Die Gründe, weshalb Autos teurer werden sind vielschichtig. Zudem ziehen sich diverse OEMs aus dem Geschäft mit günstigeren Autos zurück. Aber ist das wirklich das Ende der individuellen Massenmobilität? Wohl nicht, meint Chefredakteur Torsten Schmidt.
Das Ende bezahlbarer Autos hat angesichts jüngster Entwicklungen unter anderem der ZDK ausgerufen. Es wird davor gewarnt, dass sich die individuelle Mobilität, sprich das eigene Auto, viele bald nicht mehr leisten können. Grund für die Aufregung ist etwa die zusammengestrichene Förderung für E-Autos. Damit würde diese teure Technologie für Durchschnittsverdiener erst recht unerschwinglich, obwohl sie die Zukunft sein soll. Ein Ausweichen beziehungsweise weiteres Vertrauen auf den Verbrenner könnte ebenfalls teurer werden. Auf jeden Fall stellt die für 2025 geplante Euro-7-Norm eine Herausforderung dar, die Autobauer zu Investitionen zwingt, um ihre Diesel und Benziner dafür fit zu bekommen.
Darüber hinaus gibt es bei diversen Fahrzeugherstellern (nicht nur Mercedes) die Tendenz/Überlegung, Modelle im margenschwachen Kleinst-/Kleinwagensegment zu streichen. Insofern ist es richtig und wichtig, dass sich der ZDK als Interessenvertreter der Werkstätten an warnenden Zwischenrufen Richtung Politik und Autobauer beteiligt.
„Kuba macht vor, was passiert, wenn bezahlbare Neuwagen für Ottonormalverbraucher fehlen: Es wird an uralten Autos geschraubt und geschraubt. Aber nicht, um diese als Oldtimer zu erhalten, sondern um überhaupt einen fahrbaren Untersatz zu haben. So lukrativ das für die Reparaturbranche sein würde, dass Europa zu einem automobilen Museum wird, kann niemand ernsthaft wollen.”
Nichtsdestotrotz gibt es aber auch positive Signale, zu denen etwa die Aussagen von Opel-Chef Florian Huettl im Interview mit der auto motor und sport gehören: „Wir sehen, dass sich möglicherweise eine Lücke auftut, von der Opel profitieren kann. Denn im Klein- und Kleinstwagenbereich zieht sich der eine oder andere Wettbewerber zurück und hat in diesem Segment aktuell noch kein elektrifiziertes Modell im Angebot.“ Und: „Wir sehen Bedarf an bezahlbarer Mobilität – auch im Elektrozeitalter ist das für uns ein großes Thema.“
Vielleicht kommt es ja so, dass viele Deutsche, die nie einen Opel wollten, irgendwann doch einen E-Corsa fahren – oder einen Wagen aus China. Der Obermeister der Kfz-Innung Stuttgart Torsten Treiber jedenfalls denkt in diesen Kategorien: „Wir werden bezahlbare Autos auftreiben müssen. Und wenn die aus China kommen, dann kommen die eben aus China.“ So bitter das für eine Autonation wie Deutschland sein mag: Solange die individuelle Mobilität und letztlich die Kfz-Branche damit überleben, hat er recht.