BRV / Drechsler: „Das Thema Ganzjahresreifen beobachten wir mit Sorge“
Das Reifengeschäft ist das vierte Jahr in Folge rückläufig. Dies wurde heute beim ‚Roundtable Reifentechnik‘ in München deutlich. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV), Hans-Jürgen Drechsler, betonte, der Handelsabsatz an die Verbraucher sei 2014 um 10,9 Prozent zurückgegangen, verglichen mit dem Vorjahr. Zudem fällt die Prognose des BRV für das Jahr 2015 sehr konservativ aus. 2,5 Prozent Wachstum traut sich der BRV zu. Auch was das Thema Ganzjahresreifen betrifft, so betrachtet Drechsler die aktuelle Entwicklung mit Sorge.
Um 4,1 Prozent nahm der Absatz der Sommerreifen 2014 zu. Überaus positiv, könnte man meinen. Tatsächlich werden die sogenannten Ganzjahresreifen in die verkauften 22,3 Millionen subsumiert. So beträgt allein der Anteil an den Allroundern rund 4,5 Millionen Stück – Tendenz stark steigend.
‚Einen Sommerreifen nach ECE R30 gibt es nicht‘
Das Wachstum wird sicherlich auch der Launch des neuen Michelin-Pneus ‚CrossClimate‘ anschieben (Krafthand-Online berichtete). Michelin spricht von einem Sommerreifen, der Winterreifen-Eigenschaften hat. Drechsler sieht diese Entwicklung weniger positiv: ‚Einen Sommerreifen nach ECE R30 gibt es überhaupt nicht. De-jure handelt es sich also um einen Winterreifen".
‚Einlagerungs- und Umsteckgeschäft geht zurück‘
Eine weitere substanzielle Auswirkung hat der Einsatz von Ganzjahresreifen – wenn die Automobilhersteller anfangen, diese Reifen auch in der Erstausrüstung einzusetzen. Die Folgen laut Drechsler: "Es gehen Anteile an Dienstleistungen für die Reifenmontagebetriebe und die Werkstätten verloren. Das heißt, das Einlagerungs- und Umsteckgeschäft geht zurück". Das klassische Saisongeschäft fällt demnach ein Stückweit weg.
‚Wir können uns nicht mehr auf die Hersteller verlassen‘
Dennoch: Drechsler zeigt auch Chancen auf. Der Reifenbedarf an sich wird 2015 steigen. Die Fahrzeuge werden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) immer älter, die Anzahl steigt. Dies wirkt sich grundsätzlich positiv auf den Abverkauf aus. Im übrigen entwickelt der BRV gerade zusammen mit dem Beratungsunternehmen Roland Berger für den Reifenhandel entsprechende Zukunftsstrategien . Eines weiß Drechsler schon heute: "Wir können uns auf die Reifenhersteller nicht mehr verlassen – wir müssen selbst Konzepte entwickeln."
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