Im Zuge verschiedener Recherchen habe ich in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt und aufmerksam zugehört. Jedes Mal drehten sich die Unterhaltungen (auch) um das Thema Elektromobilität und mir wurde zum wiederholten Mal klar: An diesem Thema scheiden sich nach wie vor die Geister. Ein Kommentar.
Während sich mehrere Praktiker – unabhängig voneinander – einig waren, dass E-Autos auch in Zukunft ein Nischenprodukt bleiben werden, gibt es für Volker Quaschning, Ingenieurwissenschaftler aus Berlin, keinen Zweifel daran, dass sich diese alternative Antriebsart spätestens bis 2030 flächendeckend durchsetzen wird, wie er in unserem Podcast-Gespräch ausführlich erläutert.
Ganz anders sieht das ein Škoda-Autohausbesitzer aus dem Bayerischen Wald. Er sagt: „Würde in einem Familienhaushalt jeder Zweitwagen elektrisch fahren, wäre das schon immens. Doch dieses Ziel ist nicht in Sicht und es ergäbe auch keinen Sinn. Denn dann bräuchten wir 48 Kernkraftwerke.“ Und dieser Mann ist ein bekennender Verfechter ökologisch wie ökonomisch sinnvollen Wirtschaftens, Lebens und Arbeitens.
Auch Dietrich Kloz, Chef dreier Mercedes-Autohäuser in Baden-Württemberg, zeigte sich bei meinem Vor-Ort-Besuch an seinem neu auf die digitale Welt eingestellten Standort in Fellbach (den Bericht lesen Sie ab Seite 50) überzeugt davon, dass der Automarkt der Zukunft mehr denn je ein bunter Mix aus verschiedenen Antriebsarten sein wird. Die Nachfrage nach Hybriden übertrifft in seinem Geschäft die nach reinen Elektroautos. Die Gretchenfrage für ihn: Wie groß werden die einzelnen Nischen sein?
Es bleibt spannend, wie lange Verbrenner tatsächlich noch ihre Berechtigung und – das Allesentscheidende – ihre Kundschaft haben werden, wenn die E-Technik sich dahingehend entwickelt, dass sie dem Autofahrer das bietet, was er verlangt.
Dazu passt nicht zuletzt, dass auch VW seine „Alles-auf-eine-Karte“-Strategie offenbar zurückzieht. Immerhin hat der künftige VW-Markenchef Ralf Brandstätter den angekündigten Ausstieg des Konzerns aus der Verbrennertechnik relativiert. Die Zeitschrift auto motor und sport zitiert ihn mit den Worten: „Wir haben immer gesagt, dass wir noch auf lange Sicht verschiedene Antriebsarten gleichberechtigt im Programm haben werden.“
Mein Eindruck aus diesen Gesprächen: Der Nebel in der Diskussion um den zukunftsträchtigsten Antrieb hat sich bislang kaum gelegt. Im Licht am Ende des Tunnels tauchen wohl kurzfristig noch alle konventionellen Antriebsarten auf. Doch es bleibt spannend, wie lange Verbrenner tatsächlich noch ihre Berechtigung und – das Allesentscheidende – ihre Kundschaft haben werden, wenn die E-Technik sich dahingehend entwickelt, dass sie dem Autofahrer das bietet, was er verlangt. Quaschning sagt: „Das E-Auto ist schon (bald) ökologischer, günstiger und bietet mehr Fahrspaß. Dann kommt keiner mehr daran vorbei.“
„In zehn Jahren wird der Massenmarkt elektrisch sein“
Sind batterieelektrische Autos die Schlüsseltechnologie für eine grünere Zukunft oder eine Mogelpackung? Oder ist Wasserstoff die Lösung? Und wie steht es um die Batterieforschung? Diese Fragen stellen wir Volker Quaschning, Ingenieurwissenschaftler und Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Dabei fallen die Antworten des Experten überraschend eindeutig aus. mehr …