Traditionell nutzen viele der rund 5.000 Aussteller die Automechanika, um neue Geschäftskontakte aufzubauen und bestehende zu pflegen. Das war auch in diesem Jahr nicht anders. Doch nicht nur dieser B2B-Charakter zeichnet die Automechanika aus, auch der Werkstattpraktiker findet an den Messeständen zahlreiche Equipment-Highlights.
Besuchen Kfz-Profis die Automechanika, so zieht es diese vor allem in die Messehallen acht, neun und elf. Hier finden sich sämtliche Werkstattausrüster von Rang und Namen, um ihre Neuheiten, aber auch bewährte Bestseller zu präsentieren. Die Palette der Aussteller reicht von Werkzeuganbietern bis zu den Unternehmen, die Investitionsgüter präsentieren – angefangen beim Diagnosegerät über Klimaservicestationen bis hin zu Hebebühnen, Bremsprüfständen sowie Radwucht- und Reifenmontiermaschinen.
Zudem reagiert die Branche beim Frankfurter Stelldichein regelmäßig auf Trends in der Autoindustrie. Was vor zwei und vier Jahren schon begonnen hat, setzt sich in diesem Jahr fort. Immer mehr Ausrüster stellen AdBlue-Befüllgeräte und Lösungen für das Kalibrieren der Radarsensoren und Kameras von Fahrerassistenzsystemen vor. Auffällig war auch, dass die Anzahl an Anbietern von Automatikgetriebe-Spülmaschinen enorm gewachsen ist. Zu sehen gab es ebenfalls aufwendige Geräte zum kompletten Austausch der Kühlflüssigkeit.
Manchmal aber liegen die Innovationen auch im Kleinen – etwa bei Zangen und anderen klassischen Werkzeugen. Auf den folgenden Seiten finden KRAFTHAND-Leser einige Highlights, welche die Redaktion in Frankfurt zu sehen bekam.
Werbas: Der Anbieter hat sein mobiles Werkstatt-Managementmodul für Tablets und Smartphones um neue Funktionen erweitert. Werbas.blue 2.0 ist nicht nur schneller als sein Vorgänger. Der Hersteller hat das Tool auch mit einem Prozessassistenten, einer Suchoptimierung und einer vereinfachten Benutzeranmeldung ausgestattet. Zudem können Kfz-Profis mit der mobilen Lösung auch Zeiten erfassen und den einzelnen Aufträgen zuordnen. Eine weitere Neuerung ist der mobile Direktzugriff auf alle Fahrzeug- und Kundendaten. Per Sprachfunktion gelangt der Anwender zur gewünschten Funktion.
Cosber: Der bis jetzt vor allem als Anbieter von Bremsprüfständen in Erscheinung getretene Hersteller zeigte auf der Automechanika weitere Produkte aus seinem Portfolio. Zum Thema Fahrwerk und Reifen waren beispielsweise die 3D-Achsvermessung C-A3D42 sowie die Montier- und Reifenwuchtmaschinen C-TCM224 und C-WBM85 zu sehen. Aber auch für den Klima- und ATF-Öl-Service hat das Unternehmen mit dem AC easyCool VE und dem ATF easyGear VE+ eigene Lösungen für Werkstätten anzubieten. Neben den klassischen Bremsprüfständen war darüber hinaus auch ein spezieller Lastprüfstand zur Ermittlung von Schadstoffemissionen zu sehen. Da solche Prüfstände laut Cosber in China schon jetzt bei der Abgasuntersuchung vorgeschrieben sind, wollte das Unternehmen mit asiatischen Wurzeln seine Kompetenz auf diesem Gebiet präsentieren.
Texa: Die Italiener präsentierten zahlreiche Neuheiten für Werkstätten. Ein Highlight auf dem Stand war ein markenübergreifendes Kalibriersystem für Radar- und Kamerasysteme. Das RCCS (Radar and Camera Calibration System) genannte System ist laut Texa für das Nachtsichtsystem, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, den Spurhalteassistenten, den Einparkhilfeassistenten, die Verkehrszeichenerkennung, die 360°-Kamera und Totwinkelerkennung sowie für das Kollisionswarnsystem hinten geeignet. Zudem war der vor zwei Jahren noch als Prototyp vorgestellte LASER EXAMINER ausgestellt, der nun serienreif ist. Das Gerät soll die Verschleißkontrolle an Bremsscheiben und Reifen erleichtern. Des Weiteren zeigte das Unternehmen mit dem eLight sein erstes Scheinwerfer-Einstellgerät mit integrierter elektronischer Diagnose. Ebenfalls neu vorgestellt wurde ein Gerät, das die Rückgewinnung von kontaminierten Kältemitteln aus Fahrzeugklimaanlagen ermöglicht das sogenannte REC+.
