Bei mitgebrachten Ersatzteilen gehen die Meinungen auseinander
Die Branche ist in Bewegung – und das nicht nur wegen der voranschreitenden Kfz-Technik, sondern vor allem im Zuge der Digitalisierung und des Onlinehandels von Ersatzteilen. Dieser bringt für Werkstätten drei teils kontroverse Aspekte mit sich. Erstens: Die Preistransparenz für Autofahrer nimmt zu. Zweitens: Kunden können Teile im Internet einkaufen und in die Werkstatt mitbringen. Und drittens haben natürlich auch Kfz-Profis selbst die Möglichkeit, Ersatzteile über Onlineplattformen zu beziehen.
Die Erfahrung vieler Kfz-Betriebe zeigt: Immer mehr Kunden bringen ihre Teile selbst mit, und zwar von Verkaufsplattformen im Internet. Die Werkstatt soll die Teile dann einbauen, lautet inzwischen der Wunsch vieler Kunden. Im Laufe der Zeit haben sich in den Betrieben drei Vorgehensweisen herausgebildet: Kunden wegschicken, Teile einbauen oder ein Mittelweg – nämlich höhere Stundenverrechnungssätze ansetzen.
Zwar sagen viele Werkstätten im Hinblick auf mitgebrachte Ersatzteile: Bauen wir nicht ein! Doch macht es wirklich Sinn, diesen stolzen Anspruch auf Dauer durchzuhalten? Denn es gibt erfahrungsgemäß immer Kollegen ein paar Kilometer weiter, die mitgebrachte Teile dann doch einbauen.
Einfache Teile wie Reifen, Bremsklötze, Öle, Filter oder Auspuffs kaufen viele Autofahrer nicht über die Werkstatt, sondern im Internet.
Wird dies künftig die Regel sein? Wahrscheinlich nicht. Denn nach heutigem Stand sieht es eher danach aus, dass die Kunden ihre Teile mehrheitlich bei einer Werkstatt vor Ort kaufen werden. Doch es wird wohl auch die Zahl derer zunehmen, die ihre eigenen Teile mitbringen. Dies gilt besonders in speziellen Segmenten – beispielsweise bei einfachen Teilen wie Reifen, Bremsklötze, Öle, Filter oder Auspuffs. Auch wenn ein Kauf nicht reibungslos funktioniert, beispielsweise bei Fehlbestellungen, können die entsprechenden Teile dann meist recht unkompliziert zurückgeschickt werden.
Preistransparenz
Wie entwickeln sich künftig die Margen in den Werkstätten beim Teileverkauf? Zumindest werden sie wohl nicht mehr steigen. Denn das Internet schafft Preis transparenz bei Ersatzteilen. Damit verbunden ist sicherlich auch ein Preisdruck, wenn die Kunden erst einmal auf einen erheblich günstigeren Preis im Internet verweisen. Plattformen wie Kfz-Teile 24 oder eBay halten sich stabil im Markt und expandieren. Zudem gibt es dort nicht nur – wie immer wieder behauptet wird – minderwertigen Schrott zu kaufen, sondern auch Markenteile von namhaften Zulieferern. Nach Beobachtung von Rolf Sudmann, Leiter Automotive Aftermarket bei ContiTech, informieren sich Werkstätten bei hochpreisigen Volumenteilen bereits heute regelmäßig vorab auf Onlineplattformen.
Anschlussgeschäfte
Es muss nicht nur Nachteile haben, wenn Kunden ihre Ersatzteile selbst mitbringen. Denn zu bedenken ist auch der Aspekt Anschlussgeschäfte. So kann der Kunde, wenn er schon einmal in der Werkstatt ist, auch von anderen Produkten und Dienstleistungen der Werkstatt überzeugt werden. Und es besteht immerhin die Möglichkeit, dass der Kunde seine Teile zu einem späteren Zeitpunkt wieder in der Werkstatt kauft. Und: Hat der Kunde beispielsweise mal ein falsches Teil bestellt und bringt es mit, kann der Werkstattmitarbeiter auch Überzeugungsarbeit leisten im Sinne von: Hättest Du das Teil doch bei mir in der Werkstatt gekauft, dann wäre das nicht passiert. Es wäre vielleicht ein paar Euro teurer gewesen, aber Dein Auto würde jetzt nicht stehen.
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