Autopromotec 2019

Blick über den Tellerrand zur italienischen Werkstattszene

Über 1.560 Aussteller aus 53 Nationen füllen die Hallen der Autopromotec in Bologna. Bild: Schmidt

Was die Garagisti, also die Inhaber von Kfz-Werkstätten und alle Kfz-Profis in Italien bewegt. Das sowie interessantes Insiderwissen zur NOx-Messung für Deutschland hat die KRAFTHAND-Redaktion bei einem Besuch der Autopromotec 2019 in Bologna erfahren.

Spricht KRAFTHAND mit international tätigen Werkstattausrüstern und Ersatzteilzulieferern, so hören wir immer wieder, dass das Niveau in Deutschland doch recht hoch sei was Werkstattausstattung und Know-how für fachgerechte Reparaturen angeht. Vor allem im Vergleich zu den Märkten in Ost- und Südeuropa. Für Italien, insbesondre Norditalien trifft das jedoch nicht zu. Als die Redaktion zu Besuch auf der bis 26. Mai 2019 stattgefundenen Autopromotec war (nach der Frankfurter Automechanika die zweitwichtigste europäische Messe für den Aftermarket), zeigte sich deutlich, wofür sich die Kfz-Profis dort interessieren.

Das Kalibrieren von Fahrerassistenzsystemen war Thema an fast jeder Ecke der Ausrüsterhallen. Allein in der „Diagnose-Halle“ 30 sind wir an gefühlt 40 oder 50 Ständen vorbeigekommen, an denen diverses Kalibrierequipment zu sehen war – und sich italienische Werkstattleute drängten.

Aber auch da, wo digitale Scheinwerfer-Prüfgeräte vorgeführt wurden, herrschte reges Interesse. Von wegen die Italiener nehmen es nicht so genau! Ein (Vor-)Urteil, nur weil im südlichen Europa die Autos häufiger verbeulter aussehen. Entsprechend riesig war die Messehalle für Karosserie-Reparaturequipment und Smart-Spot-Repair und voll dazu. Ausbeulen, Schweißen, Spachteln, Lackieren und Polieren – alles war moderne Technik dafür bietet wurde (teils live) vorgeführt. Und weil auch Karosserieprofis FAS kalibrieren müssen, gab es auch hier entsprechendes Equipment zu sehen.

Beim Besuch von Halle 19 mit Anbietern von Achseinstell-, Wucht- und Montageequipment ging es im wahrsten Sinn des Wortes rund. Wohl auch deshalb, weil viele dieser Maschinen von Herstellern aus Norditalien stammen, die entweder nur im Auftrag für bekannte Marken fertigen oder im eigenen Namen vermarkten.

Die Vorteile italienischer Kfz-Betriebe

Neu war für uns die Erkenntnis, dass während der Messe italienische Werkstätten enorm günstig einkaufen können. Zum Beispiel gab es eine Maschine für knapp 8.000 Euro, die üblicherweise um die 18.000 Euro kostet. Dabei handele es sich aber nicht um einen Nachlass der Anbieter, wurde uns erklärt. Vielmehr fördert der italienische Staat diese Investitionen, indem er den Differenzbetrag übernimmt. Davon können deutsche Werkstätten nur träumen. Wäre doch mal eine Idee, etwa wenn es um die Anschaffung von AU-Geräten geht!

Spannend waren auch Aussagen von Insidern des dortigen Kfz-Reparaturmarkts: Immer wieder kommt dort die Sprache auf vernetzte Fahrzeuge und welche Herausforderungen damit auf den freien Markt und freie Werkstätten zukommen. Dies würde den Wettbewerb zwischen den OEMs und ihren Markenwerkstätten sowie den unabhängigen Kfz-Betrieben verschärfen, meinen auch die Messebetreiber. Wie in Deutschland eben auch.

Nicht zuletzt, weil es bei der international ausgerichteten Autopromotec in Bologna neben dem normalen Messebetrieb ebenso um solche (politischen) Themen geht, trifft man dort viele deutsche Unternehmen, Experten und Branchenvertreter. Zum Beispiel einen, der meinte, die NOx-Messung in Deutschland komme keinesfalls vor 2025, wenn überhaupt. Und das war einer, der weiß wovon er spricht und tief in der Materie steckt – sowohl technisch als auch politisch.

Steckbrief

Die Autopromotec Bologna in Zahlen

  • Veranstaltungsturnus: alle zwei Jahre im Mai
  • Aussteller: über 1.650 aus 53 Ländern
  • internationaler Ausstelleranteil: über 40 Prozent (nach Italien und China kommen die meisten Aussteller aus Deutschland)
  • Ausstellungsfläche: 162.000 m², 17 Hallen und 5 Freiflächen
  • Besucher: über 120.000