Als erster Hersteller von AU-Testgeräten hat AVL Ditest ein Kalibrierlabor eröffnet, das speziell auf die neuen Bestimmungen der reformierten AU-Richtlinien ausgelegt wurde. KRAFTHAND schaute im Rahmen der Eröffnung hinter die Kulissen am Deutschlandsitz in Cadolzburg.
Der Startschuss für das „Projekt Kalibrierlabor“ fiel bereits 2016, als absehbar war, wie umfangreich die Neuregelung der AU und wie wichtig ein derartiges Labor für eine problemfreie Weiterführung der Prüfungen für Kfz-Werkstätten werden würden. Die Akkreditierung als unabhängiges Kalibrierlabor erfolgte dann am 27. Dezember 2018. Unter großem Aufwand wurden zwei innerhalb des Gebäudes räumlich voneinander getrennte Labors eingerichtet. Beeindruckend ist die ausgeklügelte Prüfgasanlage, die die einzelnen Prüfplätze mit den benötigten Gasen versorgt. Die mannshohen Gasflaschen sind in einem separaten Raum mit höchsten Sicherheitsmaßnahmen untergebracht und an ein komplexes Leitungssystem angeschlossen. Pro Flasche sind laut Bernd Härter, dem Leiter des Kalibrierlabors, in etwa 700 Prüfbeaufschlagungen möglich. Circa 120 solcher Prüfgasflaschen soll das Labor im Jahr verbrauchen.
Im größeren der beiden Labors befindet sich zudem ein eigenes Eichlabor, in dem Vollzeit ein eigens vom Eichamt abgestellter Beamter jeden Monat circa 800 Geräte eicht. So erledigt AVL Ditest beide Prüfungen auf einmal. Das Unternehmen betreibt bereits seit etwa zehn Jahren eine eigene Eichstraße, bei der die Eichvorgänge computergesteuert durchgeführt werden.
Derzeit werden in Cadolzburg alle Geräte, also sowohl die gebrauchten als auch die Neugeräte aus dem Stammwerk in Graz, kalibriert und geeicht. Da man sich künftig den logistischen Aufwand des Hin- und Herschickens der Neugeräte ersparen will und um die deutsche Niederlassung etwas zu entlasten, entsteht am österreichischen Hauptsitz ein zweites Kalibrierlabor, in dem dann alle Tester direkt nach der Fertigung erstkalibriert werden sollen. Eine Entlastung ist hier laut Aussage von Ralf Kerssenfischer, Geschäftsführer Deutschland, absolut notwendig, denn seit der Eröffnung im Dezember 2018 wurden laut seiner Aussage bis zu unserem Besuch Ende Februar 2019 bereits rund 1.600 Kalibrierungen durchgeführt, Tendenz steigend.
Da der Hersteller als unabhängiges Kalibrierlabor akkreditiert ist, könnte man auch markenfremde Geräte kalibrieren. „Rechtlich gesehen müssen wir das sogar, solange es wirtschaftlich vertretbar ist. Wir werden uns das auch in Zukunft genauer ansehen und bei entsprechenden Stückzahlen ein Angebot unterbreiten. Bei einem oder zwei einzelnen Geräten ist das natürlich nicht darstellbar, weshalb wir uns aktuell und in naher Zukunft im Hauptgeschäft auf unsere Produkte konzentrieren“, erläutert Kerssenfischer.
Immer auf dem neuesten Stand
„Bis zur Einführung der neuen AU-Richtlinie führten wir monatlich circa 3.000 Beratungen zu diesem Thema durch. Seit der Einführung der neuen AU-Richtlinien sind es mit fast 12.000 jeden Monat fast viermal so viele.“ erklärt Kerssenfischer. Im Moment haben wir allein in Deutschland zwischen 14.000 und 15.000 Kombigeräte im Einsatz. Den Marktbedarf sehen wir hier im Bereich von 28.000 bis 30.000 Stück. Weltweit setzen unsere Kunden momentan etwa 100.000 unserer Geräte ein. Und die wollen natürlich bestmöglich betreut sein!“
Interessant ist auch die Firmenphilosophie von AVL Ditest in Bezug auf die Kundengeräte selbst. Ist bei einem Tester eine Kalibrierung fällig, wird der Kunde im Rahmen seines Wartungsvertrags im Vorfeld kontaktiert und er erhält innerhalb von 24 Stunden ein frisch kalibriertes und geeichtes Tauschgerät, das immer auf dem neuesten Stand ist. Das Gerät, das er zum Service geschickt hat, sieht er nicht wieder. Dieses durchläuft, einmal im Werk angekommen, sozusagen einen „großen Kundendienst“. Es wird zerlegt, defekte Teile werden ausgetauscht, die Software aktualisiert, kalibriert und geeicht und verlässt als generalrevidiertes Tauschgerät Cadolzburg in Richtung eines anderen Kunden, dessen Gerät gerade im Service angekommen ist.
Das Kalibrierlabor beeindruckt als durchdachtes ganzheitliches Konzept. Die Infrastruktur wird wohl eine Referenz für die kommenden zur Akkreditierung anstehenden Einrichtungen sein, denn hier wurde absolut nichts dem Zufall überlassen.