Carsharing stellt für unsere Branche keine wirkliche Gefahr dar. Zumal: Wäre derzeit das Geld nicht so billig, würden sich viel weniger Investoren für dieses Draufzahl-Geschäftsmodell begeistern, meint Krafthand-Chefredakteur Torsten Schmidt. Wie er dazu kommt hat er in einem Kommentar aufgeschrieben.
Seit Jahren gilt Carsharing – zumindest für Ballungsräume –
als eine Lösung, die Mobilität von morgen neu zu definieren. Menschen sollen sich Autos teilen und damit die Anschaffung sparen. Das würde Ressourcen schonen und die Parkplatznot in den Großstädten mindern. Folgt man diesen Argumenten und die Verbreitung von Carsharing nähme zu, hätte das für unsere Branche durchaus negative Auswirkungen: Autohäuser würden weniger Fahrzeuge verkaufen. Und in der Folge gäbe es weniger Arbeit für Werkstätten. Soweit die Theorie.
In der Praxis sieht es jedoch anders aus. Carsharing setzt sich nach wie vor nicht durch. Die Nutzungszahlen sind einfach zu gering, um dieses Geschäft kostensenkend, geschweige denn gewinnbringend betreiben zu können. Nicht ohne Grund hat sich Mazda von seinen Carsharing-Aktivitäten verabschiedet und haben die Erzfeinde BMW und Mercedes-Benz ihre Carsharing-Unternehmungen verschmolzen. Nicht umsonst scheitern immer wieder Start-ups nach einer gewissen Zeit, weil Investoren den Geldhahn zudrehen.
Denn selbst wenn Kunden Carsharing grundsätzlich positiv beurteilen, ist es nicht ausgemacht, dass das Modell auch genutzt wird. Eine Studie der Universität Hohenheim, in der untersucht wurde, warum Carsharing-Angebote scheitern und was deren Nutzer wünschen, kommt zu dem Schluss, dass „das Angebot nicht zu den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen der angesprochenen Zielgruppe passt”.
Ein weiteres Ergebnis: Die Messlatte der Konsumenten liegt sehr hoch und orientiert sich an der Nutzung des Privat-Pkw. Nicht zuletzt aus dieser nicht völlig neuen Erkenntnis heraus meinen viele Experten, Carsharing kann sich erst dann in der Breite und kostendeckend durchsetzen, wenn Autos vollkommen autonom unterwegs sein können, sodass der Wagen zum Nutzer kommt und nicht der Nutzer zum Auto muss.
Gehen wir davon aus, das kommt so: Ist Carsharing dann tatsächlich noch eine Mobilisierung, die Verkehrsprobleme löst? Denken wir nur mal an die vielen Leerfahrten, die es dann geben wird, oder an die Personen, die vom Nahverkehr auf das Carsharing-Auto umsteigen. Vor diesen Hintergründen wird Carsharing maximal ein Nischenprodukt bleiben und unserer
Branche nicht wehtun.