Mit den in Stuttgart angekündigten Fahrverboten bei Feinstaubalarm hat die Diskussion um die Nachrüstung von Euro-5-Dieselfahrzeugen Fahrt aufgenommen. Knackpunkte sind dabei beispielsweise die Kosten und die Frage, wo der AdBlue-Tank Platz findet. KRAFTHAND berichtete in der Ausgabe 8/2017 ausführlich dazu und stellte das SCR-Nachrüstsystem von Twintec vor. Jetzt hat der ADAC einen Prototyp mit diesem System getestet.
Wie der Automobilclub auf seiner Internetseite mitteilt, „wurde das Auto von Twintec bereitgestellt und soll mit nachgerüsteter AdBlue-Einspritzung anstelle der Abgasnorm Euro 5 jetzt Euro 6 erreichen.“ Bei dem Testfahrzeug handelt es sich um einen VW Passat Variant 1.6 TDI (B7), der Angaben zufolge weitgehend mit VW-Baugruppen umgerüstet wurde.
Euro 6 unterboten
Laut ADAC wurden mit dem Wagen sowohl im künftigen Zulassungszyklus (WLTC) als auch im ADAC Autobahnzyklus die gesetzlichen Euro-6-Grenzwert (80 mg/km) unterboten. Im realen Betrieb auf der Straße (Real Driving Emissions, RDE) konnten die Prüfer diese Ergebnisse bestätigen. Zudem stellte sich bei einer Vergleichsfahrt mit abgeschaltetem Nachrüstsystem heraus, dass die NOx-Emissionen bei aktiver AdBlue-Einspritzung um mehr als 90 Prozent niedriger liegen können.
Weiterhin schauten sich die Experten des Automobilclubs den AdBlue-Verbrauch des Prototypen an. Etwa 2 l auf 1.000 km sind notwendig, um die genannten Testergebnisse einzufahren. Letztlich geht der ADAC auf Basis dieser Messung davon aus, „dass je nach Größe, Gewicht und Motorisierung des Fahrzeugs für einen durchweg sauberen Betrieb zwischen 1,5 l und 3 l AdBlue auf 1.000 km nötig sind. Die zusätzlichen Kosten für das AdBlue belaufen sich somit im ungünstigsten Fall auf etwa 20 Cent pro 100 km (bei einem Verbrauch von 3 l AdBlue pro 1.000 km und einem Literpreis von 65 Cent).
5 Prozent Mehrverbrauch durch Nachrüstung
Bezüglich des CO2-Ausstoßes und des Dieselverbrauchs zieht das Nachrüstsystem Negativeffekte nach sich. So gibt der Automobilclub einen Verbrauchsanstieg von rund fünf Prozent an, was automatisch auch zu mehr Kohlendioxid-Emissionen führt. Der Mehrverbrauch gehe auf die elektrische Energie zurück, die für die AdBlue-Dosierung und für die Heizung des Nachrüstsystems notwendig ist. Immerhin sind hier je nach Fahrprofil und Heizung bis zu 400 W erforderlich, die vom Generator zusätzlich bereitgestellt werden müssen.
Auch wenn sich der ADAC grundsätzlich positiv gestimmt zeigt, gebe es vor einem Serieneinsatz noch Fragen zu beantworten. Hierbei fallen die Stichworte Kosten, Systemeinbindung im Fahrzeug, Dauerhaltbarkeit, Betriebssicherheit sowie eine mögliche Überdosierung von AdBlue und der daraus resultierende erhöhte Ammoniakausstoß. Außerdem ist zu klären, ob ein solches System überhaupt flächendeckend in viele unterschiedliche Fahrzeugmodelle nachgerüstet werden kann. Oftmals fehlt es schlicht an Bauraum, um die Systemkomponenten unterbringen zu können.
Mehr Informationen zu dem ADAC-Test auf www.adac.de/scr-nachruestung.