Unlängst kam ein Kunde zu uns in die Werkstatt und bemängelte an seinem etwa zehn Jahre alten Kia einen sporadisch auftretenden Leistungsverlust bei schnellerer Fahrt. Der Leistungseinbruch trat immer beim Beschleunigen ab einer bestimmten Geschwindigkeit auf.
Wir nahmen das Fahrzeug gründlich in Augenschein, konnten jedoch nichts Auffälliges feststellen. Alle in Frage kommenden Schläuche, Leitungen und Steckverbinder schienen in Ordnung zu sein. Eine Fehlerdiagnose mit Hilfe unseres Diagnosegeräts war anfangs nicht möglich, da wir den dafür nötigen speziellen Adapterstecker leider nicht zur Verfügung hatten.
Da das Problem jedoch sonst nicht in den Griff zu bekommen war, bestellten wir den entsprechenden Adapter und gingen erneut ans Werk. Aber auch der Diagnoseversuch mittels Tester blieb ohne Erfolg.
Eigenartigerweise konnten wir bei laufendem Motor und stehendem Fahrzeug keinerlei Anzeichen von Leistungsproblemen feststellen. Sobald wir aber eine Probefahrt unternahmen, tauchte der Fehler wieder auf.
Der Luftmassenmesser geriet schließlich immer mehr ins Visier unserer Untersuchungen, weshalb wir ihn übergangsweise ausbauten – und die Ansaugleitung damit frei im Motorraum lag, was sich später als wichtig herausstellen sollte. Sofort lief das Fahrzeug zwar im Notlauf, aber sonst ohne Probleme.
Die Fehlerquelle schien somit eindeutig ermittelt. Daraufhin bestellten wir einen neuen Luftmassenmesser und bauten ihn ein.
Sehr geknickt
Als wir eine erneute Probefahrt unternahmen, waren wir doch sehr enttäuscht – der Fehler trat erneut auf. Da sich die Symptome in der Werkstatt nicht einmal ansatzweise reproduzieren ließen, hatten wir zunächst auch keine weiteren Ideen und Lösungsmöglichkeiten parat.
Eher zufällig stellten wir irgendwann fest, dass die Schalldämmmatte in der Motorhaube ganz vorne einen Knick hatte. Eine genauere Prüfung ergab, dass diese bei geschlossener Haube beim Fahren durch den Fahrtwind nach unten gedrückt wurde und dann natürlich genau den Ansaugstutzen des Luftfilters verschloss.
Jetzt war uns auch klar, weshalb der Wagen im Stand und bei Probefahrten mit ausgebautem Luftmassenmesser keine Zicken machte: Da der Ansaugweg anders verlief, hatte das Umknicken der Matte während der Probefahrt keine Auswirkungen mehr. Mit dem Befestigen der Dämmmatte an der Haube war der Fehler behoben.
Dieser Fall zeigt, dass sich nicht jeder Fehler nur im Rahmen einer klassisch geführten Fehlersuche finden lässt und häufig eine vermeintlich einfache Ursache zur Lösung des Problems führt.
Zu Ende denken… Band 5 – Knifflige Fälle aus dem Werkstattalltag
1. Auflage 2013, von Georg Blenk, 136 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 15,80 Euro