Ctek: Das Unternehmen zeigte sein Batterieladegerät PRO25S mit geringer Spannungs- und Stromwelligkeit sowie einer Reihe integrierter Sicherheitsfunktionen. Damit lassen sich sowohl die Batterie als auch sensible elektronische Systeme des Fahrzeugs schützen. Das Gerät eignet sich zum Laden und Pflegen aller Arten von 12-V-Fahrzeugbatterien, einschließlich Nass-, Kalzium-, Gel-, sowie AGM- und EFB-Batterien für Start-Stopp-Fahrzeuge und auch Lithium-Ionen- Batterien (LiFePO4). Es deckt einen Kapazitätsbereich von 40 Ah bis 500 Ah (LiFePO4: 30 bis 450 Ah) ab. Das integrierte Rekonditionierungsprogramm dient zur Wiederherstellung der Batterielebens dauer und zur Wiederaufbereitung entladener Batterien. Der Supply- Modus unterstützt die Batterie während Diagnosearbeiten und Fehlerbeseitigung. Die Länge des Ladekabels beträgt zwei Meter, das Netzkabel ist 1,9 Meter lang.
Hazet: Der Hersteller präsentierte elektronische Drehmoment-/Dreh winkelschlüssel der SmartTAC-Serie für Verschraubungen mit hohen Genauigkeitsanforderungen oder für Arbeiten mit Dokumentationspflicht. Die smarten Schlüssel glänzen laut Anbieter durch eine minimale Toleranz von ± 1 Prozent/ ± 1 Digit. Im Gegensatz zu den Vorgängern, den 7000-eTac-Modellen, ermögliche ein um 42 Prozent reduzierter Flächenbedarf der Platine auch die Herstellung kleinerer Schlüssel, die einen Messbereich bereits ab 1 Nm abdecken und vor allem in kleinen Dreh momentbereichen Vorteile bieten. In Sachen Dokumentation geben eine neue App und eine Low-Energy-Bluetooth-Schnittstelle dem Nutzer die Möglichkeit des Live-Datenaustauschs mit Smartphone (Smartwatch) oder Tablet. Die neuen elektronischen Schlüssel lassen sich jetzt auch über USB-C-Schnittstelle mit Laptop oder PC verbinden. So kann der Schlüssel direkt programmiert oder die gespeicherten Schraubdaten zu Dokumentationszwecken auf den PC übertragen werden.
Lube1: Die vollautomatische Automatikgetriebe-Servicestation TSD450E soll das Öl bei offenen und geschlossenen Systemen dank eines Durchflusses von zehn Litern pro Minute in weniger als fünf Minuten wechseln. Die Sensortechnologie überwacht den Ölaustausch und ist laut Hersteller auch für DSG und Doppelkupplungsgetriebe geeignet. Das integrierte Spülprogramm löst ohne den Einsatz von Spülöl alle öllöslichen Verunreinigungen. Die Frisch- und Brauchöltanks fassen je 23 Liter. Geliefert wird die Servicestation mit umfangreichem Zubehör und mehreren Spezialadaptern, zudem liegen 25 Zustands- & Glykol-Diagnosetests, zwei Getriebereinigungsadditive, eine Dose Getriebereiniger sowie 20 Liter ATF-Öl bei. Ein Werbepaket mit 100 Werbeflyern soll helfen, Kunden vom Getriebeölservice zu überzeugen.
