Adventskalender Türchen 3

Ausfall der Start-/Stopp-Funktion

Der Fahrzeughalter bemängelte an seinem Volkswagen Passat mit 1,6-l-TDI-Bluemotion-Motor mit manuellem Schaltgetriebe (Baujahr 2010) eine nicht funktionierende Start-/Stopp-Automatik.

Er erklärte unserem Annahmemeister,dass der Motor an dem Fahrzeug in keiner Situation mehr abschalte. Unser Meister erläuterte dem Fahrer, dass dasSystem nicht darauf ausgelegt sei, bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Motor ab- und anzuschalten. Doch der Passatfahrerstellte klar, er sei mit der Funktion der Anlage vertraut. Auch habe bereits eine andere Werkstatt den Fehlererfolglos gesucht.

Unser Mechatroniker prüfte zunächst, ob das Start-/Stopp-System manuell deaktiviert wurde – was nicht der Fall war. Anschließend verkabelte er den Passat mit einem Diagnosegerät und las den Fehlerspeicher aus. Zu unserer Überraschung war trotz aufleuchtender Systemwarnleuchte im Fahrerdisplay kein Fehler im Motorsteuergerät abgelegt.

Daraufhin führte der Werkstattfachmann eine Gesamtabfrage der verbauten Steuergeräte aus. Aber auch in diesem Prüfprotokoll war kein Fehler abgespeichert.

Einflussreiche Signale

Jetzt checkte der Mechatroniker die verschiedenen Bauteile, deren Signale bekanntlich in die Entscheidung des Motorsteuergeräts zur Abschaltung eingehen. Mit dem Diagnosegerät prüfte er die einzelnen Parameter im Steuergerät. Dazu gehörten der Zustand der Batterie, das Signal des Gangstellers, das Motorhauben-Schloss, das Schloss der Fahrertür, das Gurtschloss auf der Fahrerseite, der Innentemperatursensor, der Lenkwinkelsensor und der Parkassistent.

Außerdem kontrollierte der Mechatroniker die Verkabelung und Kontaktierung der Anhänger-Steckdose auch auf Korrosion. Das System funktioniert nämlich nur dann, wenn kein Anhänger an das elektrische Bordnetzsystem angekuppelt ist. Jedoch waren alle Bauteile und Signale in Ordnung.

Sehr selten kann es zu Problemen bei der Übermittlung von Informationen vom Kupplungspedal zur Start-Stopp-Automatik kommen. Ein defekter Sensor kann hier beispielsweise zum Ausfall des Systems führen. Da in der Vergangenheit der Automobilhersteller schon öfter mit dem Kupplungspedalsensor Probleme hatte, prüfte unser Werkstattfachmann die Spannungsversorgung und Funktion des Sensors. Er konnte jedoch keinen Fehler feststellen.

Fehlerhaftes Batteriemanagement

Eine einfache, doch einleuchtende Information gab uns ein befreundeter Autohauskollege. Seiner Meinung nach wurde vermutlich die Batterie bei einem früheren Tausch nicht korrekt im Fahrzeugsystem angemeldet. Unser Werkstattfachmann prüfte also die Bordbatterie und deren Codierung mit dem Diagnosetool.

Dabei zeigte sich, dass die Codierung nicht mit der verbauten Batterie übereinstimmte. Wird die Technologie oder Batteriekapazität fehlerhaft eingegeben, kann das Batterie-Managementsystem (BMS) nicht den richtigen Betriebsalgorithmus anwenden.

In unserem Fall war eine falsche, größere Batterie im Steuergerät codiert. Da das Steuergerät deshalb von einer falschen Kapazität ausging, wurde offensichtlich der Ladezustand als unzureichend für eine Abschaltung und den Wiederstart erkannt. Nach der Neucodierung funktionierte die Start-/Stopp-Automatik wieder einwandfrei.

Dieses Kapitel ist in folgendem Fachbuch erschienen:

Zu Ende denken… Band 9 – Neue knifflige Fälle aus dem Werkstattalltag

1. Auflage 2021, von Georg Blenk, 104 Seiten, 44 Abbildungen/Grafiken/Tabellen, Farbe (4c), Softcover

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