Ganz neu ist die Entwicklung nicht, lediglich der Einsatz in Pkw war ursprünglich kaum angedacht. Die Rede ist von den neuen Wave-Bremsscheiben in den Sportlimousinen der RS-Reihe von Audi. Es stellt sich die Frage, was diese wellenförmigen Scheiben eigentlich bringen sollen und ob es Alternativen zum Originalteil im Aftermarket gibt.
Zäumt man das Pferd von hinten auf, findet man schnell heraus, dass nicht unbedingt nur technische Vorteile zur Entwicklung der Wave-Bremsscheibe geführt haben. In den letzten Jahren wuchsen die Felgen in früher ungeahnte Dimensionen. War man mit 17-Zöllern vor einiger Zeit noch der König der Tuner, ist das heute bei vielen Fahrzeugen nicht einmal mehr Standardgröße. Genau das schaffte Platz in der Felge. So sind beispielsweise aufwendige Mehrkolbensättel wie im Audi RS 4 – der serienmäßig auf geschmiedeten 18-Zoll-Leichtmetallfelgen rollt – jetzt viel einfacher zu platzieren. Dabei sind eben nicht nur die technischen Vorteile von Belang, sondern gleichermaßen optische, denn mit den größeren Felgen lassen sich Bremsanlagen selbst mit montiertem Rad gut von außen bestaunen, wodurch die Gestaltung der Bremsanlagen immer aufwendiger und farbiger wird.
Aufbau und Vorteile
Das Wave-Design ist keine gänzliche Neuerung. Bereits seit einigen Jahren verwendet man im Mountainbike- und Motorradbau – vorrangig im Offroad-Bereich – derartige Bauformen bei Bremsscheiben. Der geschwungene äußere Scheibenrand wirkt wie eine Schaufel, die Schmutz und Bremsstaub aus dem Bremssattel befördert und wegschleudert.
Ein weiterer Vorteil kommt durch den schnellen Wechsel der Reibflächengröße, auf der die Bremsbeläge aufliegen. Hierdurch soll eine bessere Dosierbarkeit möglich sein und durch die permanente Änderung der Kontaktfläche zwischen Bremsbelägen und Wave-Scheibe das Festfressen der Beläge reduziert werden. Außerdem wächst die Randoberfläche durch die Wellenform, wodurch mehr Wärme abgestrahlt werden kann. Dies soll wiederum bewirken, dass sich die Wave-Bremsscheibe gleichmäßiger ausdehnt und sich bei Höchstbelastung weniger verformt.
Laut Audi ist ein weitere wichtiger Aspekt, dass sich mit dem Wave-Design bei gleichbleibendem Außendurchmesser das Gewicht der Scheibe reduziert, was sich positive auf die ungefederten Massen auswirkt und letztlich den Komfort und das Handling verbessern soll. Dazu muss man wissen: Zwar reduziert sich die nutzbare Reibfläche der Bremsscheibe durch die Wellenform, der für die Bremsleistung maßgeblich mit entscheidende Hebel (Abstand von der Radmitte bis zur Reibfläche) bleibt durch den gleichbleibenden äußeren Durchmesser jedoch unberüht.
Was bietet der Aftermarket?
Auch Wave-Bremsscheiben halten nicht ewig. Da das Design der Wave-Scheibe geschützt ist, müssen sich die Zulieferer etwas einfallen lassen, um die Vorteile zu kompensieren. Als erster Hersteller bietet Zimmermann eine laut eigenen Angaben dem Design angepasste Bremsscheibe für den Aftermarket an. Die Verbundscheibe setzt sich aus einem Aluminiumtopf mit Gussreibring zusammen. Alle relevanten Merkmale und technischen Vorteile der Originale sollen auch die Zimmermann-Scheiben liefern. Darunter fallen unter anderem die Gewichtsersparnis durch den Aluminiumtopf, die freie radiale Ausdehnung des Reibrings durch die schwimmende Lagerung sowie die Bohrungen in der Reibfläche. Nur auf die Gestaltung der Wellen wurde aus patentrechtlichen Gründen verzichtet.