AVL Ditest: Das auf Prüf- und Messtechnik spezialisierte Unternehmen hat auf der diesjährigen Automechanika gleich in zwei Kategorien den begehrten Innovation Award gewonnen. In der Sparte Repair & Diag nostics räumte die akustische Kamera ACAM (Bild) ab. Damit lassen sich Innenraumgeräusche lokalisieren, Dichtheitsprüfungen durchführen und im Motorraum erhöhte Lagergeräusche oder Kettengeräusche ohne viel Zeitaufwand feststellen.In der Kategorie Classic Cars Products & Services gewann die Multisense 1000 die Auszeichnung. Das Messgerät macht, als Ergänzung der AVL-Scope-Geräte, mechanische und nichtelektrische Größen sicht- und bewertbar, indem es auf eine umfangreiche Sensorik (z. B. Stroboskop, Mikrofon, Lichtreflexsensor) zurückgreift.
Berner: Bei Unternehmen wie Berner, deren Portfolio von Verbrauchsmaterial bis zu Werkzeugen reicht, gibt es oft viele Neuheiten auf einer Messe zu entdecken. Manchmal liegen dabei die Innovationen im Detail, wie bei der neuen Wasserpumpenzange MX. Durch ihre Feinverzahnung erhöht sich die Griffigkeit der Zange um 40 Prozent gegenüber der DIN ISO Norm 8976 für Wasserpumpenzangen, so der Anbieter. Außerdem sollen die doppelt verzahnten Greifbacken und induktiv gehärteten Zähne mehr Stabilität und weniger Verschleiß garantieren. Zur Langlebigkeit trägt überdies das Spezialgemisch aus Chrom, Vanadium und Stahl bei.
Stahlwille: Der Werkzeugspezialist aus Wuppertal stellte neben seinen üblichen Werkzeuglösungen vor allem seine digitalen Drehmomentschlüssel in den Vordergrund. Wegen der immer anspruchsvoller werdenden Garantiearbeiten sind laut Stahlwille auch immer präzisere Dokumentationen der Arbeitsschritte notwendig. Der Hersteller betont, dass dafür vor allem der elektromechanische Drehmomentschraubendreher Torsiotronic und der elektronische Drehmomentschlüssel Sensotork 701 besonders geeignet sind. Des Weiteren präsentierte das Unternehmen seine Vorstellung von der Werkstatt von morgen anhand eines Mixed-Reality-Beispiels. Mit Hilfe einer Datenbrille sieht der Mechaniker alle Schrauben, die er nachziehen muss. Dabei hebt das System die betroffenen Schrauben farblich hervor. Der Drehmomentschlüssel Manoskop 766 Daptiq stellt dabei immer den passenden Drehmomentwert ein.
SW-Stahl: Das Unternehmen stellte auf seinem Messestand einen neuen Akkuschlagschrauber vor. Den Angaben zufolge zeichnet er sich durch ein hohes Drehmoment aus. Des Weiteren soll der Motor so gut wie wartungsfrei sein, da er über eine sogenannte Brushless- Technologie verfügt. Laut SW-Stahl arbeitet der Motor gegenüber einem Bürstenmotor um 30 Prozent effektiver und läuft somit bei gleicher Akkukapazität deutlich länger. Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Schlagschrauber zwei 18-V-Li-Ion-Akkus und ein Schnellladegerät. Die Drehmomentlevel beim Anzug betragen 200 Nm, 400 Nm und 650 Nm. Das Lösemoment liegt bei 900 Nm.
Snap-On/John Bean: Neu im Programm von John Bean ist das Achsmessgerät V2100. Durch verschiedene neue Features soll es die Rüst- und Vermessungszeiten verkürzen und so die Produktivität verbessern. Optik und Haptik wurden laut Herstellerangaben durch eine neue Bedienoberfläche mit neuen Grafiken verbessert. Die Software soll die Vermessungszeit auf wenige Minuten ver kürzen, dabei dirigiert die Fahrzeugausrichtungsanzeige VODI den Mechaniker durch den Messvorgang. Kfz-Daten und Software-Updates stehen online zum Download bereit.
