Der Trend zu immer mehr Assistenzsystemen treibt vielen Werkstattinhabern Sorgenfalten auf die Stirn. Nur können Autobauer darauf keine Rücksicht nehmen. „Es hilft also nicht, sich hier zu verweigern. Viel besser ist es, sich sukzessive darauf einzustellen, so wie es die Branche bei den heutigen megakomplexen Verbrennersystemen auch (immer wieder) hinbekommen hat“, meint Chefredakteur Torsten Schmidt.
Was heute in der Automobilindustrie passiert, wirkt sich morgen auf die Kfz-Branche aus. Umso mehr lohnt sich ein Blick zur ab 5. September stattfindenden IAA in München – besser gesagt zur IAA Mobility, wie die Autoschau ja jetzt heißt. Die schon vor zwei Jahren eingeführte Namensänderung trägt dem Trend Rechnung, dass es längst nicht mehr nur um schöne Autos mit innovativen Vier- und kraftstrotzenden Sechs-, Acht- oder gar Zwölfzylindern in glanzvollen Karosserien geht. Zwar gibt es diese noch, doch sind viele Fahrzeughersteller damit beschäftigt, höchstens noch ihre letzte Verbrenner-Motorengeneration (weiter-) zu entwickeln.
Nicht zuletzt deswegen brauchen die Autobauer andere Attraktionen, die Emotionen für ihre Modelle wecken und mit denen sie sich von der Konkurrenz abheben. Neben dem Design werden deshalb ausgefeilte Fahrerassistenz- und vor allem Entertainmentsysteme im Fokus stehen. Verfolgt man hier die Aktivitäten bei den OEMs und Zulieferern, zeigt sich eine ganze Flut an Ideen, um das Fahren sicherer und unterhaltsamer zu machen. Was das für die Kfz-Branche an Herausforderungen und Auswirkungen im positiven wie negativen Sinn mit sich bringen wird, darüber kann man zwar spekulieren, wirklich seriös einschätzen lässt es sich noch nicht vollumfänglich.
Wobei klar ist: Fahrerassistenzsysteme (FAS) werden zahlreicher, komplexer und finden sich immer mehr auch in Kleinwagen. Anders ausgedrückt: Irgendwann werden sich freie Werkstätten nicht mehr um den Service an FAS drücken können. Auch weil diese fehlerhaft sind und den Kfz-Betrieben somit Umsätze bescheren werden. Das unterstreicht ein Beitrag „Auswirkung fehlerhafter FAS-Kalibrierung“ in der Krafthand 15-16/2023 und auf unserer Onlineseite.
Sicher, es wird nicht einfach, diese Systeme zu beherrschen. Und vielleicht wird man auch nicht alles an allen Modellen machen können, so wie das heute bei der einen oder anderen (Diagnose-)Tätigkeit der Fall ist. Es wäre aber falsch, das Feld der Assistenzsysteme komplett den Markenkollegen zu überlassen. Zumal freie Kfz-Betriebe und Werkstattausrüster noch immer Lösungen für die stetigen und enormen Entwicklungen der Automobiltechnik gefunden haben. Bleiben wir also bei allen Herausforderungen und sich abzeichnenden Schwierigkeiten optimistisch – auch wenn sich nach den Träumen der Fahrzeughersteller das Auto immer mehr zur selbstfahrenden „Spielekonsole“ entwickeln soll.