Im März dieses Jahres hat der französische Autokonzern PSA die GM-Tochter Opel übernommen. Dieser Schritt kam für viele überraschend, erst recht für die Händler. Die Opel-Beschäftigten können nun offenbar aufatmen. Doch wie sehen die Vertragspartner ihre Zukunft? KRAFTHAND hat im Rahmen einer Umfrage ein aktuelles Stimmungsbild erhalten.
Die Blitznachricht , dass GM seine deutsche Tochter Opel an den PSA-Konzern verkauft, hat nach der Pressemitteilung vom 6. März hohe Wellen geschlagen und sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Vertragspartnern zu kurzzeitiger Verunsicherung geführt. Die Betriebsversammlungen Anfang April an allen deutschen Opel-Standorten brachten mehr Klarheit: Die bisherige Adam Opel AG soll in eine GmbH umgewandelt werden.
Chancen ergeben sich durch Synergieeffekten bei Motoren, Getrieben und Innovationen.
In einem zweiten Schritt will man die bisherige Opel Group GmbH in dieser Gesellschaft aufgehen lassen. Damit würden dann alle Geschäftsaktivitäten von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall mit schlankeren Strukturen unter ein Dach gebracht. So weit so gut. Doch wie sehen die Opel-Vertragspartner die Zukunft ihrer Marke und ihres eigenen Betriebs?
Künftig mehr Wertschätzung
Insgesamt 35 Opel-Partner aus ganz Deutschland haben KRAFTHAND ihr Stimmungsbild mitgeteilt, das überwiegend positiv ausfällt. 32 Betriebe sehen durch die Übernahme Chancen für die Zukunft – nur drei Betriebe fürchten eher Risiken. „PSA denkt europäisch und weiß auch das Know-how der Opel-Ingenieure mehr wertzuschätzen“, ist sich Matthias Hartmann vom gleichnamigen Autohaus in Alsfeld sicher. Ein Opel-Servicepartner aus Uffenheim geht davon aus, dass künftig ein schnelleres Reagieren auf europäische Marktbedürfnisse möglich ist und hofft auf die zukünftige Eigenständigkeit der Modelle. Den nun möglichen weltweiten Verkauf der Fahrzeuge unter der Marke Opel beurteilt ein Händler aus Wolgast als positiv.
Demgegenüber steht die Befürchtung von zwei weiteren Vertragspartnern. Sie gaben zu bedenken, dass vielversprechende Modelle dem Rotstift zum Opfer fallen könnten. Und auch die Markenwahrnehmung wird kritisch betrachtet: „Risiken sehe ich nur in der Kundenakzeptanz aufgrund von Qualitäts- und Langzeiterfahrungen mit französischen Produkten. Chancen verbinde ich mit starken Synergieeffekten bei Motoren, Getrieben und neuen Innovationen“, so Jochen Lowak, Geschäftsführer des Autohauses Pütz in Bad Wörishofen. Ein Opel-Vertragshändler aus Alzey bringt seine Stimmungslage wie folgt auf den Punkt: „Schlimmer geht immer – aber alles ist besser als GM!“
Kein ungeliebtes Schmuddelkind mehr
Überwiegend positiv sehen die Befragten auch die Zukunft ihres eigenen Betriebs. Insgesamt zwölf Betriebe bewerten ihre Ausgangslage als unverändert, zwei sind noch unschlüssig, wie sie ihre eigene Zukunft einschätzen sollen. Drei Betriebe erwarten eine negative Entwicklung, 19 Unternehmer dagegen eine sehr positive. Einige Opel-Betriebe möchten jetzt versuchen, zusätzlich den Werkstattvertrag für Peugeot und Citroën zu erhalten. So auch ein Servicebetrieb aus Wasserburg.
Wir werden das Aushängeschild deutscher Ingenieursarbeit.
Opel-Händler Hannuschka aus Großräschen blickt aus einem weiteren Grund positiv in die Zukunft. „Die überwiegende Mehrheit unserer Kunden kommt dank der persönlichen Identifikation mit unserem Betrieb und nicht zwingend mit der Marke zu uns. Passt künftig die Qualität der Fahrzeuge, sehen wir unsere Zukunft optimistisch“, so Ines Schönheid, Assistentin der Geschäftsleitung. Der Bad Wörishofener Opel-Vertreter bewertet die aktuelle und künftige Lage für seinen Betrieb als gefestigt und positiv. „Opel war immer das ungeliebte Schmuddelkind eines 15-Marken-Konzerns – jetzt werden wir das Aushängeschild deutscher Ingenieursarbeit in einem europäischen 3-Markenverbund“, so Lowak.
Stabile Partnerschaft
Entsprechend der positiven Stimmungslage machen sich die befragten Betriebe auch noch wenig Gedanken über weitere mögliche Geschäftsmodelle. Drei Betriebe sind bereits Mehrmarkenhändler. Zwei weitere überlegen, ihr Geschäft in diese Richtung zu entwickeln. Auch eine Kündigung der Vertragspartnerschaft kommt für die meisten Befragten derzeit nicht in Frage. „Als Opel-Partner mit 25-jähriger Erfahrung werfen wir so schnell nicht hin“, so Schönheid vom Autohaus Hannuschka. Auch in Alsfeld ist man entschlossen: „Wir geben den Markenvertrag keinesfalls ab, es sei denn, Opel kündigt uns.“