Käfer und VW Golf I hätten unterschiedlicher kaum sein können, dennoch klappte die Wachablösung im Frühjahr 1974 tadellos. Der eckige Giugiaro-Entwurf mit Frontantrieb und Heckklappe verteidigte den Erbtitel „Deutschlands meistverkauftes Auto“ von Anfang an mit Bravour. Nur 1980 wurde es ausnahmsweise mal nichts mit Platz 1 in den Charts – doch das kann in den besten Familien vorkommen. Apropos Familie: Bei den ABTs machte man sich schon von Beginn an Gedanken über das korrekte Modifizieren des erfolgreichen Wolfsburgers.
Was 1982, kurz vor dem Wechsel zum Golf II, die Werkstatt in Kempten verließ, war ähnlich provokant wie ein Irokesenschnitt in einer Klosterschule: 7-Zoll-Breitbau-Fahrwerk für 15.000 D-Mark und von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden – so etwas hatte man bei einem Volkswagen noch nicht gesehen.
„Wie eine Bodybuilderin im weißen Brautkleid“, titelte unlängst ein Automagazin anlässlich einer durchaus liebevollen Rückschau. „Und so unpassend ist der Vergleich gar nicht, denn für so manchen mag die Fahrt im Breitbau-ABT der schönste Tag im Leben gewesen sein“, gibt sich CEO Hans-Jürgen Abt versöhnlich. In puncto Mitgift waren die Allgäuer auch alles andere als geizig: So schenkte der Veredler fast 50 Prozent mehr Leistung ein als ein Serien-GTI aufbieten konnte. In Worten: Einhundertdreiundsechzig Pferdestärken oder
120 kW. Aufgrund des famosen Leistungsgewichts von 5,2 Kilo pro PS ist ein aktueller GTI (162 kW / 220 PS) übrigens nur 0,3 Sekunden schneller auf Landstraßentempo.
Verantwortlich für den Kick des alten Haudegens war laut ABT übrigens ein KKK-Abgasturbolader – so eine Turbine gab es seinerzeit im Konzern ab Werk höchstens beim exorbitant teuren Urquattro. Qualitativ war ABT übrigens schon damals eher Veredler als Tuner: So wurde das Triebwerk des Einsers mit zahlreichen Highend-Komponenten wie Autothermatik-Kolben und spezieller Kurbelwelle standfest gemacht. Obendrein gab es eine herrlich röhrende „Turbo-Abgasanlage“ und das ABT „Super-Fahrwerk“. Auch die exzellent in Stahl gefertigten Spurverbreiterungen beeindrucken noch heute durch die Qualität ihrer handwerklichen Ausführung. Dreiteilige Aluräder im zeitgenössischen Kreuzspeichendesign mit heute putzig anmutenden Breitreifen der Größe 205/60R13 rundeten das Exterieurpaket des Einser-ABTs ab.
Innen spendierte ABT seinem „Baby“ übrigens ein weißbeledertes Sportlenkrad sowie diverse Zusatzinstrumente. Anders als beim Golf VII sucht man ein digitales Display allerdings vergeblich, was fast schade ist, denn schließlich wurde 1982 auch das populäre J-Emoticon erfunden. Aber egal – dafür steht einem das Grinsen eben im Gesicht.