,2 Zentimeter verbreiterte „Backenturbo” sein Aggregat nicht unter der Motorhaube, sondern längs hinter den Vordersitzen. Die Kraft wird auf die Hinterräder (Dimension: 220/55) übertragen. Obwohl das bereits mehr als genug Leistung für den einst so niedlichen Franzosen scheint, setzt Renault für seine Rennerfolge noch einen drauf. Von anfänglichen 205 PS steigt die Leistung des Rallye-Sportlers 1985 auf 408 PS.
Ein Jahr vor dem Rennmonster kam für den normalen Autofahrer mit dem Namen Supercinq (Super 5) die neue Generation auf den Markt. Wobei von Nachfolger kaum die Rede sein kann. Nicht nur ist die Karosse um 8,5 Zentimeter länger, der Motor wurde für ein besseres Platzangebot nun quer statt längs verbaut. Außerdem kommen McPherson-Federbeine an der Vorderachse zum Einsatz. Hinten hingegen übernehmen Längslenker und Drehstäbe die Führung der einzeln aufgehängten Räder.
Ab 1990 bietet Renault den Clio an, was dem Erfolg des R5 jedoch nicht im Weg steht. Vier Jahre lang laufen die beiden parallel, bis der Fünfer 1994 letztlich nach seiner 22-jährigen Erfolgsgeschichte und mehr als 9 Millionen verkauften Exemplaren eingestellt wird. Ist ein Liebhaber heute auf der Suche, sollte ihm klar sein, wie tief er in die Tasche greifen muss: Während die niedrig Motorisierten bereits für wenige tausend Euro erhältlich sind, findet man den Renault 5 Turbo ab 100.000 Euro aufwärts – Rallye-Versionen teils für 500.000.