Der Jaguar E-Type wurde 60 und gehört keineswegs zum alten Eisen
Von wegen Schönheit ist vergänglich. Man glaubt es kaum, aber eine Ikone des britischen Autobaus feierte im März ihren 60. Geburtstag. Dabei kommt die Katze aus Coventry immer noch mit einer Eleganz daher, die auch Sean Connery gut zu Gesicht gestanden hätte. Aber es wurde nichts aus dem Wunsch der Produzenten, den Jaguar E-Type im Bond-Film „Goldfinger“ einzusetzen. Wie wir alle wissen, wurde es der Aston Martin.
Zurück nach Coventry oder besser nach Genf. Der Jaguar E-Type hatte hier im März 1961 seinen ersten Auftritt auf dem Automobilsalon. Der Firmengründer Sir William Lyons persönlich stellte sich der vor Begeisterung jubelnden Fachpresse. Mit einem Vorführwagen, der sich erst am Abend zuvor von Coventry aus auf den Weg machte, konnten sich die Motorjournalisten vom Supersportwagen zum kleinen Preis überzeugen.
Kostete der Jaguar damals um die 26.000 DM, war das halb so viel, wie man für einen Ferrari berappen musste. Und dabei stand er den Italienern in Sachen Fahrleistung und Design keineswegs nach: Der langhubige 3,8-l-Reihensechser sprintete mit 265 PS in sieben Sekunden von null auf 100 und erst bei 240 km/h ging der Katze die Puste aus. Ein Mercedes-Flügeltürer schaffte zwar 260 km/h, für den Sprint auf 100 brauchte er aber knapp drei Sekunden mehr.
Sieger des Le-Mans-Triple
Die sportliche DNA des E-Type hatte einen siegreichen Vater. Mit dem Jaguar D-Type gelang Jaguar in Le Mans das Triple. 1955, 1956 und 1957 gewannen die Briten die 24 Stunden vor allem mit ingenieurstechnischem Know-how. Ein neuartiges Monocoque in Verbindung mit einem windschlüpfrigen Design verschaffte Jaguar einen Innovationsschub, von dem der E-Type in der konsequenten Weiterentwicklung profitieren durfte. Und dabei lässt er es sich nicht nehmen, an seinen großen Ahnen zu erinnern. Allein beim Öffnen der unendlich langen Haube kommt es einem vor, als klappe man das halbe Auto auseinander, sind doch die Scheinwerfer, der Grill und die Radhäuser in ihr untergebracht.
Halb so teuer wie ein Ferrari, doch ebenbürtig in Fahrleistung und Design.
Ist man dann schon mal im Maschinenraum zu Gast, kommt ein alter Bekannter zum Vorschein: Der 3,8-Liter-Motor stammt nämlich aus dem XK 150. Als die Techniker ihn im Oktober 1964 auf 4,2 Liter aufbohrten, beließen sie es bei den 265 PS. Dafür wurde der Katzenmotor seidiger im Lauf und unterstrich die außergewöhnlich gute Alltagstauglichkeit des Sportlers. Denn konnte der Fahrer eines Ferraris dieser Tage schon mal ein dickes Kupplungsbein bekommen, ließ sich der Jaguar im Grunde wie eine Limousine fahren.
Nur die anfänglich verbauten Moss-Getriebe erforderten einen sensiblen Umgang, weil der erste der vier Gänge noch unsynchronisiert war. Mit den vollsynchroniserten Schaltboxen der 4,2-Liter-Ära war aber auch dieses Manko behoben. Die Zahnstangenlenkung gab ein gutes Feedback und der Wagen ließ sich für seine geringe Breite von nur 1,66 Metern recht gutmütig steuern, woran die Einzelradaufhängung mit einem Stabilisator vorne maßgeblichen Anteil hatte.
Innovativ nicht nur in Sachen Bremsen
Als einer der ersten Hersteller brachte Jaguar die Scheibenbremsen an allen Rädern in die Serie. Auf der Hinterachse waren sie innenliegend, was weniger ungefederte Massen zum Vorteil hatte. Über eine Serviceklappe im Kofferraum ließen sich die Bremsbeläge wechseln. Um aber nicht nur ausreichend Gepäck in den Urlaub zu chauffieren, kam 1966 das 2+2-Coupé auf den Markt. Der Radstand wuchs um 22 Zentimeter und Kinder hatten im Fondabteil ihren Spaß am neuen Familienwagen.
Auch ein Automatikgetriebe war nun verfügbar. Das freute besonders den amerikanischen Markt, der für das Coupé als wichtigster galt. Eben dieser zwang Jaguar dann im Oktober 1968 auch in die Veränderungen der Serie 2. Der E-Type kämpfte mit einer deutlich größeren Kühleröffnung, größeren Blinkern und Rückleuchten, nun unterhalb der Stoßfänger. Und die Abgasverordnung machte die Motoren mit unter 200 PS müde.
Erst als Jaguar 1971 mit der Serie 3 den famosen 5,3-Liter-V12-Motor brachte, erstarkte die Leistung des Wagens wieder auf 272 PS. Mit dem aus zwei verschmolzenen XK-6-Zylinder-Motoren geschaffenen Aggregat schaffte Jaguar eine weitere Legende. Das Triebwerk zählt zu den meistgebauten V12 der Welt und wurde bis 1996 im Jaguar XJ verbaut. Dass sich der E-Type bis zum Produktionsende 1975 vom Sportwagen zum Grand Tourer ohne sportlichere Ambitionen entwickelte, kratzte aber keineswegs an seinem Mythos. Happy Birthday!
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