Unzählige Bücher sind über die Firma Porsche, die Fahrzeuge, die Technik, die Rennerfolge veröffentlicht worden. Dieses Buch sticht heraus – meilenweit. Mit 840 Seiten im Format 31x24cm inklusive Prägung kommt es daher – satt, schwer und edel. ‚Der Porsche Carrera-Motor und die frühen Jahre des Porsche-Motorsports, vom 356 und dem 550 Spyder bis zum 904 Carrera GTS. Die Motoren, die Autos, die Fahrer, die Ergebnisse der Rennsportwagen von 1953-1965‘ lautet der schwergewichtige Untertitel. Er hält mehr als er ehedem verspricht.
Der frühere Porsche-Entwickler und spätere Chef der Werksreparatur Rolf Sprenger (dem ich 1998 als Praktikant in Zuffenhausen noch selbst zuarbeiten durfte) sowie der Buchautor Steve Heinrichs (u.a. ‚Porsche Speedster, Typ 540, Big Lake Media) schufen mit ‚Carrera‘ ein Werk mit unglaublicher Detailtreue und Exklusivität. Dies alles war möglich durch den exklusiven Zugang zu den Porsche-Archiven.
Das Ziel: Ein Motor mit Potenzial
Im Mittelpunkt des zweisprachig-gehaltenen Buches (D/E) steht der erste Carrera- beziehungsweise Fuhrmann-Motor (ab 1953), der mit vier obenliegenden Nockenwellen spektakuläre Rennerfolge ermöglichte. (Anm.: Der Österreicher Dr. Ernst Furhmann kam 1947 zu Porsche. 1950 schrieb Fuhrmann seine Promotion, Thema: Ventiltriebe bei schnelllaufenden Verbrennungsmotoren, im Buch ebenfalls einzusehen). Auch der Porsche 356 war mit diesem Motor ausgestattet, alle späteren heckangetriebenen Porsche sind auf diesem Motor aufgebaut.
Motorentechnik im Detail
Als neutraler Motorjournalist hält man sich mit Superlativen zurück. Doch an dieser Stelle sei der Ausdruck ‚grandios‘ erlaubt. Exemplarisch für den Inhalt des Buches stehen die Kapitel zwei, drei und vier – ‚Charakteristika des Fuhrmann-Motors‘, ‚die Motoren‘, ‚die Baugruppen‘. In aller Gründlichkeit, umfangreich illustriert durch technische Zeichnungen von damals, ist die Entwicklung des Vierzylindermotors (ab Typ 547) dargestellt. Auch in den Begleittexten ist die Detailtreue bemerkenswert und nur von wirklichen Spezialisten mit Insiderwissen abbildbar. Von Seite zu Seite macht das Studium des Buches mehr Freude und diese wird durch die Folgekapitel nochmal gesteigert.
Vom Antrieb zum Fahrzeug – die Dokumentation
In Kapitel acht beschreiben die beiden Autoren im Grunde jedes einzelne, jemals gebaute Fahrzeug selbst. Quasi vom Start weg ist die Historie der Porsche 550 Spyder bis 356 in Listenform dokumentiert. So liest man vom Produktionsdatum, von Motornummern, über die Karosseriebauer bis hin zum Produktionsdatum und die individuellen Fahrzeugspezifika alles was man wissen muss. Weitergeführt wird die Dokumentation über die Typen 718, 804 bis hin zum 904 mit sämtlichen Derivaten – inklusive wunderbarem Bildmaterial und Zusatzdokumenten im neunten Kapitel.
Rennergebnisse
Das im zweiten Teil des Werkes – quasi im ‚Anhang‘ – auf über 400 Seiten, Ersatzkarossen, Farblisten, Produktionsstatistiken und last but not least sämtliche Rennergebnisse der benannten Fahrzeugtypen abgebildet sind, erscheint aufgrund des einzigartigen Bildmaterials von den Rennplätzen und Boliden fast zweitrangig.
Am Ende steht ein Meisterwerk
Mit dem Satz "Herr Blenk, in Ihnen steckt großes Potenzial und das Erstellen von Grafiken lernen wir auch noch" verabschiedete mich der Autor des Buches ‚Carrera‘, Rolf Sprenger, 1998 nach meinem Praktikum (Porsche Exclusive) in die Schlussphase meines Studiums. Die Aussage hat mich aus dem Munde einer hochverdienten Porsche-Führungskraft damals sehr geehrt (‚Nicht geschimpft ist genug gelobt‘, wie man gleichsam im Schwäbischen zu sagen pflegt). Nun erlaube ich mir bei allem Respekt Herrn Sprenger, hier in seiner Rolle als Buchautor, ebenfalls ein Kompliment auszusprechen: Ihnen ist zusammen mit Steve Heinrichs ein automobilhistorisches Meisterwerk gelungen!
Das Buch ‚Carrera – Der Porsche Carrera-Motor und die frühen Jahre des Porsche-Motorsports (..)‘ – Edition Porsche Museum – ist bei Delius-Klasing in Bielefeld erschienen und kostet 98,00 Euro.