12.000 Euro pro Arbeitsstation
Wie insbesondere die E-Mobilität aus Sicht von eBay den Online-Ersatzteilhandel sowie das Werkstattgeschäft beeinflusst.
Trends wie autonomes Fahren oder E-Mobilität verändern den Kfz-Aftermarket – und damit auch das Werkstattgeschäft. Immerhin hat schon die alte Bundesregierung davon gesprochen, dass 2030 hierzulande zwischen sieben und zehn Millionen E-Autos auf den Straßen rollen sollen. Als davon ebenfalls Betroffener beobachtet eBay den Mobilitätsumschwung sehr genau.
In einer internen Studie hat das Unternehmen untersucht, wie insbesondere E-Autos den E-Commerce bei Kfz-Teilen verändern und welche Investitionen durch E-Antriebe auf Werkstätten zukommen. Sascha Hermann, Category Lead Parts & Accessories bei eBay Deutschland, stand Krafthand dazu Rede und Antwort.
Herr Hermann, eBay als Online-Marktplatz für Autoersatzteile wird den Umschwung genauso zu spüren bekommen wie andere Player im Aftermarket. Wann, denken Sie, wirkt sich das bei Ihnen aus?
Tatsächlich bemerken wir die ersten Zeichen dieses Wandels schon heute. So ist der Anteil der Elektrofahrzeuge im Fahrzeugbestand in Deutschland schon 2021 deutlich stärker gestiegen als vielfach prognostiziert. Das hat sich natürlich bereits auf unser Geschäft ausgewirkt. So ist etwa der Verkauf von Artikeln aus dem Bereich Ladetechnik, also Wallboxen, Kabel etc., im dreistelligen Prozentsatz gestiegen. Größere Auswirkungen werden sich dann sicher schon in den nächsten acht bis neun Jahren, also bis 2030, zeigen.
Worauf stützt sich diese Annahme?
Die Annahmen basieren auf internen Untersuchungen, die insbesondere die Frage behandeln, wie der Trend hin zu mehr E-Mobilität sich bis 2030 auf den Kfz-Teilehandel im E-Commerce sowie das Werkstattgeschäft auswirken wird.
Um wie viel könnte der Ersatzteilbedarf durch E-Autos zurückgehen?
Aufgrund unterschiedlicher technologischer Voraussetzungen sind E-Fahrzeuge weniger reparatur- und wartungsbedürftig und benötigen weniger Ersatzteile als etwa Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Wir erwarten, dass etwa ein Viertel der heute bei eBay gehandelten Teilekategorien von diesen neuen Bedingungen betroffen sein werden. So werden etwa klassische Teile eines Verbrennungsmotors nicht mehr benötigt. Zugleich entstehen durch die Verbreitung von E-Mobilität aber auch neue Teilekategorien.
Können Sie Beispiele für neue Teilekategorien nennen?
Hier sehen wir vor allem Akkus, Converter oder Software, aber auch neue Servicebereiche, die in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewinnen werden.
Lässt sich darüber hinaus das zurückgehende Teilegeschäft in den klassischen Bereichen auch noch anderweitig kompensieren? Etwa mit Zubehör oder sogar speziellen Tuninglösungen für E-Autos?
Eine Kompensationsmöglichkeit sehen wir insbesondere durch die genannten Chancen, die durch die Etablierung von E-Mobilität entstehen. Aber natürlich wird auch das Thema Individualisierung zunehmen.
Sie haben in Ihren internen Studien die Auswirkungen der E-Mobilität nicht nur für sich selbst und den Ersatzteilbedarf untersucht, sondern auch für Werkstätten. Was können Sie hierzu sagen?
Generell, dass der Bedarf an Reparaturleistungen in vielen altbewährten Bereichen zurückgehen wird, weil Elektrofahrzeuge nicht so stark verschleißen. Auf der anderen Seite entstehen aber auch ganz neue Servicebereiche, wie Akku-Services und Software-Updates. Das klassische Werkstattgeschäft wird sich also verändern. Werkstätten, die das heute erkennen, sich darauf einstellen und rechtzeitig investieren, können mittel- bis langfristig durchaus von diesem Wandel profitieren. Laut Berechnungen aus unserer Studie werden Werkstätten rund 12.000 Euro pro Arbeitsstation investieren müssen, um diese für die Reparatur und Wartung von E-Fahrzeugen aufzurüsten. Die laufenden Kosten pro Jahr dürften sich auf 2.500 bis 7.500 Euro belaufen.
