Daimler sieht bei Lithium-Ionen-Akkus wenig Einsparpotential bei den Kosten

B-Klasse F-Cell: Das Fahrzeug hat eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Die Betankung dauert unter drei Minuten. Eingebaut ist ein 700-bar-Hochdruck-Tanksystem. Wichtig bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sind Angaben am Fahrzeugheck wie beispielsweise 'Hybrid', damit Rettungskräfte sich nicht an den Hochspannungskabeln verletzen. Fotos: Lanzinger

Daimler geht anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht davon aus, dass bis 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf bundesdeutschen Straßen unterwegs sein werden. ‚Das wird so nicht kommen‘, sagte der Forschungsschef des Autobauers, Prof. Herbert Kohler, bei einer Veranstaltung in Stuttgart. Mit ein Grund dafür sei die bislang noch zu schwache Nachfrage. Im Jahr 2012 kamen bundesweit nur etwas über 4000 Elektroautos auf die Straße – bei insgesamt rund drei Millionen Pkw-Neuzulassungen.

Um Herstellern mehr Anreize zu geben, effiziente und umweltfreundliche Antriebstechnologien frühzeitig im Markt einzuführen, sollen entsprechende Fahrzeuge mehrfach auf den durchschnittlichen CO2-Verbrauch der Neuwagenflotte angerechnet werden, und zwar im Rahmen von ‚Super Credits‘. Diese Meinung vertreten nicht nur Daimler und der Verband der Deutschen Automobilhersteller (VDA), sondern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Regierungschefin erklärte kürzlich vor Vertretern der Automobilindustrie, sich in Brüssel für diese Linie einzusetzen. Daimler-Forschungschef Kohler meinte, für Supercredits gelte der schwäbische Satz ‚Es kostet nichts‘. Denn Supercredits gehen nicht zulasten der Steuerzahler, fügte der Forschungsleiter von Daimler hinzu.

Die aktuell gültige CO2-Rechtslage der EU sieht für die europäische Pkw-Neuwagen-Flotte einen Grenzwert von durchschnittlich 130 Gramm im Jahr 2015 vor. Im Vergleich zu 2006 bedeutet das durchschnittlich eine CO2-Reduktion von über 30 Gramm in neun Jahren. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, den CO2-Ausstoß für Personenwagen bis 2020 auf durchschnittlich 95g CO2/km zu reduzieren. Dies entspricht einem Kraftstoffverbrauch von knapp vier Litern auf 100 Kilometern. Doch insbesondere die Hersteller von Premiumfahrzeugen stellen diese Vorgaben vor Probleme, da größere Baureihen naturgemäß mehr CO2 ausstoßen.

Brennstoffzellen
Mit der B-Klasse F-Cell hat Mercedes-Benz sein erstes unter Serienbedingungenn gefertigtes Elektrofahrzeug mit Brennstoffzelle auf den Markt gebracht. Als Energiespeicher dient ein Lithium-Ionen-Akku. Ein solcher Akku kostet heute mehrere Tausend Euro, je nach Größe. Um gegenüber Verbrennungsmotoren konkurrenzfähiger zu werden, arbeiten die Hersteller daran, die Kosten für Lithium-Ionen-Akkus zu senken. Der Forschungschef-Chef von Daimler dämpfte allerdings allzu großen Optimismus. ‚Sicher wird es in den nächsten 10, 20 Jahren noch deutliche Einspareffekte geben‘, erklärte Kohler gegenüber Krafthand-Online. ‚Doch bei der Lithium-Ionen-Technologie nähert man sich bei den Kosten schnell einer asymptotischen Kurve.‘

Befürchtungen, wonach es überhaupt nicht genügend Lithium auf der Erde gebe, wenn auch noch die USA und China diese Technik im großen Stil nutzen, hält Kohler für unbegründet. ‚Es gibt weltweit genug Lithium. Auf die Frage nach der Entsorgung und dem Recycling der Akkus sagte Kohler, Daimler arbeite momentan an einem Konzept.

Während Toyota mit dem Prius bereits bereits 1997 ein Hybridfahrzeug im Markt einführte, brachten Daimler wie auch die meisten anderen deutschen Hersteller erst später alternativ angetriebene Fahrzeuge auf die Straße. Hat Daimler hier einen Trend verschlafen? ‚Eindeutig nein‘, erklärte Forschungschef Kohler. ‚Verschlafen kann man nur etwas, was überhaupt nicht im Bewusstsein verankert ist‘. Dies sei bei Daimler nie so gewesen. In den 1990er Jahren habe man in Stuttgart bewusst die Entscheidung getroffen, auf die Dieseltechnologie und deren Einsparmöglichkeiten zu setzen. ‚Ob das nun falsch oder richtig war, ist eine andere Frage‘, so Herbert Kohler.