Abgasnachbehandlung bei Dieselmotoren

Das Twindosing-System des VAG-Konzerns

 

Mit der Einführung der Euro-6-Norm und dem neuen Prüfverfahren während der Straßenfahrt (RDE = Real-Driving-Emissions), müssen die Automobilhersteller den Aufwand für die Abgasnachbehandlung deutlich erhöhen. Tendenziell werden die Bauteile der Abgasnachbehandlung so nah wie möglich an der Auslassseite platziert, damit die Nachbehandlungssysteme in der Warmlaufphase möglichst schnell ihre Betriebstemperatur erreichen.

Durch die Kombination eines Speicherkatalysators und eines SCR-Katalysators wird der NOx-Ausstoß in jedem Betriebszustand niedrig gehalten. Grafik: BMW

Bei schnelleren Fahrten mit höheren Abgastemperaturen bis 500 °C wird ein zweites System unter dem Wagenboden aktiviert. Durch den größeren Abstand zum Motor liegt die Temperatur um 100 °C niedriger, sodass das System in einem günstigen Temperaturbereich von 200–400 °C arbeitet.
Einige Hersteller setzen dazu eine Kombination aus Speicherkatalysator und SCR-Katalysator ein (Bilder 4.32b und 4.51). Der Speicherkatalysator hat eine niedrigere Starttemperatur als das SCR-­System und wirkt deshalb im Stadt- und Landstraßenverkehr. Bei höheren Temperaturen, wie sie im Autobahnverkehr vorkommen, verringert der nachgelagerte SCR-Katalysator den Stickoxydausstoß.
Der VAG-Konzern hat sich bei seinen 2,0 l Dieselmotoren für das Twindosing-­Prinzip entschieden, dass aus einem ­motornahen SCR-Katalysator mit Dieselpartikelfilter und einem motorfernen SCR-­Katalysator mit je einem eigenen AdBlue-­injektor besteht (Bild 4.32c). Zwischen einer Temperatur von 180 °C und 400 °C wandelt der motornahe SCR-Katalysator die Stickoxide um. Steigen die Abgastemperaturen über 400 °C an, zum Beispiel
im Autobahnbetrieb, wird der zweite SCR-­Katalysator durch Ansteuern des zweiten AdBlue-Injektors aktiviert. Wegen seiner motorfernen Position liegen die Abgastemperaturen um 100 °C niedriger. So kann er die Stickoxide bei optimaler Arbeitstemperatur umwandeln. Laut Volkswagen wird der Abgasausstoß gegenüber dem Vormodell um 80 Prozent gesenkt. Zur Überwachung ist die Anlage mit drei Abgastemperatursensoren und drei NOX-Sensoren ausgerüstet. Der Partikelfilter wird mit einem Differenzdrucksensor und einem Rußpartikelsensor überwacht. Durch die umfangreiche Sensorik kann das Steuergerät entscheiden, welcher Katalysator im günstigen Temperaturbereich liegt und durch Ansteuerung des entsprechenden AdBlue-Injektors den passenden Katalysator aktivieren.

Die Twindosing-Anlage des VAG-Konzerns. 1) Motornahes AdBlue- Dosierventil, 2) Oxidationskatalysator, 3) Partikelfilter mit SCR-Beschichtung, 4) Zweites AdBlue-Dosierventil, 5) Zweiter SCR-Katalysator, 6) Sperrkatalysator, 7) Abgasklappe der Niederdruck-AGR, 8, 9, 10) Abgastemperaturfühler, 11, 12, 13) NOx-Sensoren, 14) Rußsensor. Bild: Volkswagen

 

Common-Rail-Systeme in der Werkstattpraxis – Technik, Prüfung, Diagnose

7. erweiterte Auflage 2020, von Hubertus Günther, 240 Seiten, rund 310 Abbildungen/Grafiken/Tabellen, Farbe (4c), Softcover 46,68 € Netto, zzgl. MwSt. und Versandkosten

 

Inhalt (Auszug)

 Aufbau von Common-Rail-Systemen
 Eigendiagnose (OBD oder Herstellertest)
 Fehlersuche von Hand, Fehlersuchtabellen
 luftregelnde Systeme eines Dieselmotors
 Fahrzeuge mit Partikelfilter
 SCR-Katalysatoren
 Speicherkatalysatoren
 Das Volvo i-Art-Einspritzsystem
 SCR-Nachrüstsysteme und Software-Updates
• Neu: Das Twindosing-System von Volkswagen