„Es werden neue Servicebereiche entstehen, wie Akku-Services und Software-Updates. Das hat Einfluss auf das klassische Werkstattgeschäft.“
Dass Sie bei den Studien auch die Werkstätten im Blick hatten, lässt den Rückschluss zu, dass eBay diese noch mehr als Kunden ansprechen will. Aber warum sollten diese ausgerechnet bei eBay und nicht auf anderen Plattformen kaufen?
Zum einen finden Werkstätten bei eBay heute das ganze Spektrum an Teilen, in einigen Fällen direkt von den Markenherstellern oder bei von diesen autorisierten Händlern. Darüber hinaus sind die Angebote bei eBay oft sehr kostengünstig. Ein Faktor, der zukünftig noch stärker an Bedeutung gewinnen wird. Und schließlich bieten wir professionellen Käufern, wie Werkstätten, auf unserem Marktplatz die Möglichkeit, benötigte Teile einfach und passgenau zu finden. Dazu dient etwa unser Teilefinder. Dieser ermöglicht es, bei der Suche auch die HSN/TSN sowie die Marke beziehungsweise das Modell als zusätzliche Kriterien anzugeben. So bekommen Kunden nur die Teile zu sehen, die haargenau in das Fahrzeug passen, um das es geht.
Nun gibt es aber viele Plattformen für Ersatzteile. Und es heißt immer wieder, dass andere große Player wie Amazon ihre Aktivitäten in Sachen Ersatzteile stärken wollen. Ist also ein Konsolidierungsprozess im E-Commerce zu erwarten?
Wir beobachten vor allem, dass viele Hersteller sich zunehmend für den Direktvertrieb bei eBay als Marktplatz interessieren und die Eröffnung eines eigenen eBay-Shops ins Auge fassen. Das ist aber kein ganz neues Phänomen. Der Kfz-Bereich nähert sich hier anderen Branchen an, die diesen Weg bereits gegangen sind.
„Der Rückgang an Autoreparaturen ist eine Realität, der sich Werkstätten stellen müssen.“
Neben der E-Mobilität ist auch das autonome Fahren ein Thema in der Branche. Auch über die damit verbundenen Auswirkungen für den Ersatzteilbedarf hat sich eBay Gedanken gemacht. Welche?
Generell ist damit zu rechnen, dass mit der Etablierung des autonomen Fahrens die Anzahl der Verkehrsunfälle nachhaltig sinken wird. Das ist eine gute Nachricht, die uns alle hoffnungsvoll stimmen sollte. Doch natürlich bedeutet dies für Werkstätten, deren Betreiber und Mitarbeiter auch, dass der Bedarf an Reparaturen, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen, zurückgehen wird. Das ist, ganz unabhängig von aller Freude über die erhöhte Sicherheit von Menschen im Straßenverkehr, eine ökonomische Realität, der sie sich stellen müssen.
Konkret müssen sich Werkstätten künftig darauf konzentrieren, ihr Geschäft für Kunden attraktiv zu halten und gleichzeitig ihren Betrieb so effizient wie möglich zu gestalten. So werden sie auch unter sich verschärfenden Wettbewerbsbedingungen bestehen können. Ein wichtiger Hebel sind die Preise für Reparaturen, und damit auch für die verwendeten Ersatzteile. Nach unserer Erfahrung werden Kunden hier zunehmend preissensibel. Mit unserem Online-Marktplatz schaffen wir einen Ort, an dem Werkstätten praktisch jedes Teil passgenau und kostengünstig erwerben können. Wir verstehen uns also als Partner, der sie dabei unterstützt, in einem sich stark verändernden Umfeld zu bestehen.
Herr Hermann, vielen Dank.
Die Fragen stellte Torsten Schmidt.
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