Beissbarth: Bei Beissbarth stand die automatische Mess- und Datenerfassung im Fokus der Messepräsentation. Kennzeichenerkennung, Profiltiefenmessung, Fahrwerkvermessung, Karosserieerfassung sollen mit Easy Tread und Easy Cam in etwa 60 Sekunden vollautomatisch erfasst werden. Laut Hersteller läuft die Profiltiefenmessung durch Bilderfassung und Bildauswertung vollkommen ohne Berührung ab. Ein weiteres Highlight am Stand war die Beissbarth-Prüfstraße mit einer touchless Fahrwerkvermessung. Neben den berührungs losen und präzisen Messvorgängen betonte das Unternehmen vor allem die Zeitersparnis bei diesem System
Pico: Mit dem PicoScope hat Pico schon seit einiger Zeit ein Kfz-Diagnose-Oszilloskop mit potenzialfreien Eingangskanälen und einer hohen Abtastrate im Portfolio. Auf der Automechanika stellte das Unternehmen zusätzlich das neue PicoMobile vor. Es wurde speziell für den Gebrauch eines Microsoft Surface Pro entwickelt. Das Tablet lässt sich in einer extra dafür passenden Aufnahme befestigen. Im Gehäuse des PicoMobile können Werkstätten ein 4-Kanal-PicoScope-Modell 4425 integrieren. Die klappbare Halterung gibt dem Anwender die Möglichkeit, das Tablet flach aufzulegen und als Handheld einzusetzen oder in verschiedenen Winkeln schräg aufgestellt auf dem Werkzeugwagen, am Schreibtisch oder auf anderen geraden Flächen als Standgerät zu benutzen. Die Verwendung des Sur face Pro wurde zudem durch eine touchscreen-freundliche Software (Pico Scope 7) optimiert.
Champion: Der Schmierstoffexperte hat einen smarten Ölschrank für freie Werkstätten entwickelt, der eine vollautomatische Überwachung der Schmierstoffvorräte möglich machen soll. Der Schrank enthält acht Fächer für 20-Liter-Gebinde und zwei Abteile für 60-Liter-Fässer. Er ist an ein Netzwerk angeschlossen mit einer Verbindung zum Distributor des Kunden oder zu einem Händler. Sensoren im Schrank messen demnach permanent den Füllstand in den Gebinden und Fässern. So kann dem System stets der aktuelle Stand übermittelt werden. Sobald der Füllstand unter ein bestimmtes Niveau sinkt, wird ein Bestell-Ticket ausgelöst. Hat der Kunde die Bestellung freigegeben, wird sie automatisch an den Lieferanten gesandt. Werkstätten, die bereits einen Champion Ölschrank haben, können diesen nachträglich mit Sensoren und dem digitalen Übermittlungssystem ausstatten lassen. Auf diese Weise können sie über dieselbe Echtzeit-Bevorratung verfügen. Der neue Fassschrank ist ab Mitte 2019 verfügbar. Bild: Champion
Leitenberger: Zu sehen war das Dichtheitsprüfgerät HK-DHP1 für R134a- und R1234yf-Klimaanlagen. Mit dem Gerät sind Kfz-Betriebe in der Lage, eine Klimaanlage fundiert und rechtssicher auf deren Dichtheit zu untersuchen. Zudem liefert es zielsichere Hinweise, wo Leckagen zu suchen sind. Über den integrierten Drucker lassen sich die Prüfergebnisse dokumentieren. Das Protokoll ist Anbieterinformationen zufolge nicht manipulierbar, da die Echtzeit auf jedem Ausdruck festgehalten wird. Mit dem Gerät kann der Mechatroniker mit Formiergas die Druckverhältnisse im Nieder- und Hochdruckbereich der Klimaanlage präzise messen. Über einen selbst festgelegten Zeitraum lassen sich diese Werte protokollieren. Das Gerät wird an den Nieder- und Hochdruckanschluss der Klimaanlage angeschlossen. Der dritte Geräteanschluss wird mit der Prüfgasflasche verbunden. Mit einem Lecksuchgerät kann dann der Mechatroniker Undichtigkeiten lokalisieren.
Capelec: Die französischen Werkstatt ausrüster stellten zur Messe neben ihrem neuen Vertrieb in Deutschland und dem generellen Produktsortiment auch einige Neuheiten vor, wie beispielsweise das CAP3500 ein draht loses und mobiles Auspuffabgas-Messgerät, das für alle Motorarten geeignet sein soll. Bedient wird das modern gestaltete Gerät über einen acht Zoll großen Touchscreen. Mit Hilfe des Bluetooth-Moduls CAP1221 lassen sich die gemessenen Werte kabellos übertragen. Ansonsten verfügt das Gerät über alle nötigen Testprogramme und -funktionen und ist nach OIML R99 Klasse 0, ISO 3930 und BAR97 zertifiziert.