Wiederaufbereitete mechanische Ersatzteile sind in der Kfz-Branche nicht neu. Doch wie entstehen sie und warum ist dabei nach wie vor echte Handarbeit gefragt? Valeo hat Krafthand Einblicke gewährt und auch seine Reman-2.0-Stratgie erklärt, die auf ADAS- und EV-Komponenten abzielt.
Keine Branche kommt mehr am Thema Nachhaltigkeit vorbei und damit auch kein Ersatzteilzulieferer und auch kein Ersatzteilhändler. Dabei ist die Kreislaufwirtschaft, also das Wiederaufbereiten defekter Ersatzteile, in der Kfz-Branche gar nicht so neu. Bremssättel, Kupplungen, Klimakompressoren, Starter und natürlich Generatoren sind seit Jahrzehnten typische Remanufacturing-Teile. Valeo blickt hier auf 40 Jahre Erfahrung zurück und bereitet unter anderem in seinem Werk im polnischen Czechowice wieder auf. Natürlich industriell, das heißt, fürs Reinigen, Sandstrahlen oder Lackieren kommen leistungsfähige Maschinen zum Einsatz.
Reman 1.0
Zerlegt und geprüft wird nach Standards. Ebenfalls festgelegt ist, welche Teile einer Komponente grundsätzlich zu erneuern sind. Typische Beispiele: die Lager am Rotor eines Starters oder die Kohlebürsten inklusive Regler eines Generators. Anders sieht es etwa mit Gehäuse oder Statorwicklungen aus. Hier wird je nach Bauteil für die Wiederverwendung gereinigt und geprüft.
Beim Zerlegen allerdings machen die Spezialisten – zwar mit effektiven Werkzeugen und Schraubern – vieles per Hand. Warum? Unter anderem, weil Valeo auch Komponenten anderer Zulieferer aufbereitet. Und jeder Kfz-Profi weiß, dass beispielsweise Anlasser verschiedener Erstausrüster für ein und dasselbe Fahrzeugmodell vom Design her oft abweichen. So sind etwa die Schrauben für den Magnetschalter unterschiedlich angeordnet, sodass hier kein Roboter zum Einsatz kommen kann. Ganz abgesehen davon, dass das Modellportfolio an verschiedenen Reman-Anlassern (gilt auch für andere Reman-Komponenten) breit gefächert ist. Es ist einfach keine Fließbandproduktion, wie im Neuteilesegment. Daran ändern auch die beachtlichen Zahlen nichts. Immerhin arbeiten die Franzosen in ihren Werken etwa 1 Million Teile für 8.000 Referenzen auf.
Dabei sind immer wieder individuellen Lösungen und Handfertigkeit gefragt. Das zeigt sich im polnischen Werk an vielen Stationen im Montageablauf. Feilen, Bohrer und andere Handwerkzeuge an Werkzeugwänden finden sich dort neben Pressen und anderen automatisierten Maschinen, um unvorhergesehene manuelle Bearbeitungen vorzunehmen. Es ist eben etwas anderes, ein lange im Einsatz gewesenes Teil wieder zusammenzubauen oder ein Neuteil. Beispielhaft zeigen das die Experten vor Ort an einem Klimakompressortyp, bei dem häufig der Gehäusesitz für die Magnetkupplung einläuft. Hier wird das Gehäuse bearbeitet und mit einer Buchse für den weiteren Einsatz fit gemacht, sodass keine neue Hülle erforderlich ist. Garantie gibt es dennoch für zwei Jahre.
Reman 2.0
Dieses klassische Geschäft weitet Valeo nun aus. Stichworte sind ADAS und EV. Es geht darum, dass weniger elektronische Bauteile wie Platinen im Abfall landen. Dafür haben die Franzosen zusammen mit Stellantis schon 2023 eine Partnerschaft abgeschlossen. Es geht dabei um wiederaufbereitete Windschutzscheiben-Videokameras. Im Rahmen der Remanufacturing-2.0-Strategie hat der Zulieferer außerdem EV-Komponenten im Fokus und eruiert, wo hier künftig Bedarf entsteht. Gemäß dem Motto „Elektronik verdient ein zweites Leben“ geht es um den E-Motor selbst, um Wechselrichter, Onboard-Ladegeräte oder auch Hochvolt-Klimakompressoren. Warum sollten die nicht irgendwann genauso kaputtgehen, wie ihre riemengetriebenen Pendants?