Autonomes Fahren nicht in diesem Jahrhundert

Signum und Bild Editorial Florian Zink

der Philosoph und Publizist Richard David Precht warnt in seinem Buch „Algorithmus des Todes“ vor den ethischen Problemen, die das autonome Fahren in Zukunft mit sich bringen könnte. Zugespitzt ausgedrückt, stellt sich Precht vor allem die Frage, ob selbstfahrende Autos in einer unausweichlichen Unfallsituation über einen Programmcode entscheiden dürfen, den betagten Opa zugunsten des spielenden Kindes zu opfern.

Er beantwortet diese absolut notwendige Überlegung mit einem klaren Nein. Entscheidungen über Leben und Tod dürfen seiner Meinung nach nicht einer künstlichen Intelligenz überlassen werden. Mit seinen Worten ist eine künstliche Intelligenz, die nach einer bestimmten moralischen Vorstellung handeln soll, keinesfalls programmierte Menschlichkeit, sondern programmierte Unmenschlichkeit.

Precht stellt zudem fest, dass Menschen in plötzlichen Notsituationen im Straßenverkehr höchst selten moralische Entscheidungen treffen. Anders herum betrachtet könnte man sagen, jeder, der vorher überlegt, wen er überfahren soll, gilt im besten Fall als kaltblütig und begeht im schlimmsten Fall eine vorsätzliche Straftat.

Natürlich ist Prechts Sichtweise ethisch das einzig Richtige und deshalb äußerst brisant. Meines Erachtens allerdings nicht in zeitlicher Hinsicht, denn schließlich ist überhaupt noch nicht abzusehen, wann vollautonomes Fahren Realität werden könnte.

Vor allem, wenn man bedenkt, wie fragil die Sensorik von Assistenzsystemen im Fahrzeug ist. Starker Regen, Schneefall, fehlende Fahrbahnmarkierungen setzen hier schnell Grenzen – Stand heute und sicher auch noch in den nächsten Jahren.

Hinzu kommt, dass die Echtzeiterfassung anderer Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer sich technisch äußerst komplex gestaltet. Nach heutigem Wissensstand ist es für mich deshalb überaus fraglich, ob das in diesem Jahrhundert überhaupt fehlerfrei möglich sein wird – jedenfalls für den Individualverkehr.

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