Interview Rowe zum Automatikgetriebeölwechsel

Expertenmeinung zum Ölverschleiß im Automatikgetriebe

Schmierstoffspezialist Lutz Hinners von Rowe über die Sinnhaftigkeit von Getriebeölwechseln und darüber, ob sich ATFs mit nachträglich zugefügten Additiven wieder aufpeppen lassen.

Die Ölfüllung im Automatikgetriebe soll bei manchen Herstellern ein Autoleben lang halten. Bild: Byrd Setta – stock.adobe.com

Herr Hinners, viele Fahrzeughersteller setzen beim Automatikgetriebeöl auf Lifetime-Füllungen. Doch es gibt auch Empfehlungen von Getriebeherstellern wie ZF, das ATF nicht lebenslang im Getriebe zu lassen. Wann ist Ihrer Meinung nach ein Austausch empfehlenswert, schon nach 80.000 km?

80.000 km als Wechselintervall wäre noch nicht extrem lang für einen modernen Stufenautomaten. Eher 100.000 bis 120.000 km, aber es gibt dafür nicht immer starre Regeln. Die Additive verbrauchen sich mit der Zeit tatsächlich und natürlich ist auch Abrieb im Ölkreislauf – auch von den Belägen. Auf jeden Fall ist die Füllung keine echte Lifetime-Füllung.

„Bei einem Getriebeölwechsel wird nur circa halb so viel ATF getauscht wie bei einer Spülung.“

Demnach halten Sie regelmäßige Wechsel für sinnvoll?

Der Effekt eines rechtzeitigen ATF-Wechsels kann frappierend sein und ist – im Gegensatz zum Motorölwechsel – für den Fahrer oft deutlich wahrnehmbar. Wobei hier schon die Laufleistung und nicht so sehr die Zeit das Kriterium ist. Alle zwei bis drei Jahre wäre übertrieben, wenn wenig gefahren wurde.

Lutz Hinners, technischer Trainer bei Rowe. Bild: Rowe

Wichtig ist, zu unterscheiden zwischen „echten“ Stufenautomaten (etwa ZF 6- bis 8-Gang oder MB) und Doppelkupplungsgetrieben. Letztere werden wie Automatikgetriebe gefahren, sind aber technisch keine Stufenautomaten, sondern Schaltgetriebe. Hier schreibt beispielsweise Volkswagen einen Ölwechsel schon nach 60.000 km vor (nur bei nasser Kupplung, die aber mittlerweile die meisten DCTs haben).

Der Wechsel ist auch notwendig, weil sich das Schaltverhalten relativ schnell deutlich verschlechtern kann.

Worin sehen Sie die Notwendigkeit eines Wechsels oder einer Spülung?

Die Notwendigkeit des Wechsels liegt beim Verbrauch der Additive, der generellen Ölalterung und Verschmutzung. Beim Stufenautomaten ist eine Spülung sehr sinnvoll – natürlich auch für die Werkstatt.

Hintergrund ist, dass bei einem Wechsel nur circa die Hälfte des Öls getauscht werden kann. Der Rest verbleibt im Wandler und anderen Bauteilen. Deshalb hier eine Spülung, um annähernd die gesamte Ölfüllung zu tauschen.

Wenn Additive verschleißen, wäre es dann eine Alternative, Additivzusätze nachzufüllen, um das Öl wieder aufzupeppen?

Additive können mit der Zeit verbraucht werden. Zum Beispiel Verschleißschutzadditive oder das Reibverhalten beeinflussende Additive im ATF verbrauchen sich. Zum Teil durch Reaktionen mit Oberflächen oder auch durch Alterung und Oxidation.

Es ist aber eher ein Zusammenspiel aus der Alterung und Verschmutzung des gesamten ATF und der betroffenen Reibbeläge, das den Wechsel erforderlich macht. Sonst könnte man zum Beispiel durch Zugabe einer Dose „Additiv“ den Anfangszustand wieder herstellen. Das wäre aber nicht ausreichend.

Welche Getriebeöle hat Rowe im Sortiment?

Das gesamte Spektrum für den Automotivebereich, also Schaltgetriebeöle, Achsgetriebeöle (auch Universal), DCT-Fluid, CVT-Fluid, etliche ATFs. Zu finden auf unserer Website oder gern auch spezifisch für konkrete Fahrzeugmodelle über unseren Ölwegweiser auf der Website.

Herr Hinners, vielen Dank.

 

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